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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Frau mit der Hand einen Stuhl an; doch sie deutete durch ein Zeichen mit dem Kopfe an, sie wolle stehen bleiben.
     

     
    Gnädige Frau, sagte der Präsident, Sie haben der Kommission geschrieben und sich angeboten, ihr Auskunft über die Begebenheiten in Janina zu geben; Sie sind Ihrer Behauptung nach Augenzeugin gewesen. – Das war ich auch, sagte die Unbekannte mit einem Tone voll rührender Traurigkeit und mit jenem den Orientalen eigenen Wohlklang. – Erlauben Sie mir, Ihnen zu bemerken, daß Sie damals noch sehr jung waren, versetzte der Präsident. – Ich war vier Jahrs alt; doch da diese Ereignisse die höchste Bedeutung für mich hatten, so verlor sich kein Umstand aus meinem Geiste, entging keine Einzelheit meinem Gedächtnis. – Welche Bedeutung hatten für Sie diese Ereignisse, und wer sindSie, daß diese große Katastrophe einen so tiefen Eindruck auf Sie hervorgebracht hat? – Es handelte sich um Leben oder Tod meines Vaters, antwortete das Mädchen; ich heiße Haydee und bin die Tochter von Ali Tependelini, Pascha von Janina, und von Wasiliki, seiner vielgeliebten Frau.
    Die bescheidene und zugleich stolze Röte, die bei diesen Worten die junge Frau mit Purpur übergoß, das Feuer ihres Blickes, die Majestät ihrer Erscheinung brachten eine unaussprechliche Wirkung auf die Versammlung hervor. Der Graf aber konnte nicht entsetzter sein, wenn ein Blitz herabgefallen wäre und zu seinen Füßen einen Abgrund geöffnet hätte.
    Gnädige Frau, sagte der Präsident, nachdem er sich ehrfurchtsvoll verbeugt hatte, erlauben Sie mir eine einfache Frage, die keinen Zweifel enthält und die letzte sein wird: Können Sie die Wahrheit Ihrer Behauptung erweisen?
    Ich kann es, mein Herr, sagte Haydee, unter ihrem Schleier ein Säckchen von parfümiertem Atlas hervorziehend; denn hier ist mein Geburtsschein, von meinem Vater abgefaßt und von seinen obersten Offizieren unterzeichnet; und hier bei meinem Geburtsschein ist mein Taufschein; mein Vater hatte nämlich eingewilligt, daß ich in der Religion meiner Mutter erzogen würde, und der Archimandrit von Macedonien hat diesem Scheine sein Siegel aufgedrückt. Hier ist endlich die Urkunde über den Verkauf meiner Person und meiner Mutter an den armenischen Kaufmann El-Kobbir seitens des fränkischen Offiziers, der sich bei seinem schändlichen Handel mit der Pforte als seinen Beuteanteil Frau und Tochter seines Wohltäters vorbehalten hatte, die er für die Summe von 1000 Beuteln, d. h. für ungefähr 400 000 Franken, feil gab.
    Bei diesen schrecklichen Anschuldigungen, welche die Versammlung mit finsterem Stillschweigen aufnahm, überzog sich das Gesicht des Grafen mit grünlicher Blässe, und seine Augen wurden von Blut unterlaufen.
    Immer ruhig, aber viel drohender, als dies eine andere in ihrem Zorne gewesen wäre, überreichte Haydee dem Präsidenten die in arabischer Sprache abgefaßte Verkaufsurkunde.
    Einer von den edlen Pairs, der die arabische Sprache während des Feldzuges in Ägypten erlernt hatte, las:
     
    Ich, El-Kobbir, Sklavenhändler und Lieferant des Harems Seiner Hoheit, erkenne hiermit, daß ich von dem fränkischen Herrn Grafen von Monte Christo einen Smaragd im Werte von zweitausend Beuteln als Preis für eine christliche, elf Jahre alte Sklavin, namens Haydee, anerkannte Tochter des verstorbenen Ali Tependelini, Paschas von Janina, und von Wasiliki, seiner Favoritin, erhalten habe, welche an mich vor sieben Jahren mit ihrer bald darauf gestorbenen Mutter durch einen fränkischen Obersten, im Dienste des Wesire Ali Tependelini, namens Fernand Mondego, verkauft worden ist. Der erwähnte Verkauf ist für Rechnung unseres erhabenen Sultans geschehen, von dem ich den Auftrag hatte, den Smaragd zu erwerben.
    Ausgefertigt in Konstantinopel mit Vollmacht Seiner Hoheit im Jahre 1247 der Hedschra.
    Unterzeichnet:
    El-Kobbir.
    Die gegenwärtige Urkunde wird, um ihr volle Glaubwürdigkeit und Echtheit zu verleihen, mit dem kaiserlichen Siegel versehen werden, das der Verkäufer derselben beidrucken zu lassen sich verbindlich macht.
     
    Neben der Unterschrift des Kaufmanns sah man das Siegel des Großherrn. Auf diese Vorlesung folgte ein furchtbares Stillschweigen; der Graf konnte seine Gedanken nur durch den Blick ausdrücken, und dieser unwillkürlich auf Haydee geheftete Blick schien von Flammen und Blut zu sein.
    Gnädige Frau, sagte der Präsident, kann man nicht den Herrn Grafen von Monte Christo befragen, der sich, wie ich glaube, bei Ihnen

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