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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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ein Mittel sein, mich nochmals zu retten, wenn die politische Schaukel dich eines Tages wieder emporhebt und mich sinken läßt. Adieu, mein lieber Gérard; bei deiner nächsten Reise steige bei mir ab.«
    Und Noirtier ging aus dem Zimmer mit der Ruhe, die ihn nicht einen Augenblick verlassen hatte.
    Villefort eilte blaß und aufgeregt ans Fenster und sah durch eine Spalte des Vorhangs seinen Vater ruhig und gelassen dahinschreiten, während gleichzeitig mehrere verdächtig aussehende Männer sich an den Straßenecken versteckt hielten, um vielleicht den Mann mit dem schwarzen Backenbart, blauen Überrock und breitkrempigen Hut zu verhaften.
    Eine halbe Stunde darauf befand sich Villefort bereits wieder auf dem Weg nach Marseille; unterwegs erfuhr er, daß Napoleon in Grenoble eingezogen war.
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    Herr von Noirtier war ein guter Prophet; die Ereignisse entwickel-ten sich rasch, wie er es vorhergesagt hatte. Jedermann kennt diese seltsame und wunderbare Rückkehr von der Insel Elba, die in der Geschichte ohne Beispiel ist. Ludwig XVIII. machte nur schwache Versuche, um diesen harten Schlag von sich abzuwenden; sein geringes Vertrauen zu den Menschen raubte ihm das Vertrauen zu den Ereignissen. Das Königtum, oder vielmehr die durch ihn kaum hergestellte Monarchie, zitterte auf der unsicheren Grundlage, und eine einzige Bewegung des Kaisers bewirkte den Einsturz dieses Gebäudes, das eine unförmige Mischung von alten Vorurteilen und neuen Ideen war. Villefort hatte also von seinem König einen Dank, der für den Augenblick nicht bloß nutzlos, sondern sogar gefährlich war, und er war so klug, jenes Offi zierskreuz der Ehrenlegion niemand zu zeigen, obwohl ihm Herr von Blacas sorgfältig das Diplom ausfertigen ließ, wie es der König befohlen hatte. Napoleon hätte Villefort sicher abgesetzt, wenn ihn nicht Noirtier, der am Hof der
    »Hundert Tage« infolge der Dienste, die er geleistet hatte, allmächtig geworden war, beschützt hätte. Die ganze Macht Villeforts hat sich also während dieser kurzen Wiederauferstehung des Kaiserreichs, von dem sich übrigens gar leicht der zweite Sturz voraussehen ließ, darauf beschränkt, das Geheimnis zu unterdrücken, das Dantès zu veröff entlichen im Begriff stand. Der Erste Staatsanwalt allein wurde abgesetzt, da er als lauer Anhänger Napoleons galt.
    In Marseille hatte die Wiederherstellung der kaiserlichen Gewalt beinahe ein Wiederaufl eben des Bürgerkrieges zur Folge gehabt.
    Den in ihren Häusern eingeschlossenen Royalisten wurden Katzen-musiken dargebracht, und diejenigen, die sich öff entlich zu zeigen wagten, wurden beschimpft und verfolgt. Der Reeder Morrel, der, wie gesagt, der Volkspartei angehörte, war durch den Umschwung der Dinge natürlicherweise zu Einfl uß gelangt, und er war jetzt im-stande, etwas für Dantès zu tun.
    Villefort war, wie schon erwähnt, trotz des Sturzes seines Vorgesetzten im Amte geblieben; seine Heirat blieb zwar beschlosse-ne Sache, wurde aber auf eine glücklichere Zeit verschoben. Wenn sich der Kaiser auf dem Th
    ron behauptete, so brauchte Gérard
    eine andere Verbindung, und sein Vater übernahm es, sie für ihn zu fi nden. Brächte eine zweite Restauration Ludwig XVIII. wieder nach Frankreich zurück, so vergrößerte sich der Einfl uß des Herrn von Saint-Méran ebenso wie der seine, und so würde die beabsichtigte Verbindung wünschenswerter als jemals werden. Der Zweite Staatsanwalt war also im Augenblick der erste Beamte von Marseille.
    Eines Morgens ließ sich Morrel bei ihm melden. Ein anderer wäre gegen den Reeder zuvorkommend gewesen und hätte eben dadurch seine Schwäche gezeigt. Allein Villefort ließ Herrn Morrel im Vorgemach warten, wie er es unter der Restauration getan hätte.
    Herr Morrel war der Meinung, er würde Villefort niedergeschlagen fi nden; er fand ihn so, wie er ihn vor sechs Wochen gesehen hatte, das heißt: ruhig, fest und voll jener kalten Höfl ichkeit, welche die unübersteiglichste aller Schranken ist. Er war in Villeforts Arbeitszimmer eingetreten mit der Überzeugung, daß der Beamte bei seinem Anblick die Fassung verlieren würde, aber plötzlich verließ ihn selbst seine Sicherheit, als er dem Staatsanwalt gegenüber-stand. Villefort blickte auf ihn, als ob er ihn nur mit Mühe wiedererkenne.
    Nach einigen Sekunden der Prüfung und des Schweigens endlich, während welcher der Reeder seinen Hut zwischen den Händen hin und her drehte, sagte

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