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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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liebe; ich liebe meine Schwester Julie, liebe ihren Gatten Emanuel; aber ich habe das Bedürfnis, daß sich mir starke Arme öff nen und daß man mir in meinen letzten Augenblicken zulächle; meine Schwester würde in Tränen zerfl ießen und ohnmächtig werden; ich würde sie leiden sehen, und ich habe genug gelitten, Emanuel würde mir die Waff e aus den Händen reißen und das Haus mit seinen Schreien erfüllen. Sie, Graf, dessen Wort ich habe, Sie, der Sie mehr sind als ein Mensch, Sie werden mich sanft bis an die Pforte des Todes ge-leiten, nicht wahr?«
    »Mein Freund«, fuhr Morrel fort, als er sah, daß der Graf schwieg,
    »Sie haben mir den fünften Oktober als Ende der Frist, die Sie von mir verlangten, bezeichnet … mein Freund, heute ist der fünfte Oktober …«
    Morrel zog seine Uhr.
    »Es ist neun Uhr; ich habe noch drei Stunden zu leben.«
    »Gut«, antwortete Monte Christo, »kommen Sie.«
    Morrel folgte dem Grafen mechanisch, und sie befanden sich bereits in der Grotte, ohne daß Maximilian es bemerkt hätte.
    Er fühlte Teppiche unter seinen Füßen; eine Tür öff nete sich, Wohlgerüche umgaben ihn, helles Licht traf seine Augen.
    Morrel blieb stehen und zögerte weiterzugehen; er mißtraute der Pracht, die ihn umgab. Monte Christo zog ihn sanft weiter.
    »Schickt es sich nicht«, sagte er, »daß wir die drei Stunden, die uns noch bleiben, ausnutzen wie jene alten Römer, die, von Nero, ihrem Kaiser und Erben, verdammt, sich mit Blumen bekränzt zu Tisch setzten und den Tod mit dem Duft der Heliotropen und Rosen einatmeten?«
    Morrel lächelte.
    »Wie Sie wollen«, sagte er; »der Tod ist immer der Tod, das heißt das Vergessen, die Ruhe, die Abwesenheit des Lebens und folglich des Schmerzes.«
    Er setzte sich, Monte Christo nahm ihm gegenüber Platz.
    »Lassen Sie uns als Männer sprechen«, sagte er, indem er den Grafen fest ansah. »Sie sind der Inbegriff aller menschlichen Kenntnisse, und Sie machen auf mich den Eindruck, als ob Sie aus einer weiter vor-geschrittenen und klügeren Welt herabgestiegen wären. Ich wage also, Sie zu fragen, als ob Sie schon einmal gestorben wären: Graf, tut es sehr weh?«
    Monte Christo sah Morrel mit einem unbeschreiblichen Ausdruck von Zärtlichkeit an.
    »Allerdings«, sagte er; »es tut sehr weh, wenn Sie in brutaler Weise diese sterbliche Hülle zerreißen, die hartnäckig zu leben verlangt.
    Wenn Sie Ihr Fleisch unter den unmerkbaren Zähnen eines Dolches kreischen machen; wenn Sie sich mit einer unvernünftigen Kugel, die immer bereit ist, sich vom Wege zu verirren, das Hirn durch-bohren, das der geringste Anprall schmerzen läßt; gewiß, dann werden Sie leiden und häßlich aus dem Leben scheiden, das Sie in Ihrer verzweifelten Todesqual besser fi nden werden als eine so teuer erkaufte Ruhe.«
    »Ja, ich begreife«, sagte Morrel, »der Tod hat wie das Leben seine Geheimnisse des Schmerzes und der Wollust: Es kommt nur darauf an, sie zu kennen.«
    »Ganz richtig, Maximilian, und Sie haben da eben das große Wort ausgesprochen. Der Tod ist je nach der Mühe, die wir uns geben, um uns gut oder schlecht mit ihm zu stellen, entweder ein Freund, der uns sanft in den Schlaf wiegt, oder ein Feind, der uns gewaltsam die Seele aus dem Leib reißt. Eines Tages, wenn unsre Welt noch tausend Jahre gelebt haben wird, wenn man sich zum Beherrscher aller zerstörenden Kräfte der Natur gemacht haben wird, um sie zum allgemeinen Besten der Menschheit zu verwenden, wenn der Mensch, wie Sie eben sagten, die Geheimnisse des Todes kennen wird, dann wird der Tod ebenso süß und wollüstig sein wie der Schlummer in den Armen der Geliebten.«
    »Und wenn Sie sterben wollten, Graf, könnten Sie so sterben?«
    »Ja.«
    Morrel reichte ihm die Hand.
    »Ich verstehe jetzt«, sagte er, »warum Sie mich auf diese einsame Insel mitten im Ozean haben kommen lassen, in diesen unterirdischen Palast, diese Grabstätte, die den Neid eines Pharao erwecken könnte: weil Sie mich lieben, nicht wahr? Weil Sie mich hinreichend lieben, um mir solch einen Tod zu verschaff en, wie Sie ihn eben er-wähnten, einen Tod ohne Todesqual, einen Tod, der mir gestattet, den Geist aufzugeben, indem ich den Namen Valentines ausspreche und Ihnen die Hand drücke.«
    »Ja, Sie haben richtig geraten, Morrel«, antwortete der Graf einfach, »so meine ich es.«
    »Ich danke Ihnen; der Gedanke, daß ich morgen nicht mehr leiden werde, ist meinem armen Herzen süß.«
    »Fühlen Sie um nichts Bedauern?« fragte

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