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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Zeit.
    »Sagen Sie, Albert, frühstücken wir oder dinieren wir?« fragte Beauchamp.
    »Wir frühstücken nur; ich erwarte nur noch zwei Personen, und wir werden zu Tisch gehen, sobald sie angekommen sind.«
    »Was für Personen erwarten Sie?« fragte Beauchamp.
    »Einen Edelmann und einen Diplomaten«, entgegnete Albert.
    »Oh, dann können wir noch zwei gute Stunden warten. Ich muß nach der Kammer und werde zum Dessert wiederkommen. Ich werde in der Kammer ein Kotelett essen.«
    »Tun Sie das nicht, Beauchamp, wir frühstücken punkt halb elf Uhr. Inzwischen machen Sie es wie Debray, kosten Sie meinen Xeres.«
    »Nun, sei’s, ich bleibe. Ich muß mich heute morgen durchaus zerstreuen.«
    »Da geht’s Ihnen wie Debray; ich dächte jedoch, wenn der Minister traurig ist, müßte die Opposition heiter sein.«
    »Ah, sehen Sie, lieber Freund, Sie wissen eben nicht, was mir droht. Ich muß heute morgen eine Rede des Herrn Danglars in der Deputiertenkammer und heute abend bei seiner Frau die Tragödie eines Pairs von Frankreich anhören. Der Teufel hole die konstitu-tionelle Regierung! Da wir, wie es heißt, die Wahl hatten, warum haben wir da diese gewählt?«
    »Machen Sie doch die Reden Danglars’ nicht schlecht«, sagte Debray; »er stimmt für Sie, er macht Opposition.«
    »Mein Lieber«, bemerkte Albert zu Beauchamp, »man sieht, daß die spanischen Angelegenheiten geordnet sind. Sie sind heute morgen von einer empörenden Bitterkeit. Bedenken Sie doch, daß die Pariser Chronik von einer Heirat zwischen mir und Fräulein Eugenie Danglars spricht; ich kann Sie also nicht schlecht von der Beredsamkeit eines Mannes sprechen lassen, der mir eines Tages sagen wird: Herr Vicomte, Sie wissen, daß ich meiner Tochter zwei Millionen mitgebe.«
    »Gehen Sie doch!« erwiderte Beauchamp; »diese Heirat wird niemals stattfi nden. Der König hat ihn zum Baron machen können, er kann ihn zum Pair machen, aber niemals zum Edelmann, und der Graf von Morcerf ist zu sehr Aristokrat, als daß er für zwei er-bärmliche Millionen in eine Mesalliance einwilligte. Der Vicomte von Morcerf kann nur eine Marquise heiraten.«
    »Zwei Millionen! Das ist doch allerhand«, entgegnete Morcerf.
    »Lassen Sie ihn reden, Morcerf«, warf Debray gleichgültig ein,
    »und heiraten Sie. Sie heiraten die Aufschrift auf einem Geldbeutel, nicht wahr? Nun, was liegt daran! Es ist jedenfalls besser, wenn auf dieser Aufschrift ein Wappen weniger und eine Null mehr ist.«
    »Meiner Treu, ich glaube, Sie haben recht, Lucien«, antwortete Albert zerstreut.
    »Gewiß, zudem ist jeder Millionär adelig wie ein Bastard, das heißt, er kann es sein.«
    »Pst! Sagen Sie so etwas nicht, Debray«, rief Beauchamp lachend,
    »denn da ist Château-Renaud, der Ihnen, um Sie von Ihrer Manie, Paradoxe zu behaupten, zu heilen, den Degen des Renaud von Montauban, seines Ahnen, durch den Leib rennen würde.«
    »Herr von Château-Renaud! Herr Maximilian Morrel!« meldete der Diener.
    »Dann sind wir vollzählig und können frühstücken«, sagte Beauchamp; »denn Sie erwarten doch nur noch zwei Personen, Albert?«
    »Morrel!« murmelte Albert überrascht; »Morrel! Was ist das?«
    Aber ehe er ausgesprochen hatte, hatte ihn Herr von Château-Renaud, ein schöner junger Edelmann von dreißig Jahren, bei der Hand genommen und sagte zu ihm: »Erlauben Sie mir, mein Lieber, Ihnen den Hauptmann der Spahis, Herrn Maximilian Morrel, meinen Freund und Retter dazu, vorzustellen. Übrigens präsentiert sich der Mann sehr gut ganz allein. Begrüßen Sie meinen Helden, Vicomte.«
    Dabei trat er zur Seite, um einem hochgewachsenen jungen Mann mit breiter Stirn, durchdringenden Augen und schwarzem Schnurrbart den Weg freizugeben. Es war der Sohn des Reeders Morrel.
    Eine reiche, halb französische, halb orientalische Uniform brachte seine breite, mit dem Kreuz der Ehrenlegion geschmückte Brust und seinen prächtigen Wuchs zur Geltung. Der junge Offi zier verneigte sich.
    »Mein Herr«, sagte Albert liebenswürdig, »Herr Baron von Château-Renaud wußte im voraus, daß er mir ein großes Vergnügen machen würde, indem er mir Ihre Bekanntschaft verschaff te; Sie sind einer seiner Freunde, seien Sie der unsre.«
    »Sehr gut«, warf Château-Renaud ein, »und wünschen Sie, mein lieber Vicomte, daß er, wenn es sich so treff en sollte, für Sie tue, was er für mich getan hat.«
    »Und was hat er getan?« fragte Albert.
    »Oh«, sagte Morrel, »das ist nicht der Rede wert, der Herr

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