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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Grund des Herzens, antwortete aber nicht.
    »Valentine!« wiederholte dieselbe Stimme.
    Dasselbe Schweigen: Valentine hatte versprochen, nicht aufzu-wachen.
    Dann blieb alles unbeweglich. Nur hörte Valentine, wie ganz leise eine Flüssigkeit in das Glas gegossen wurde, das sie vorhin aus-getrunken hatte.
    Nun wagte sie unter dem Schutz ihres Armes die Lider zu öff nen.
    Sie sah eine Frau im weißen Nachtkleid, die aus einer Flasche etwas in ihr Glas goß.
    Während dieses kurzen Augenblicks hielt Valentine vielleicht den Atem an oder machte irgendeine Bewegung, denn die Frau beugte sich über das Bett, um besser sehen zu können, ob Valentine wirklich schliefe: Es war Frau von Villefort.
    Als Valentine ihre Stiefmutter erkannte, ergriff sie ein so heftiger Schauder, daß sich das Bett bewegte. Frau von Villefort drückte sich sofort an die Wand und beobachtete, durch den Vorhang des Bettes geschützt, stumm und aufmerksam die Liegende.
    Diese erinnerte sich der schrecklichen Worte Monte Christos; es hatte ihr geschienen, als ob sie in der andern Hand, die nicht die Flasche hielt, ein langes scharfes Messer hätte blitzen sehen. Sie bot ihre ganze Willenskraft auf und bemühte sich, die Augen zu schlie-
    ßen; aber das wurde ihr in diesem Augenblick fast unmöglich, so stark war der Drang, die Augen off enzuhalten und zu beobachten, was im Zimmer vorging.
    Frau von Villefort, die wieder den ruhigen Atem Valentines hörte, goß nun, halb hinter dem Vorhang am Kopfende des Bettes verborgen, den Inhalt der Flasche vollständig in das Glas. Dann zog sie sich zurück, ohne daß das geringste Geräusch dem jungen Mädchen anzeigte, daß ihre Stiefmutter gegangen sei.
    Valentine hatte den Arm verschwinden sehen, weiter nichts; diesen frischen runden Arm einer schönen jungen Frau von fünfundzwanzig Jahren, der den Tod ins Glas goß. Es ist unmöglich auszudrücken, was Valentine während dieser anderthalb Minuten, die Frau von Villefort im Zimmer gewesen war, empfand.
    Das Kratzen an dem Bücherschrank entriß das junge Mädchen dem Zustand der Betäubung, in den sie verfallen war; sie hob mit großer Anstrengung den Kopf. Die Tür öff nete sich leise, und der Graf von Monte Christo trat wieder ein.
    »Nun«, fragte er, »zweifeln Sie noch?«
    »O mein Gott!« murmelte das Mädchen.
    »Sie haben gesehen?«
    »Ach!«
    »Haben Sie sie erkannt?«
    Valentine stieß ein Stöhnen aus.
    »Ja«, sagte sie, »aber ich kann nicht daran glauben.«
    »Sie wollen also lieber sterben und Maximilian in den Tod treiben!«
    »Mein Gott, mein Gott!« wiederholte das junge Mädchen, fast von Sinnen. »Aber kann ich denn nicht das Haus verlassen, mich retten …?«
    »Valentine, die Hand, die Sie verfolgt, wird Sie überall erreichen; mit Gold wird man Ihre Dienstboten verführen, und der Tod wird Ihnen unter jeder Form entgegentreten, in dem Wasser, das Sie an der Quelle trinken, in der Frucht, die Sie vom Baum pfl ücken.«
    »Aber haben Sie nicht gesagt, daß die Vorsicht Großpapas mich gegen das Gift gefeit habe?«
    »Gegen ein Gift, wenn es nicht in starker Dosis gegeben wird; man wird zu einem andern greifen oder die Dosis verstärken.« Er nahm das Glas und tauchte seine Lippen hinein. »Und sehen Sie«, fuhr er fort, »es ist schon geschehen. Man vergiftet Sie nicht mehr mit Bruzin, sondern mit einem einfachen narkotischen Mittel. Ich erkenne den Geschmack des Alkohols, in dem es aufgelöst ist. Wenn Sie das, was Frau von Villefort in dieses Glas geschüttet hat, getrunken hätten, Valentine, Sie wären verloren.«
    »Aber mein Gott«, rief das junge Mädchen, »warum verfolgt sie mich denn so?«
    »Wie! Sie sind so sanft, so gut, so ohne Glauben an das Schlechte, daß Sie das nicht begreifen, Valentine?«
    »Nein«, antwortete das Mädchen; »ich habe ihr doch nie etwas zuleide getan.«
    »Aber Sie sind reich, Valentine! Sie haben zweihunderttausend Franken Rente, und die zweihunderttausend Franken Rente entziehen Sie ihrem Sohn.«
    »Wieso? Mein Vermögen ist nicht das ihre und kommt von meinen Großeltern.«
    »Allerdings, und eben deshalb sind Herr und Frau von Saint-Méran gestorben, damit Sie sie beerbten; deshalb war an dem Tag, wo er Sie zu seiner Erbin einsetzte, Herr Noirtier zum Tod verdammt; deshalb sollen Sie Ihrerseits sterben, Valentine, damit Ihr Vater Sie beerbt und Ihr Bruder, der dann das einzige Kind ist, Ihren Vater beerbt.«
    »Eduard, das arme Kind, und für ihn werden alle diese Verbrechen begangen?«
    »Ah,

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