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Der Graf von Monte Christo

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Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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erinnern Sie sich nicht, daß Sie, auf einer Steinbank sitzend, ziemlich lange mit jemand plauderten?
    Ja, wahrhaftig ja, sagte die junge Frau errötend, ich entsinne mich dessen, mit einem Manne, der in einen langen wollenen Mantel gehüllt war ... mit einem Arzte, glaube ich.
    Ganz richtig, dieser Mann war ich; ich wohnte in dem Gasthofe und hatte meinen Kammerdiener vom Fieber geheilt, weshalb man mich für einen Arzt hielt. Wir plauderten lange von gleichgültigen Dingen, von Perugino, von Raphael, von Sitten und Gebräuchen, von jener berüchtigten Aqua Tofana, von der man Ihnen, glaube ich, gesagt hatte, daß noch einige Personen in Perugia das Geheimnis bewahrten.
    Ah! es ist wahr, sagte Frau von Villefort mit einer gewissen Unruhe, ich erinnere mich dessen.
    Ich kann mich auf die Einzelheiten unserer Unterhaltung nicht mehr besinnen, versetzte der Graf mit vollkommener Ruhe, doch weiß ich noch, daß Sie, den allgemeinen Irrtum über meine Person teilend, mich über die Gesundheit von Fräulein von Villefort um Rat fragten.
    Aber Sie waren wirklich Arzt, da Sie Kranke heilten?
    Molière oder Beaumarchais würden Ihnen antworten, gnädige Frau, daß ich, gerade weil ich es nicht war, meine Kranken zwar nicht geheilt habe, aber sie nicht gehindert habe zu genesen; ich begnüge mich, Ihnen zu bemerken, daß ich ziemlich gründlich die Chemie und die Naturwissenschaften studiert habe, aber nur als Liebhaber.
    In diesem Augenblick schlug es sechs Uhr.
    Es ist sechs Uhr, sagte Frau von Villefort sichtbar erregt; willst du nicht sehen, Valentine, ob dein Großvater zur Mahlzeit bereit ist?
    Valentine stand auf, verbeugte sich vor dem Grafen und verließ das Zimmer, ohne ein Wort zu sprechen.
    Oh! mein Gott, sollten Sie Fräulein von Villefort meinetwegen entfernt haben? sagte der Graf, als Valentine weggegangen war.
    Durchaus nicht, erwiderte lebhaft die junge Frau; es ist die Stunde, wo wir Herrn Noirtier das traurige Mahl einnehmen lassen, das sein unglückliches Dasein fristet. Sie wissen, mein Herr, in welch einem beklagenswerten Zustande sich der Vater meines Gatten befindet?
    Ja, gnädige Frau, Herr von Villefort hat mir davon gesagt; eine Lähmung, glaube ich.
    Ach! ja, der arme Greis ist jeder Bewegung unfähig, die Seele allein wacht in dieser menschlichen Maschine, aber ebenfalls bleich und zitternd, und wie eine Lampe, die dem Erlöschen nahe ist. Doch verzeihen Sie, mein Herr, daß ich Sie mit unserem häuslichen Unglück unterhalte. Ich unterbrach Sie in dem Augenblick, wo Sie mir sagten, Sie seien ein geschickter Chemiker.
    Oh! das sagte ich nicht, gnädige Frau, entgegnete lächelnd der Graf; im Gegenteil, ich studierte die Chemie, weil ich, entschlossen, im Orient zu leben, das Beispiel des Königs Mithridates befolgen wollte.
    Mithridates, rex Ponticus, rief der junge Naseweis, während er Silhouetten aus einem herrlichen Album schnitt, derselbe, der jeden Morgen eine Tasse Gift mit Rahm frühstückte.
    Eduard, abscheuliches Kind, laß uns allein! rief Frau von Villefort, das verstümmelte Buch den Händen des Knaben entreißend, und führte ihn zur Tür. Suche deine Schwester bei dem guten Papa Noirtier auf.
    Der Graf folgte ihr mit den Augen und murmelte: Ich will doch sehen, ob sie die Tür hinter ihm schließt.
    Frau von Villefort schloß die Tür mit der größten Behutsamkeit hinter ihrem Sohne, der Graf gab sich den Anschein, als bemerkte er es nicht. Dann schaute die junge Frau noch einmal aufmerksam umher und setzte sich wieder.
    Erlauben Sie mir, Ihnen zu bemerken, gnädige Frau, sagte der Graf mit gutmütigem Tone, erlauben Sie mir, Ihnen zu bemerken, daß Sie sehr streng gegen diesen reizenden Jungen sind.
    Ich muß wohl, Herr Graf, erwiderte Frau von Villefort mit einem wahrhaft mütterlichen Ausdrucke.
    Herr Eduard rezitierte seinen Cornelius Nepos, als er vom König Mithridates sprach, und Sie unterbrachen ihn bei Anführung einer Stelle, wodurch er bewies, daß sein Lehrer die Zeit nicht mit ihm verloren hat.
    Es ist nicht zu leugnen, Herr Graf, sagte die Mutter geschmeichelt, daß er alles lernt, was er lernen will. Er hat nur den Fehler, daß er zu eigensinnig ist. Doch um auf das zu kommen, was er vorhin sagte, glauben Sie, Herr Graf, daß sich Mithridates dieser Vorsichtsmaßregeln bediente, und daß dieselben wirksam sind?
    Ich glaube so sehr daran, gnädige Frau, daß ich selbst, der ich mit Ihnen spreche, in Neapel, in Palermo und in Smyrna, das heißt, bei drei

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