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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

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weiß, was Sie sagen wollen.
    Ah! lassen Sie doch hören! rief Frau von Villefort.
    Sie wollen mich fragen, ob der Graf von Monte Christo gekommen sei oder kommen werde?
    Ich beschäftige mich in diesem Augenblick nicht mit ihm. Ich wollte Sie fragen, ob Sie Nachricht von Herrn Franz erhalten hätten?
    Ja, gestern; er schrieb mir, er werde zu gleicher Zeit mit seinem Briefe abreisen.
    Gut ... Nun der Graf? ...
    Seien Sie unbesorgt, der Graf wird kommen.
    Sie wissen, daß er einen andern Namen hat, als Monte Christo?
    Nein, ich wußte es nicht.
    Monte Christo ist der Name einer Insel; er ist Malteser.
    Das ist möglich.
    Er ist der Sohn eines Reeders.
    In der Tat, Sie sollten dies laut erzählen, Sie würden das größte Aufsehen damit machen.
    Er hat in Indien gedient, beutet ein Silberbergwerk in Thessalien aus und kommt nach Paris, um in Auteuil eine Anstalt für Mineralbäder zu gründen.
    Ah! das lasse ich mir gefallen, das sind Neuigkeiten! Erlauben Sie mir, sie zu wiederholen?
    Ja, doch allmählich, eine nach der andern, und ohne zu sagen, daß sie von mir kommen.
    Warum?
    Weil es ein der Polizei abgelauschtes Geheimnis ist.
    Also kommen diese Neuigkeiten? ...
    Vom Präfekten. Paris ist, wie Sie leicht begreifen können, durch den Anblick dieses Luxus in Aufregung geraten, und die Polizei hat Erkundigungen eingezogen.
    Es fehlte nur noch, daß man den Grafen wie einen Vagabunden unter dem Vorwande, er sei zu reich, verhaftete.
    Meiner Treu, das hätte ihm wohl begegnen können, wenn die Nachrichten nicht so günstig gewesen wären.
    Armer Graf! Und er vermutet die Gefahr nicht, der er preisgegeben ist!
    Ich glaube nicht.
    Dann ist es Pflicht der Nächstenliebe, ihn darauf aufmerksam zu machen. Ich werde bei seiner Ankunft nicht verfehlen, dies zu tun.
    In dieser Sekunde verbeugte sich ein schöner junger Mann mit lebhaften Augen, schwarzen Haaren und glänzendem Schnurrbart vor Frau von Villefort. Albert reichte ihm die Hand und sagte: Gnädige Frau, ich habe die Ehre, Ihnen Herrn Maximilian Morel, Kapitän bei den Spahis, einen unserer guten und besonders unserer braven Offiziere, vorzustellen.
    Ich habe bereits das Vergnügen gehabt, den Herrn in Auteuil bei dem Herrn Grafen von Monte Christo zu treffen, antwortete Frau von Villefort, sich mit auffallender Kälte abwendend. Diese Antwort und besonders der Ton, in dem sie gegeben wurde, schnürten dem armen Morel das Herz zusammen; doch es war ihm eine Entschädigung vorbehalten. Als er sich umdrehte, sah er unweit der Tür ein schönes, ernstes Gesicht, dessen blaue, große und scheinbar ausdruckslose Augen sich auf ihn hefteten, während der Vergißmeinnichtstrauß, den die Person hielt, langsam an die Lippen emporstieg.
    Dieser Gruß wurde so gut verstanden, daß Morel mit derselben Miene sein Taschentuch seinem Mund näherte; und, durch die ganze Breite des Saales voneinander getrennt, vergaßen sich diese zu lebendigen Bildsäulen gewordenen beiden Menschen, deren Herz so rasch unter dem scheinbaren Marmor ihres Gesichtes schlug, einen Augenblick, oder sie vergaßen vielmehr die Welt in dieser stummen Betrachtung.
    Sie hätten lange so ineinander verloren bleiben können, ohne daß es jemand bemerkt hätte; doch der Graf von Monte Christo trat eben ein.
    Der Graf zog, wie gesagt, überall, wo er sich zeigte, die Aufmerksamkeit auf sich. Es war nicht sein allerdings dem Schnitte nach tadelloser, aber einfacher schwarzer Frack; es war nicht seine weiße Weste, nicht sein Beinkleid, das einen Fuß von der zartesten Form umhüllte, was die Aufmerksamkeit rege machte, nein, es waren seine schwarzen, wellenförmigen Haare, seine matte Gesichtsfarbe, sein ruhiges, reines Antlitz, sein tiefes, schwermütiges Auge, endlich sein mit wunderbarer Feinheit gezeichneter Mund, der so leicht den Ausdruck stolzer Verachtung annahm, was aller Blicke auf ihn zog.
    Es mochten schönere Männer da sein, aber es war kein eigenartigerer da. Alles an dem Grafen wollte etwas sagen und hatte seinen Wert, denn die Gewohnheit guter Gedanken hatte seinen Zügen, dem Ausdrucke seines Gesichtes und seiner unbedeutendsten Gebärde eine unvergleichliche Feinheit und Festigkeit verliehen.
    Die Zielscheibe aller Blicke und Grüße, schritt er auf Frau von Morcerf zu, die, vor dem mit Blumen geschmückten Kamine stehend, ihn in einem der Tür gegenüber angebrachten Spiegel erscheinen sah und sich zu seinem Empfang vorbereitete. Sie wandte sich mit einem bereit gehaltenen Lächeln in dem

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