Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
Ferdinands, weiter Karriere zu machen, durch den langen Frieden, der allem Anschein nach Europa bevorstand, vermindert. Nur Griechenland hatte sich gegen die Türkei erhoben und begann seinen Unabhängigkeitskrieg; aller Augen waren nach Athen gerichtet, es war Mode, die Griechen zu beklagen und zu unterstützen. Ohne sie off en zu unterstützen, duldete die französische Regierung doch, daß französische Offi ziere nach Griechenland gingen. Ferdinand erbat und erhielt die Erlaubnis, griechische Dienste anzunehmen, während er nichtsdestoweniger in der Armeeliste weitergeführt wurde.
    Bald vernahm man, daß der Graf von Morcerf – das war sein Name – mit dem Grad eines Generalinstrukteurs in die Dienste Ali Paschas getreten sei. Ali Pascha fi el, wie Sie wissen; aber vor seinem Tod belohnte er die Dienste Ferdinands, indem er ihm eine bedeutende Summe vermachte.
    Ferdinand kehrte nach Frankreich zurück, wo ihm sein Grad als Generalleutnant bestätigt wurde.«
    »So daß er heute …«, fragte der Abbé.
    »So daß er heute«, fuhr Caderousse fort, »einen prächtigen Palast in Paris, Rue du Helder Nummer , besitzt.«
    Der Abbé öff nete den Mund, zögerte einen Augenblick und fragte dann, sich zusammennehmend:
    »Und Mercedes? Es wurde mir versichert, daß sie verschwunden sei.«
    »Verschwunden?« entgegnete Caderousse. »Ja, wie die Sonne ver-schwindet, um am andern Tag strahlender aufzugehen.«
    »Hat sie denn auch ihr Glück gemacht?« fragte der Abbé mit iro-nischem Lächeln.
    »Mercedes ist gegenwärtig eine der vornehmsten Damen von Paris«, antwortete Caderousse.
    »Fahren Sie fort«, sagte der Abbé; »es ist mir, als ob ich den Bericht von einem Traum hörte. Aber ich habe selbst so außergewöhnliche Dinge gesehen, daß ich mich über nichts mehr wundere.«
    »Mercedes war verzweifelt über den Schlag, der ihr Edmund nahm.
    Ich habe Ihnen von ihren Schritten bei Herrn von Villefort und ihren Bemühungen um Dantès’ Vater erzählt. Mitten in ihrer Verzweifl ung traf sie ein neuer Schmerz, die Abreise Ferdinands, dessen Verbrechen sie nicht kannte und den sie wie einen Bruder liebte.
    Ferdinand ging fort, und sie blieb allein.
    Ein Vierteljahr verfl oß für sie in Tränen: keine Nachrichten von Edmund, keine von Ferdinand; nichts vor den Augen als einen Greis, der aus Verzweifl ung starb.
    Eines Abends, nachdem sie, wie das ihre Gewohnheit war, an der Straße von Marseille nach dem Katalonierdorf gesessen hatte, kehrte sie niedergeschlagener als je nach Hause zurück; weder ihr Geliebter noch ihr Freund kamen zurück, und sie hatte von keinem der beiden eine Nachricht.
    Plötzlich glaubte sie einen bekannten Schritt zu hören, sie wandte sich um, die Tür ging auf, und sie sah Ferdinand in Leutnantsuniform.
    Das war nicht die Hälfte von dem, was sie beweinte, aber es war ein Teil ihres vergangenen Lebens, der wieder zu ihr kam.
    Mercedes ergriff die Hände Ferdinands mit einem Entzücken, daß dieser für Liebe hielt, das aber nur die Freude darüber war, nicht mehr allein zu sein auf der Welt und endlich nach langen Stunden einsamer Traurigkeit einen Freund wiederzusehen. Übrigens war ihr ja Ferdinand niemals widerwärtig gewesen, sie hatte ihn nur nicht geliebt; ein anderer nahm das ganze Herz Mercedes’ ein. Dieser andere war verschwunden, vielleicht tot. Bei diesem letzteren Gedanken brach Mercedes in Weinen aus und rang vor Schmerz die Hände; aber dieser Gedanke, den sie früher, wenn er ihr von einem anderen eingegeben wurde, zurückstieß, kam ihr jetzt ganz von selbst.
    Zudem hatte der alte Dantès ihr fortwährend gesagt: ›Unser Edmund ist tot, denn sonst würde er zurückkehren.‹
    Der Alte war gestorben, wie gesagt; wäre er am Leben geblieben, vielleicht wäre Mercedes nie die Frau eines andern geworden, denn er wäre dagewesen, um ihr ihre Untreue vorzuwerfen. Ferdinand begriff das. Als er vom Tod des Alten erfuhr, kam er zurück. Diesmal war er Leutnant. Bei der ersten Reise hatte er kein Wort von Liebe gesagt; bei der zweiten erinnerte er sie daran, daß er sie liebte.
    Mercedes bat um ein halbes Jahr, um Edmund zu erwarten und zu beweinen.«
    »In der Tat«, fi el der Abbé mit bitterem Lächeln ein, »das macht im ganzen anderthalb Jahre. Was kann der angebetetste Liebhaber mehr erwarten?«
    Dann murmelte er die Worte des englischen Dichters: »Schwach-heit, dein Name ist Weib!«
    »Ein halbes Jahr darauf«, fuhr Caderousse fort, »fand die Hochzeit in der Église des

Weitere Kostenlose Bücher