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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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die Herr Morrel anspielt, ist wunderbar«, fuhr Château-Renaud fort, »und er wird sie Ihnen eines Tages er-zählen, wenn Sie besser mit ihm bekannt sein werden; für heute wollen wir den Magen versorgen und nicht das Gedächtnis. Wann frühstücken Sie, Albert?«
    »Halb elf.«
    »Pünktlich?« fragte Debray, seine Uhr ziehend.
    »Oh, Sie werden mir wohl fünf Minuten Gnadenfrist geben«, sagte Morcerf, »denn ich erwarte auch einen Retter.«
    »Und woher kommt der?« fragte Debray.
    »Davon habe ich allerdings keine Ahnung«, antwortete Albert. »Als ich ihn vor drei Monaten eingeladen habe, war er in Rom; aber wer kann sagen, welchen Weg er seitdem zurückgelegt hat!«
    »Und halten Sie ihn für fähig, pünktlich zu sein?« fragte Debray.
    »Ich halte ihn zu allem fähig«, antwortete Morcerf.
    »Geben Sie acht, es sind mit den fünf Gnadenminuten nur noch zehn Minuten!«
    »Gut, ich werde sie benutzen, um Ihnen ein Wort über unsern Gast zu sagen. Ich war während des letzten Karnevals in Rom.«
    »Das wissen wir«, bemerkte Beauchamp.
    »Ja, aber was Sie nicht wissen, ist, daß ich von Räubern entführt worden bin, die mich in die Katakomben des heiligen Sebastian verschleppten.«
    »Ich kenne den Ort«, warf Château-Renaud ein, »ich habe mir dort beinahe das Fieber geholt.«
    »Und ich habe es wirklich gehabt«, fuhr Morcerf fort. »Man hatte mir angekündigt, daß ich Gefangener sei und mich nur gegen ein Lösegeld von viertausend Piastern loskaufen könne. Leider hatte ich nur noch dreitausend; ich war am Ende meiner Reise, und mein Kredit war erschöpft. Ich schrieb an Franz, daß, wenn er nicht um sechs Uhr morgens mit den viertausend Talern ankäme, ich zehn Minuten nach sechs zu den Heiligen und Märtyrern eingehen wür-de, unter deren Knochen ich mich befand. Und Herr Luigi Vampa, das ist der Name meines Räuberhauptmanns, hätte Wort gehalten, das können Sie mir glauben.«
    »Aber Franz kam mit den viertausend Talern?« fragte Château-Renaud.
    »Nein, er kam einfach mit dem Gast, den ich Ihnen vorzustellen hoff e.«
    »Ah! Das ist also ein Herkules oder Perseus?«
    »Nein, es ist ein Mann etwa von meiner Größe.«
    »Bis an die Zähne bewaff net?«
    »Er hatte nicht einmal eine Nadel bei sich.«
    »Aber er handelte um Ihr Lösegeld?«
    »Er sagte dem Hauptmann zwei Worte ins Ohr, und ich war frei.«
    »Man entschuldigte sich sogar bei ihm, daß man Sie festgenommen hatte«, warf Beauchamp ein.
    »Gewiß, das tat man auch«, antwortete Morcerf.
    »Ah, Ihr Mann war also Ariost?«
    »Nein, es war einfach der Graf von Monte Christo.«
    »Es gibt keine Grafen von Monte Christo«, bemerkte Debray.
    »Ich glaube nicht«, sagte Château-Renaud, der den europäischen Adel an den Fingerspitzen herzählen konnte. »Wer kennt irgendwo einen Grafen von Monte Christo?«
    »Ich glaube, daß ich Ihnen aus der Verlegenheit helfen kann, meine Herren«, sagte Maximilian. »Monte Christo ist eine kleine Insel, von der ich die Seeleute meines Vaters habe sprechen hören, ein Sandkorn im Mittelländischen Meer.«
    »Das stimmt«, antwortete Albert, »und Herr und König dieses Sandkorns ist derjenige, von dem ich spreche; er wird seinen Grafentitel irgendwo in Toskana gekauft haben.«
    »Ihr Graf ist also reich?«
    »Das will ich meinen!«
    »Aber das muß man doch sehen können!«
    »Da täuschen Sie sich, Debray.«
    »Ich verstehe Sie nicht mehr.«
    »Haben Sie ›Tausendundeine Nacht‹ gelesen?«
    »Welche Frage!«
    »Nun wohl, wissen Sie, ob die Leute, die da auftreten, reich oder arm sind, ob ihre Getreidekörner nicht Rubinen oder Diamanten sind! Sie sehen aus wie elende Fischer, nicht wahr? Man behandelt sie als solche, und plötzlich öff nen sie einem irgendeine geheimnisvolle Höhle, wo man einen Schatz fi ndet, mit dem man ganz Indien kaufen könnte.«
    »Nun, und?«
    »Mein Graf von Monte Christo ist einer dieser Fischer. Er nennt sich Sindbad der Seefahrer und besitzt eine Höhle voll Gold.«
    »Haben Sie diese Höhle gesehen, Morcerf?« fragte Beauchamp.
    »Nein, ich nicht, aber Franz. Doch kein Wort davon in seiner Gegenwart. Franz ist mit verbundenen Augen hineingegangen und von Stummen und Frauen bedient worden, neben denen, wie es scheint, Kleopatra nur eine Dirne war. Bloß im Punkte der Frauen ist er noch nicht ganz sicher, da sie erst aufgetreten sind, nachdem er Haschisch gegessen hatte, so daß es möglich ist, daß er einfach eine Quadrille von Statuten für Weiber angesehen hat.«
    Die

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