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Der Graf von Monte Christo

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Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren, aber durch Stege von demselben Stoffe verhindert wurden, bis an die Knie zurückzuweichen. Sein erstes Wort beim Eintritt war: Sie wissen mein Herr, daß ich nicht Französisch spreche?
    Ich weiß wenigstens, daß Sie es nicht gern sprechen, antwortete der Bote des Herrn Polizeipräfekten.
    Doch Sie können es sprechen, versetzte Lord Wilmore, denn wenn ich es auch nicht spreche, so verstehe ich es doch.
    Und ich, sagte der Besuch, das Idiom wechselnd, spreche leicht genug Englisch, um eine Unterredung in dieser Sprache führen zu können. Tun Sie sich also keinen Zwang an, mein Herr.
    Oh! rief Lord Wilmore mit jenem Tone, der nur den reinsten Eingeborenen Großbritanniens angehört.
    Der Abgeordnete des Polizeipräfekten übergab Lord Wilmore sein Beglaubigungsschreiben. Dieser las es mit englischem Phlegma ... Als er damit zu Ende war, sagte er englisch: Ich begreife, ich begreife sehr gut.
    Nun begannen die Fragen.
    Es waren ungefähr dieselben, die man dem Abbé Busoni vorgelegt hatte. Da jedoch Lord Wilmore als Feind des Grafen von Monte Christo nicht mit derselben Zurückhaltung antwortete, wie der Abbé Busoni, so wurden sie vervielfacht. Er erzählte von der Jugend Monte Christos, der, seiner Behauptung nach, in einem Alter von zehn Jahren in den Dienst eines der kleinen indischen Fürsten getreten war, die mit England beständig im Streite liegen; hier traf ihn Wilmore seiner Aussage nach zum ersten Male, und sie kämpften gegeneinander. Und in eben diesem Kriege wurde Zaccone zum Gefangenen gemacht, nach England geschickt und auf die Pontons gebracht, von wo er schwimmend entfloh. Hierauf folgten seine Reisen, seine Zweikämpfe, seine Leidenschaften; es kam der Aufstand in Griechenland, und er diente in den Reihen der Hellenen. Während er in ihren Diensten war, entdeckte er eine Silbermine in den Gebirgen Thessaliens; doch er hütete sich, mit irgend jemand davon zu sprechen. Nach der Schlacht bei Navarin, und nachdem sich die griechische Regierung befestigt hatte, verlangte er von König Otto ein Privilegium zur Ausbeutung dieser Miene, das ihm bewilligt wurde. Daher rührte sein Vermögen, das sich nach der Ansicht Lord Wilmores auf eine bis zwei Millionen Einkünfte belaufen mochte, ein Vermögen, das nichtsdestoweniger versiegen konnte, wenn sein Bergwerk versiegte.
    Doch wissen Sie, warum er nach Frankreich gekommen ist?
    Er will in Eisenbahnen spekulieren, sagte Lord Wilmore; und als geschickter Chemiker und nicht minder ausgezeichneter Physiker hat er einen Telegraphen erfunden, dessen praktische Ausbeutung er im Auge hat.
    Wieviel gibt er ungefähr jährlich aus? fragte der Abgeordnete des Polizeipräfekten.
    Oh! höchstens 5 bis 600 000 Franken, er ist geizig. Offenbar ließ der Haß den Engländer so sprechen; er wußte nicht, was er dem Grafen zum Vorwurf machen sollte, und warf ihm Geiz vor.
    Wissen Sie etwas von seinem Hause in Auteuil?
    Sie fragen, warum er es gekauft hat? – Ja.
    Der Graf ist ein Spekulant, der sich in Versuchen und Utopien zu Grunde richten wird. Er behauptet, es gebe in Auteuil, in der Gegend des von ihm erkauften Hauses, eine Mineralquelle, die den ersten französischen Wassern gleich komme. Er will aus seiner Erwerbung ein Badehaus machen. Bereits hat er zwei bis dreimal seinen ganzen Garten umgewühlt, und weil er die berühmte Quelle nicht finden konnte, so werden Sie sehen, daß er binnen kurzem alle Häuser kauft, die an das seinige grenzen. Da ich ihm grolle und hoffe, daß er sich mit seiner Eisenbahn, mit seinem elektrischen Telegraphen oder seiner Bäderspekulation zu Grunde richten wird, so folge ich ihm, um mich an seiner Niederlage zu weiden, die früher oder später eintreten muß.
    Und warum grollen Sie ihm? fragte der Besuch.
    Ich grolle ihm, antwortete Lord Wilmore, weil er bei einem Aufenthalte in England die Frau eines meiner Freunde verführt hat.
    Doch wenn Sie feindselig gegen ihn gesinnt sind, warum suchen Sie sich nicht an ihm zu rächen?
    Ich habe mich bereits dreimal mit ihm geschlagen, das erste Mal auf Pistolen, das zweite Mal mit dem Degen, das dritte Mal auf Säbel.
    Und was war der Erfolg dieser Duelle?
    Das erste Mal zerschmetterte er mir den Arm, das zweite Mal durchstieß er mir die Lunge, und das dritte Mal brachte er mir diese Wunde bei. Der Engländer schlug einen Hemdkragen zurück, der ihm bis an die Ohren ging, und zeigte eine anscheinend ziemlich frische Narbe.
    Deshalb bin ich sein Feind, wiederholte der Engländer, und er

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