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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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Baumwurzel und griff erneut an. Unerwartet machte der Chevalier einen Ausfall, stach zu – und Christians Hemd färbte sich unterhalb der Schulter rot.
    „Gebt Ihr auf, de Saumurat?“, fragte der Sekundant des Chevaliers hoffnungsvoll.
    „Keineswegs“, rief Christian zornig und startete die nächste Attacke.
    In diesem Augenblick tauchte eine Kutsche aus dem Ufernebel auf, und eine helle Frauenstimme tönte zu ihnen hinüber: „Aufhören! Im Namen des Königs!“
    Christian hielt verblüfft mitten in der Attacke inne und blickte sich nach der Ruferin um. Der Chevalier sah seine Chance gekommen. Mit aller Kraft warf er sich nach vorn, um den Gegner mit dem Degen zu durchbohren. Hätte Christian sich nicht blitzschnell zur Seite bewegt, so wäre diese hinterhältige Aktion gelungen. So aber wurde der Chevalier durch die Wucht seines Angriffs selbst zu Boden gerissen. Man vernahm ein lautes metallenes Geräusch – der Chevalier blieb bewegungslos liegen. Marguerite riss den Kutschenschlag auf und eilte voller Entsetzen herbei, um sich zwischen die Kämpfenden zu stellen. Doch es war unnötig. Der Duc kniete neben de Boudard am Boden und versuchte den schweren Körper auf den Rücken zu drehen.
    „Ihr unbedachtes Geschrei, Madame, hat Ihrem Schützling fast das Leben gekostet“, bemerkte er.
    Auch der junge Adelige war herbeigelaufen. Christian, den Degen von sich werfend, kniete voller Entsetzen neben de Boudards bewegungslosem Körper. Marguerite starrte auf den Degen, den der Tote noch immer umklammert hielt. Die Waffe war wenige Zentimeter unterhalb des Griffes zerbrochen. Die abgebrochene Schneide war im Boden stecken geblieben und dem Chevalier bei seinem Fall ins Herz gedrungen.
     
    Jeanne hatte sich noch nie in ihrem Leben so elend gefühlt. Ihr ganzer Körper war wie zerschlagen, ihr Kopf dröhnte, und als sie in den Spiegel sah, stellte sie entsetzt fest, dass ihre Lippe dick geschwollen war. Über ihrer rechten Schläfe bis zur Wange hinunter zog sich ein dunkler Bluterguss. Der Chevalier hatte sie in ihrem Schlafzimmer eingeschlossen, nicht einmal Nadine durfte zu ihr. Sie hatte an der Türklinke gerüttelt und gerufen – daraufhin war die Tür geöffnet worden, und die Alte stand auf der Schwelle.
    „Was willst du?“, fuhr sie sie boshaft an.
    „Ich will hier raus“, fauchte Jeanne. „Niemand hat das Recht, mich einzusperren!“
    „Du bleibst hier so lange drin, wie es der Herr befielt“, gab die Alte kurz angebunden zurück und schlug ihr die Tür vor der Nase zu. Jeanne hörte, wie auf der anderen Seite der Riegel vorgeschoben wurde, dann entfernte sich die Alte mit schlurfenden Schritten. Verzweifelt irrte Jeanne im Raum umher wie ein gefangenes Tier. Sie war der Willkür dieses Mannes ausgeliefert, er konnte mit ihr tun und lassen, was ihm beliebte. Schreckliche Visionen schossen durch ihr Hirn. Dieser Mensch, der ihr zuerst so harmlos erschienen war, hatte eine teuflisch perverse Fantasie. Nadine hatte nur zu recht gehabt, sie vor ihm zu warnen. Er würde seine Freude daran haben, sie auf alle möglichen Arten zu quälen und zu demütigen.
    Sie ließ sich auf einen Sessel fallen und kauerte sich fröstelnd zusammen. Niemand würde ihr helfen – sie war ganz allein auf sich selbst angewiesen. Es gab nur eine einzige Möglichkeit, diesem Menschen beizukommen: Sie musste seine Sinne erregen. Sie musste ihn verführen, sodass er alle Vorsicht vergaß. Nur dann würde sie eine Chance haben, ihm zu entkommen. Mit dieser schwachen Hoffnung im Herzen war sie gegen Morgen völlig erschöpft in ihrem Sessel eingeschlummert. Sie erwachte von einem lauten Geräusch – die Tür ihres Zimmers wurde aufgerissen.
    „Jeanne – um Gottes Willen. Was hat er mit dir getan?“
    Sie blinzelte ins Licht und erkannte zu ihrer größten Verblüffung, dass es Christian war, der sich über sie gebeugt hatte. Mit zitternden Händen strich er ihr das Haar aus der Stirn. „Es ist alles meine Schuld. Ich war eifersüchtig und habe dich beleidigt. Vergib mir, Jeanne. Bitte, vergib mir, Liebste....“
    Er sank auf die Knie vor ihr und umfing sie, drückte seinen Kopf in ihren Schoß. Sie begriff nichts, sah herab auf seinen blonden Haarschopf, und seine Verzweiflung überwältigte sie so, dass sie voller Zärtlichkeit mit der Hand durch seine Locken fuhr. „Genug“, sagte eine energische Stimme. „Jede Minute ist kostbar, Comte.“ Jetzt erst sah Jeanne, dass sie nicht allein waren. Der Duc de Gironde war ins

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