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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Kardinals Spada gewesen. Ich wurde zu Anfang des Jahres  verhaftet, ohne zu wissen, warum, und fordere von dieser Zeit ab meine Freilassung.«
    »Haben Sie irgendeine Beschwerde über Ihre Kost und Wohnung bei mir vorzubringen?« fragte der Inspektor.
    »Die Kost ist hier wie in allen Gefängnissen«, antwortete der Abbé,
    »das heißt, sie ist schlecht. Was die Wohnung anbelangt, sehen Sie selbst, sie ist feucht und ungesund, nichtsdestoweniger aber an-nehmbar für einen Kerker. Nun handelt es sich aber nicht um das, sondern um Entdeckungen von der größten Wichtigkeit und dem höchsten Interesse, die ich der Regierung zu machen habe.«
    »Da haben wir’s«, sagte der Gouverneur ganz leise zu dem Inspektor.
    »Sehen Sie, darum schätze ich mich so glücklich, Sie zu sehen«, fuhr der Abbé fort, »obschon Sie mich in einer höchst wichtigen Berechnung gestört haben, die, wenn sie gelingt, vielleicht das System Newtons umgestalten wird. Wollten Sie mir wohl die Gnade einer besonderen Unterredung gewähren?«
    »Nun, habe ich es Ihnen nicht gesagt?« fl üsterte der Gouverneur dem Inspektor zu.
    »Sie kennen Ihre Leute«, antwortete der letztere lächelnd.
    Dann wandte er sich zu Faria und sagte: »Mein Herr, was Sie da verlangen, ist unmöglich!«
    »Doch«, versetzte der Abbé, »wenn es sich darum handelt, der Regierung den Gewinn einer enormen Summe, zum Beispiel fünf Millionen, zu verschaff en.«
    »Meiner Treu!« sagte der Inspektor, sich zu dem Gouverneur wendend. »Sie haben es vorhergesagt!«
    »Sehen Sie«, erwiderte der Abbé, als er bemerkte, daß der Inspektor Miene machte fortzugehen, »es ist nicht geradezu notwendig, daß wir allein sind. Der Herr Gouverneur kann unser Gespräch mitanhören.«
    »Mein lieber Herr«, versetzte der Gouverneur, »wir wissen leider schon im voraus und auswendig, was Sie uns mitteilen wollen; nicht wahr, es handelt sich um Ihre Schätze?«
    Faria blickte den Spötter mit einem Ausdruck an, an dem ein un-befangener Beobachter gemerkt hätte, daß der Abbé bei Vernunft war und die Wahrheit sprach.
    »Allerdings«, sagte er, »wovon soll ich sprechen, wenn nicht von diesen Schätzen?«
    »Herr Inspektor«, fuhr der Gouverneur fort, »ich kann Ihnen diese Geschichte ebensogut erzählen wie der Abbé, denn seit vier oder fünf Jahren habe ich davon die Ohren voll.«
    »Herr Gouverneur, das beweist«, sagte der Abbé, »daß Sie wie die Menschen sind, von denen die Heilige Schrift sagt, daß sie Augen haben, aber nicht sehen, und Ohren, aber nicht hören.«
    »Mein lieber Herr«, entgegnete der Inspektor, »der Staat ist reich und hat, Gott sei Dank, Ihr Geld nicht nötig. Bewahren Sie es also, bis Sie aus diesem Gefängnis kommen.«
    Das Auge des Abbés erweiterte sich; er faßte des Inspektors Hand und sprach: »Wenn ich aber nicht aus dem Gefängnis herauskomme, wenn man mich gegen alles Recht in diesem Kerker behält, wenn ich hier sterbe, ohne mein Geheimnis irgend jemand mitgeteilt zu haben, wird dann dieser Schatz nicht verloren sein? Ist es denn nicht besser, wenn die Regierung und auch ich daraus Nutzen ziehen? Ich gehe bis sechs Millionen, mein Herr! Ja, ich will sechs Millionen hingeben und mich mit dem Rest begnügen, wenn man mich in Freiheit setzen will.«
    »Auf mein Wort«, sagte der Inspektor halblaut, »wüßte man nicht, daß dieser Mensch verrückt ist, so glaubte man, er sage die Wahrheit; mit einem solchen Ton der Überzeugung spricht er.«
    »Ich bin nicht verrückt, mein Herr, ich rede die lautere Wahrheit«, versetzte Faria, der mit jener Feinheit des Gehörs, die den Gefangenen eigen ist, kein Wort von dem, was der Inspektor sprach, verloren hatte. »Jener Schatz, von dem ich spreche, ist wirklich vorhanden, und ich biete Ihnen an, einen Vertrag zu unterschreiben, kraft dessen Sie mich an den Ort führen, den ich angeben werde; man wird die Erde vor unseren Augen aufgraben, und wenn ich lüge, wenn man nichts fi ndet, wenn ich verrückt bin, wie Sie sagen, wohlan, so führen Sie mich wieder in diesen Kerker zurück, wo ich mein Leben beschließen will, ohne je wieder etwas von jemand zu begehren.«
    Der Gouverneur fi ng zu lachen an und fragte:
    »Liegt Ihr Schatz weit von hier?«
    »Ungefähr hundert Meilen«, antwortete Faria.
    »Die Sache ist gar nicht schlecht ausgedacht«, sagte der Gouverneur.
    »Wenn alle Gefangenen ihre Wächter hundert Meilen weit spazie-renführen wollten und wenn die Wächter einwilligten, so wäre das für

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