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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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deshalb das Bett wieder zurecht und erwartete den Tag.
    Die ganze Nacht lauschte er und hörte dem unbekannten Minierer bei seiner Tätigkeit zu.
    Der Tag brach an; der Wärter trat ein. Dantès sagte ihm, daß er gestern abend beim Trinken den Krug habe fallen lassen. Der Kerkermeister ging brummend, um einen neuen zu holen, und machte sich nicht einmal die Mühe, die Scherben fortzuschaff en.
    Einen Augenblick darauf kam er zurück, empfahl dem Gefangenen größere Vorsicht und ging wieder.
    Dantès lauschte auf die sich entfernenden Schritte, und als er das Geräusch nicht mehr vernahm, eilte er an sein Bett, rückte es ab und konnte bei dem schwachen Licht, das in seinen Kerker drang, sehen, welch unnütze Arbeit er sich in der Nacht gemacht hatte, indem er statt der Fugen den Stein selbst angegriff en hatte.
    Die Feuchtigkeit hatte den Mörtel brüchig gemacht; die Bruchstücke, die Dantès abkratzen konnte, waren allerdings nur winzig klein, aber nach Verlauf einer halben Stunde hatte er ungefähr eine Handvoll herausgearbeitet.
    In drei Tagen gelang es ihm, mit unerhörter Vorsicht den ganzen Zement von dem Stein zu lösen. Die Mauer bestand aus Bruchsteinen, unter die hin und wieder zur größeren Festigkeit ein Quaderstein eingefügt worden war. Solch einen Quaderstein hatte Dantès fast freigelegt, und es kam nur darauf an, ihn loszulösen.
    Dantès versuchte es mit den Fingern, aber vergeblich. Die Scherben, deren er sich als Hebel bedienen wollte, zerbrachen.
    Nach einer Stunde vergeblicher Versuche richtete sich Dantès, dem der Schweiß von der Stirn lief, auf. Sollte er gleich am Anfang wieder davon abstehen müssen und warten, bis sein Nachbar, der vielleicht seinerseits ermüdete, alles getan hätte?
    Da schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf, und seine Stirn heiterte sich auf.
    Der Wärter brachte ihm alle Tage seine Suppe in einer Blech-kasserolle, die noch die Portion eines anderen Gefangenen enthielt; denn Dantès hatte bemerkt, daß die Kasserolle entweder ganz voll oder halb leer war, je nachdem der Wärter erst zu ihm oder zu seinem Mitgefangenen kam.
    Die Kasserolle hatte einen Eisengriff , und diesen Griff hätte Dantès, wenn man es verlangt hätte, jetzt mit zehn Jahren seines Lebens bezahlt.
    Der Wärter goß den Inhalt der Kasserolle in Dantès Teller, den der Gefangene, nachdem er die Suppe mit einem Holzlöff el gegessen hatte, ausspülte. So war es jeden Tag.
    Am Abend stellte Dantès seinen Teller zwischen Tür und Tisch auf den Boden; der Wärter trat darauf und zerbrach ihn.
    Diesmal konnte er Dantès nicht die Schuld beimessen; der hätte allerdings den Teller nicht auf die Erde stellen sollen, aber er selbst hätte vor seine Füße sehen können.
    Der Wärter begnügte sich deshalb zu brummen und sah sich nach einem Gefäß um, in das er die Suppe gießen könnte; aber Dantès hatte nur den Teller gehabt.
    »Lassen Sie doch die Kasserolle hier«, sagte Dantès, »Sie können sie ja morgen wieder mitnehmen, wenn Sie mir mein Frühstück bringen.«
    Der Wärter, der zu faul war, um noch einmal die Treppe auf- und abzusteigen, ließ die Kasserolle da.
    Dantès bebte vor Freude.
    Er aß die Suppe und das Fleisch und wartete noch eine Stunde, für den Fall, daß der Wärter doch noch wieder zurückkommen sollte; dann rückte er sein Bett ab, schob den Griff der Kasserolle in die Fuge und benutzte ihn als Hebel.
    Eine leichte Bewegung des Steins bewies ihm, daß die Sache ging, und in der Tat hatte er nach einer Stunde den Stein aus der Mauer gezogen, so daß ein Loch von über anderthalb Fuß Durchmesser entstand.
    Dantès sammelte sorgfältig allen Mörtel, trug ihn in die Winkel seiner Zelle, kratzte mit einem Scherben ein wenig Erde zusammen und bedeckte den Mörtel damit.
    Da er diese Nacht, in der er im Besitz eines so kostbaren Werkzeuges war, ausnutzen wollte, arbeitete er an dem Loch eifrig weiter.
    Als der Tag zu dämmern begann, brachte er den Stein wieder in das Loch, schob sein Bett an die Mauer und legte sich nieder.
    Das Frühstück bestand aus einem Stück Brot; der Wärter trat ein und legte das Brot auf den Tisch.
    »Nun, bringen Sie mir keinen anderen Teller?« fragte Dantès.
    »Nein«, antwortete der Schließer, »wenn alle Gefangenen so viel zerbrächen wie Sie, müßte der Staat ja Bankerott machen. Sie behalten die Kasserolle und bekommen Ihre Suppe da hinein; auf diese Weise werden Sie Ihr Geschirr wohl nicht zerbrechen.«
    Dantès freute sich über seine

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