Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
nach dem Ufer, daß es nicht möglich war, auch nur das geringste Geräusch zu hören. Man konnte seine Spur nur an der leuchtenden Furche verfolgen, die seine Bewegungen verursachten. Bald verschwand auch diese Furche; Gaetano hatte offenbar das Land erreicht.
    Eine halbe Stunde lang blieben alle auf dem Schiffe unbeweglich; nach Verlauf dieser Zeit sah man dieselbe leuchtende Furche wiedererscheinen und sich der Barke nähern. Mit einigen Stößen war Gaetano wieder bei der Barke.
    Nun? fragten gleichzeitig Franz und die drei Matrosen.
    Es sind drei spanische Schmuggler, die zwei korsische Banditen bei sich haben.
    Gut, so viel sind wir auch gerade; unsere Kräfte sind, falls die Herren schlimme Absichten haben sollten, gleich. Also, auf nach Monte Christo!
    Ja, Exzellenz; doch Sie werden mir ohne Zweifel erlauben, daß ich einige Vorsichtsmaßregeln nehme?
    Freilich, mein Teurer. Seid weise wie Nestor und klug wie Ulysses! Ich erlaube es Euch nicht nur, sondern ich ermahne Euch dazu.
    Still also! sagte Gaetano. Alle schwiegen.
    Für einen Mann wie Franz, der alles vom richtigen Gesichtspunkte aus betrachtete, ermangelte die Lage der Dinge, ohne gefährlich zu sein, doch nicht eines gewissen Ernstes. Er befand sich in der tiefsten Finsternis mitten auf dem Meere mit Schiffern, die ihn nicht kannten und keinen Grund hatten, ihm ergeben zu sein, die wußten, daß in seinem Gürtel tausend Franken waren, und wenigstens zehnmal, wenn nicht mit Lüsternheit, doch mit Neugierde seine wirklich schönen Gewehre untersucht hatten. Sodann sollte er ohne anderes Geleit, als diese Menschen, auf einer Insel landen, auf der Schmuggler und Banditen ihr Wesen trieben. Zwischen diese doppelte, vielleicht eingebildete, vielleicht wirkliche Gefahr gestellt, ließ er seine Leute nicht aus den Augen, seine Flinte nicht aus der Hand.
    Die Matrosen hatten indessen ihre Segel wieder gehißt, und die Barke fuhr das Ufer entlang; bald erblickte man das Feuer deutlicher und fünf daran sitzende Personen. Der Wiederschein der Glut erstreckte sich auf etwa hundert Schritt ins Meer hinaus. Gaetano fuhr längs dem Feuer hin, wobei er jedoch die Barke in dem nicht beleuchteten Teile hielt; als er sich endlich gerade vor dem Feuer befand, richtete er dasVorderteil seines Fahrzeugs auf dieses zu und fuhr mutig in den beleuchteten Kreis, wobei er ein Fischerlied anstimmte, dessen Refrain seine Gefährten im Chor wiederholten.
    Bei dem ersten Worte des Liedes erhoben sich die um das Feuer sitzenden Männer und näherten sich dem Strand, ihre Augen auf die Barke heftend, deren Besatzung zu erkennen und deren Absicht zu erraten sie sich sichtbar anstrengten. Sobald sie sich genügend überzeugt hatten, setzten sie sich, einen Mann ausgenommen, der am Ufer stehen blieb, wieder um das Feuer, an dem man eine junge Ziege briet.
    Als das Schiff bis auf zwanzig Schritte zum Land gelangt war, rief der Mann am Ufer in sardinischer Mundart: Wer da?
    Franz spannte kaltblütig seine Doppelflinte.
    Gaetano wechselte mit dem Manne am Ufer ein paar Worte, von denen der Reisende nichts verstand, die aber offenbar seine Person betrafen.
    Will Eure Exzellenz sich nennen oder ihr Inkognito beibehalten? fragte der Patron.
    Mein Name muß diesen Leuten völlig unbekannt bleiben, antwortete Franz; sagt ihnen ganz einfach, ich sei ein Franzose, der zu seinem Vergnügen reise.
    Als Gaetano diese Worte wiederholt hatte, gab die Schildwache einem von den am Feuer sitzenden Männern einen Befehl; dieser stand sogleich auf und verschwand in den Felsen. Es herrschte tiefe Stille. Jeder schien mit seinen Angelegenheiten beschäftigt, Franz mit dem Ausschiffen, die Matrosen mit ihren Segeln, die Schmuggler mit ihrer jungen Ziege. Doch bei aller scheinbaren Sorglosigkeit beobachtete man sich gegenseitig scharf.
    Der Mann, der sich durch die Felsen entfernt hatte, erschien plötzlich wieder von der entgegengesetzten Seite; er machte der Schildwache mit dem Kopfe ein Zeichen, diese wandte sich um und sprach nur die Worte: s'accommodi.
    Das italienische s'accommodi läßt sich nicht übersetzen. Es bedeutet zugleich: Kommt, tretet ein, seid willkommen. tut, als ob Ihr zu Hause wäret, Ihr habt zu gebieten. Die Matrosen ließen sich das nicht zweimal sagen; mit vier Ruderschlägen berührte die Barke das Land. Gaetano sprang ans Ufer, wechselte leise noch ein paar Worte mit der Schildwache, seine Gefährten stiegen ebenfalls nacheinander aus, und die Reihe kam an Franz.
    Er trug selbst

Weitere Kostenlose Bücher