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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie zum erstenmal sahen.
    Frau Danglars machte eine Bewegung, als sie gewahrte, daß Herr von Villefort auf Monte Christos Einladung sich ihr näherte, um ihr den Arm zu bieten; und Herr von Villefort empfand, daß sich sein Blick unter seiner goldenen Brille verwirrte, als er fühlte wie sich der Arm der Baronin auf den seinigen legte.
    Keine dieser Bewegungen war dem Grafen entgangen, und es lag schon in dieser einfachen Berührung der beiden Menschen für den Beobachter dieser Szene ein großes Interesse.
    Herr von Villefort hatte zu seiner Rechten Frau von Danglars und zu seiner Linken Morel.
    Der Graf saß zwischen Frau von Villefort und Danglars.
    Die andern Zwischenräume wurden ausgefüllt durch Debray, der zwischen Cavalcanti Vater und Cavalcanti Sohn, und durch Chateau-Renaud, der zwischen Frau von Villefort und Morel saß.
    Das Mahl war prachtvoll; Monte Christo hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Pariser Symmetrie völlig umzustürzen und mehr noch der Neugierde als dem Appetit seiner Gäste die gewünschte Nahrung zu geben. Es war ein orientalischer Schmaus, was man ihnen bot, doch orientalisch auf eine Weise, wie man sie sich nur bei Festen arabischer Feen vorstellt.
    Alle Früchte, welche die vier Weltteile unversehrt und wohlschmeckend in das europäische Füllhorn zu spenden vermögen, waren in Pyramiden in chinesischen Vasen und auf japanischen Schalen aufgehäuft. Seltene Vögel mit glänzendem Gefieder, riesenhafte Fische auf silbernen Platten, alle Weine des Archipels, von Kleinasien und vom Kap, in Flaschen von bizarren Formen, zogen gleich wie bei jenen gastronomischen Wunderschmäusen, welche die römischen Schlemmer der üppigsten Kaiserzeit ihren Gästen boten, vor diesen Parisern vorüber, welche meinten, man könne tausend Louisd'or für ein Mittagsmahl von zehn Personen nur ausgeben, wenn man wie Cleopatra Perlen verschluckte.
    Monte Christo sah das allgemeine Erstaunen und fing an zu lachen und zu spotten.
    Meine Herren, sagte er, Sie werden mir eines wohl zugeben, daß es nämlich, wenn man zu einem gewissen Grade des Vermögens gelangt ist, nichts so sehr Notwendiges gibt, als das Überflüssige. Was ist eigentlich ein wahrhaft wünschenswertes Gut? Ein Gut, das wir nicht haben können. Dinge sehen, die ich nicht begreifen kann, mir Dinge verschaffen, die unmöglich zu haben sind, das ist nun das einzige Streben meines Lebens. Ich gelange hierzu durch zwei Mittel, durch das Geld und durch den Willen. Um eine Laune zu verfolgen, wende ich zuweilen die Beharrlichkeit an, die Sie anwenden, Herr Danglars, um eine neue Eisenbahnlinie herzustellen; Sie, Herr von Villefort, um einen Menschen zum Tode verurteilen zu lassen; Sie, Herr Debray, um ein Diplomatenkunststück zu vollbringen; Sie, Herr von Chateau-Renaud, um einer Frau zu gefallen; Sie, Herr Morel, um ein Pferd zu bändigen, das sonst niemand zu bändigen vermag. Sehen Sie zum Beispiel diese Fische an, von denen der eine fünfzig Meilen von St. Petersburg, der andere fünf Meilen von Neapel das Licht der Welt erblickt hat. Ist es nicht belustigend, sie auf derselben Tafel zu vereinigen?
    Was für Fische sind dies? fragte Danglars.
    Hier ist Herr von Chateau-Renaud, der sich in Rußland aufgehalten hat und Ihnen den Namen des einen sagen wird, antwortete Monte Christo, und hier ist Herr Major von Cavalcanti, ein Italiener, der Ihnen wohl den Namen des andern nennt.
    Dieser hier ist, glaube ich, ein Sterlet, sagte Chateau-Renaud.
    Und dieser hier ist, wenn ich mich nicht täusche, eine Lamprete, versetzte Cavalcanti.
    So ist es. Mein lieber Herr Danglars, fragen Sie nun die beiden Herren, wo man diese Fische fängt.
    Die Sterlets fängt man nur in der Wolga, sagte Chateau-Renaud.
    Nur der Fusaro-See liefert meines Wissens Lampreten von dieser Größe, sagte Cavalcanti. Ganz richtig: der eine kommt aus der Wolga, der andere aus dem Fusaro-See.
    Unmöglich! riefen zugleich alle Gäste.
    Sehen Sie, das ist es gerade, was mich belustigt, sagte Monte Christo. Ich bin wie Nero, das Unmögliche zieht mich an, und das ist es auch, was Sie ergötzt, denn daß Ihnen dieses Fleisch, das in Wirklichkeit vielleicht nicht so viel wert ist, als das des Barsches oder des Salms, ausgezeichnet erscheint, rührt wohl bloß davon her, daß es Ihnen unmöglich schien, es sich zu verschaffen, und daß es nun doch da ist.
    Doch wie hat man es fertig gebracht, diese Fische nach Paris zu transportieren?
    Oh, mein Gott! Es gibt nichts Einfacheres; man hat

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