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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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nicht erklären konnte, nachdem Sie vor vier Tagen ein Gift erhalten haben, das für ge-wöhnlich todbringend ist.«
    »Aber wer ist denn der Mörder?«
    »Ich frage Sie: Haben Sie des Nachts niemals jemand in Ihr Zimmer kommen sehen?«
    »Doch. Oft habe ich es wie Schatten sich nähern, sich entfernen und verschwinden sehen; aber ich hielt diese Schatten für Visionen, und auch als Sie eben eintraten, habe ich lange geglaubt, daß ich fi ebere oder träume.«
    »Also kennen Sie die Person nicht, die Ihnen ans Leben will?«
    »Nein«, antwortete Valentine, »warum sollte jemand meinen Tod wünschen?«
    »Dann werden Sie sie kennenlernen«, sagte Monte Christo, indem er lauschte.
    »Wie das?« fragte Valentine, die sich voll Entsetzen im Zimmer umblickte.
    »Weil Sie heute abend kein Fieber mehr haben, weil Sie wach sind, weil es jetzt Mitternacht schlägt und das die Stunde der Mörder ist.«
    »Mein Gott, mein Gott!« sagte Valentine, indem sie sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn wischte.
    In der Tat schlug die Uhr langsam und traurig zwölf, jeder Schlag des Hammers schien das Herz des jungen Mädchens zu treff en.
    »Valentine«, fuhr der Graf fort, »nehmen Sie Ihre ganze Kraft zusammen, atmen Sie ruhig, tun Sie, als ob Sie schliefen, und Sie werden sehen.«
    Valentine ergriff die Hand des Grafen.
    »Mir ist, als ob ich Geräusch hörte«, sagte sie; »ziehen Sie sich zurück.«
    »Adieu, oder vielmehr auf Wiedersehen!« antwortete der Graf.
    Dann ging er mit so traurigem und väterlichem Lächeln, daß das Herz des Mädchens von Dankbarkeit erfüllt wurde, auf den Zehen zu der Türöff nung in der Wand. Ehe er sie aber schloß, wandte er sich noch einmal um. »Keine Bewegung, kein Wort«, sagte er, »daß man Sie für schlafend hält, sonst könnte man Sie vielleicht töten, ehe ich Zeit hätte herbeizueilen.«
    Nach diesen furchtbaren Worten verschwand der Graf hinter der Tür, die sich geräuschlos schloß.
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    Valentine blieb allein; draußen schlugen noch zwei Uhren Mitternacht; in der Ferne fuhren einige Wagen vorüber, dann versank alles in tiefste Stille.
    Die ganze Aufmerksamkeit des Mädchens richtete sich auf die Stutzuhr, deren Pendel die Sekunden anzeigte. Sie begann die Sekunden zu zählen und bemerkte, daß ihr Herz doppelt so schnell schlug.
    Sie zweifelte noch; sie konnte sich nicht denken, daß jemand ihren Tod wünschte. Warum? Zu welchem Zweck? Was hatte sie getan, das ihr einen Feind schaff en konnte?
    Es war keine Gefahr, daß sie einschliefe; ein einziger schrecklicher Gedanke hielt ihren Geist gespannt; es gab eine Person auf der Welt, die versucht hatte sie zu ermorden und es nochmals versuchen wollte.
    Wenn nun diese Person, da sie die Wirkungslosigkeit des Giftes sah, zu einem Mordinstrument griff e, wie Monte Christo gesagt hatte!
    Wenn der Graf nicht rechtzeitig herbeieilen könnte! Wenn ihre letzte Stunde bevorstand! Wenn sie Morrel nicht wiedersehen sollte!
    Bei diesem Gedanken, der sie erblassen machte, während sich ihr Körper mit eiskaltem Schweiß bedeckte, war Valentine nahe daran, den Glockenzug zu ergreifen und um Hilfe zu rufen. Aber es war ihr, als ob sie durch die Tür hinter dem Bücherschrank hindurch das Auge des Grafen funkeln sähe, dieses Auge, das ihr so schwer im Sinn lag und sie mit solcher Scham erfüllte, daß sie sich fragte, ob es je möglich wäre, daß das Gefühl der Dankbarkeit diese peinliche Erinnerung auslöschte.
    Zwanzig Minuten, zwanzig Ewigkeiten verfl ossen so, dann noch zehn Minuten; endlich tönte ein Schlag der Uhr durch das Zimmer.
    In diesem Augenblick sagte dem Mädchen ein leises Kratzen mit den Fingernägeln an dem Bücherschrank, daß der Graf wachte und ihr empfahl, ebenfalls zu wachen.
    Plötzlich hörte Valentine auf der entgegengesetzten Seite, wo das Zimmer Eduards lag, den Fußboden knarren; sie lauschte und hielt fast den Atem an. Das Schloß an der Tür knirschte, und die Tür drehte sich in den Angeln.
    Valentine, die sich auf den Ellbogen gestützt hatte, hatte gerade noch Zeit, sich aufs Bett zurückfallen zu lassen und ihre Augen unter dem Arm zu verbergen. Zitternd, das Herz von unsagbarem Schrecken zusammengepreßt, wartete sie.
    Jemand näherte sich dem Bett und streifte die Vorhänge. Valentine nahm ihre ganze Kraft zusammen und atmete gleichmäßig, als ob sie in ruhigem Schlaf läge.
    »Valentine!« sagte ganz leise eine Stimme.
    Das junge Mädchen erbebte bis auf den

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