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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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sollten?«
    »Jawohl.«
    »Was ist seine Absicht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hören Sie«, sagte Danglars, »wollen Sie eine Million?«
    »Nein.«
    »Zwei Millionen?«
    »Nein.«
    »Drei Millionen …? vier …? Hören Sie, vier? Ich gebe sie Ihnen unter der Bedingung, daß Sie mich frei gehen lassen.«
    »Warum bieten Sie uns vier Millionen für etwas, was fünf Millionen wert ist?« sagte Vampa. »Das ist Wucher, Herr Bankier, oder ich verstehe mich nicht darauf.«
    »Nehmen Sie alles! Nehmen Sie alles, sage ich Ihnen«, rief Danglars,
    »und töten Sie mich!«
    »Nun, nun, beruhigen Sie sich, Exzellenz, Sie werden Ihr Blut in Wallung bringen, das wird Ihnen solchen Appetit machen, daß Sie eine Million an einem Tag verzehren werden. Zum Teufel, seien Sie also sparsam!«
    »Aber wenn ich kein Geld mehr habe, um Sie zu bezahlen!« schrie Danglars erbittert.
    »Dann werden Sie Hunger haben.«
    »Ich werde Hunger haben?« fragte Danglars erblassend.
    »Das ist wahrscheinlich«, antwortete Vampa phlegmatisch.
    »Aber Sie sagen, daß Sie mich nicht töten wollen?«
    »Nein.«
    »Und Sie wollen mich verhungern lassen?«
    »Das ist nicht dasselbe.«
    »Nun gut, Elende!« rief Danglars. »Ich werde euch einen Strich durch die Rechnung machen; ich will der Sache sofort ein Ende machen; laßt mich leiden, martert mich, mordet mich, aber meine Unterschrift bekommt ihr nicht.«
    »Wie es Ihnen beliebt, Exzellenz«, antwortete Vampa.
    Und er verließ die Zelle.
    Danglars warf sich, einen wütenden Schrei ausstoßend, auf sein Fellager. Er glich jenen wilden Tieren, denen die Verfolgung Kräfte gibt und denen es durch ihre Verzweifl ung manchmal gelingt zu entkommen.
    Danglars dachte an Flucht.
    Aber die Mauern waren die Felsen selbst; vor dem einzigen Ausgang aus der Zelle stand ein Mann, und hinter diesem Mann sah man mit Flinten bewaff nete Schatten auf und ab gehen.
    Zwei Tage lang blieb er seinem Entschluß, nicht zu unterzeichnen, treu, dann verlangte er Nahrung und bot eine Million.
    Man brachte ihm ein herrliches Abendessen und nahm seine Million.
    Von nun an war das Leben des unglücklichen Gefangenen ein be-ständiges Nachgeben. Er hatte so viel gelitten, daß er sich nicht mehr der Gefahr zu leiden aussetzen wollte und alle Forderungen erfüllte; nach Verlauf von zwölf Tagen rechnete er eines Nachmittags, nachdem er wie in seinen guten Tagen gespeist hatte, nach und kam zu dem Ergebnis, daß er so viele Anweisungen ausgestellt hatte, daß ihm nur noch fünfzigtausend Franken blieben.
    Da ging eine seltsame Umwandlung in ihm vor: er, der fünf Millionen fortgegeben hatte, versuchte die fünfzigtausend Franken, die ihm noch blieben, zu retten; ehe er dieses Geld ausgäbe, wollte er alle Entbehrungen ertragen; er hatte Lichtblicke der Hoff nung, die an Wahnsinn grenzten.
    Er, der so lange Gott vergessen hatte, dachte jetzt an ihn, indem er sich sagte, daß Gott zuweilen Wunder getan habe, daß die Höhle einstürzen könne, daß die päpstlichen Karabinieri dieses Versteck entdecken und ihm zu Hilfe kommen könnten. Dann blieben ihm fünfzigtausend Franken, und fünfzigtausend Franken genügten, um einen Menschen vor dem Hungertod zu bewahren.
    Er betete zu Gott, ihm diese fünfzigtausend Franken zu erhalten, und während er betete, weinte er.
    Drei Tage vergingen so, während deren der Name Gottes beständig, wenn nicht in seinem Herzen, so doch auf seinen Lippen war.
    Manchmal hatte er Augenblicke des Fiebers, in denen er glaubte, durch ein Fenster in einem ärmlichen Zimmer einen Greis im Todeskampf auf dem Strohsack liegen zu sehen.
    Dieser Greis starb auch Hungers.
    Am vierten Tag war er nur noch ein lebendiger Leichnam; er hatte die letzten Krümchen der früheren Mahle von der Erde aufge-lesen und angefangen, an der auf dem Boden liegenden Matte zu nagen.
    Er erhob sich verzweifelt und rief: »Den Hauptmann! Den Hauptmann!«
    »Hier bin ich!« sagte Vampa, der plötzlich erschien. »Was wünschen Sie wieder?«
    »Nehmen Sie mein letztes Geld«, stammelte Danglars, indem er ihm seine Brieftasche hinhielt, »und lassen Sie mich hier in dieser Höhle leben; ich verlange nicht mehr die Freiheit, ich verlange nur zu leben.«
    »Sie leiden also sehr?« fragte Vampa.
    »Ich leide furchtbar.«
    »Es gibt jedoch Menschen, die noch mehr gelitten haben als Sie.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Doch! Diejenigen, die verhungert sind.«
    Danglars dachte an jenen Greis, den er in seinen Halluzinationen durch die Fenster des

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