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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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habe ich Sie soeben bei einer Beschäftigung gefunden, welche mit dieser Theorie wenig im Einklange steht.
    Mein lieber Freund, Sie begreifen, man muß nie ausschließlich sein. Wenn man mit den Narren lebt, muß man mit Narrheiten rechnen; jeden Augenblick kann irgend ein verbranntes Gehirn, das nicht mehr Ursache hat, mit mir Streit zu suchen, als Sie bei Beauchamp, wegen der ersten besten Lumperei zu mir kommen oder mir Zeugen schicken, oder mich an einem öffentlichen Orte beleidigen. Nun wohl, dieses verbrannte Gehirn muß ich töten.
    Sie geben also zu, daß Sie sich selbst schlagen würden? – Bei Gott! ganz gewiß.
    Warum soll ich mich dann nicht schlagen?
    Ich sage durchaus nicht, Sie sollen sich nicht schlagen; ich sage nur, das Duell sei eine ernste Sache, die man überlegen müsse.
    Hat er es überlegt, als er meinen Vater beschimpfte?
    Wenn er es nicht überlegt hat und Ihnen dies zugesteht, so müssen Sie ihm nicht grollen.
    Oh! lieber Graf, Sie sind viel zu nachsichtig!
    Und Sie viel zu streng. Sehen Sie, ich setze voraus ... hören Sie wohl, ich setze voraus ... Ärgern Sie sich nicht über das, was ich Ihnen sagen werde.
    Ich höre.
    Ich setze voraus, die angegebene Sache sei wahr.
    Ein Sohn darf eine solche Voraussetzung, wenn die Ehre seines Vaters in Betracht kommt, nicht zugeben.
    Mein Gott! wir leben in einer Zeit, wo man so vieles zugeben muß. – Das ist gerade die Schmach dieser Zeit.
    Haben Sie vielleicht die Anmaßung, sie reformieren zu wollen? – Ja, soweit es mich betrifft.
    Mein Gott, welch ein Starrkopf sind Sie doch, lieber Freund! – So bin ich nun einmal.
    Sind Sie unzugänglich für gute Ratschläge? – Nein, wenn sie von einem Freunde kommen.
    Halten Sie mich für Ihren Freund? – Ja.
    Nun wohl, so erkundigen Sie sich, ehe Sie Ihre Zeugen zu Beauchamp schicken. – Bei wem?
    Bei Haydee zum Beispiel. – Warum eine Frau in diese ganze Geschichte mischen? Was kann sie dabei tun?
    Ihnen erklären, daß Ihr Vater keinen Anteil an der Niederlage oder an dem Tode des ihrigen hat, oder Ihnen hierüber Aufklärung geben. Hätte Ihr Vater zufälligerweise das Unglück gehabt ...
    Ich sagte Ihnen bereits, mein lieber Graf, ich könnte eine solche Voraussetzung nicht zugeben.
    Sie schlagen dieses Mittel also aus? – Ich schlage es aus.
    Dann einen letzten Rat. – Es sei! doch den letzten.
    Schicken Sie keine Zeugen zu Beauchamp! – Erklären Sie sich.
    Sie müssen mit Beauchamp reden. Ist er geneigt, zu widerrufen, so muß man ihm das Verdienst des guten Willens lassen, und der Widerruf erfolgt ja trotzdem. Weigert er sich aber, so ist es immer noch Zeit, zwei Fremde ins Geheimnis zu ziehen.
    Es werden nicht zwei Fremde, sondern zwei Freunde sein.
    Die Freunde von heute sind die Feinde von morgen
    Ah! zum Beispiel? – Beauchamp zum Beispiel.
    Also ... – Also empfehle ich Ihnen Klugheit.
    Sie glauben somit, ich sollte Beauchamp selbst aufsuchen? – Ja, allein. Wenn man etwas von der Eitelkeit eines Menschen erhalten will, so muß man diese Eitelkeit bis zum Scheine eines Zwanges schonen.
    Ich glaube, Sie haben recht. Gehen Sie! Doch es wäre am Ende besser, gar nicht zu gehen. – Das ist unmöglich.
    Machen Sie es also auf diese Art; es wird immer noch besser sein, als das, was Sie tun wollten.
    Doch lassen Sie hören. Wenn es trotz meiner Vorsicht und trotz meines Verfahrens zum Duell kommt, werden Sie mir als Zeuge dienen?
    Nein, lieber Vicomte, entgegnete Monte Christo, Sie konnten sehen, daß ich geeigneten Ortes und zu geeigneter Zeit stets zu Ihren Diensten bereit war; doch der Dienst, den Sie heute von mir verlangen, liegt außerhalb des Kreises, den ich zu leisten imstande bin.
    Warum? – Sie werden es eines Tages erfahren.
    Doch inzwischen?
    Bitte ich Sie um Nachsicht für ein Geheimnis.
    Es ist gut. Ich nehme Franz und Chateau-Renaud.
    Nehmen Sie Franz und Chateau-Renaud, das wird vortrefflich sein.
    Doch wenn ich mich schlage, geben Sie mir wenigstens eine Lektion im Degen oder in der Pistole!
    Nein, das ist abermals unmöglich.
    Sonderbarer Mann! Sie wollen sich also in nichts mischen? – Durchaus in nichts.
    So sprechen wir nicht mehr davon. Gott befohlen, Graf. – Gott befohlen, Vicomte.
    Morcerf nahm seinen Hut und ging. Vor der Tür fand er sein Kabriolett, und seinen Zorn so gut wie möglich bewältigend, ließ er sich zu Beauchamp fahren, der sich in seinem Redaktionszimmer befand.
    Man meldete ihm Albert von Morcerf. Er ließ sich die Meldung zweimal

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