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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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etwas anderes, als einen Kellner; wir wollen ihm einen Gendarmen schicken. Wer wohnt in Nummer 3?
    Der kleine junge Mann, der gestern abend mit seiner Schwester angekommen ist und ein Zimmer mit zwei Betten verlangt hat.
    Die Glocke erscholl zum dritten Male mit angstvollen Tönen.
    Herbei! Herr Kommissar! rief der Brigadier, folgen Sie mir und beschleunigen Sie Ihre Schritte.
    Warten Sie einen Augenblick, sagte der Wirt; zu Nr. 3 führen zwei Treppen, eine äußere und eine innere.
    Gut! sagte der Brigadier, ich wähle die innere, das ist mein Departement. Sind die Karabiner geladen?
    Ja, Brigadier.
    Gut! so wachen Sie an der äußern Treppe, und, wenn er fliehen will, geben Sie Feuer auf ihn! Es ist ein großer Verbrecher, wie der Telegraph sagt.
    Mit dem Polizeikommissar verschwand der Brigadier auf der innern Treppe.
    Andrea war sehr geschickt bis auf zwei Drittel des Kamines hinabgestiegen; doch hier war sein Fuß ausgeglitten, und er war mit größerer Schnelligkeit und besonders mit mehr Geräusch, als ihm lieb war, hinabgerutscht. Wäre das Zimmer verlassen gewesen, so hätte dies nichts zu bedeuten gehabt, doch zum Unglück war es bewohnt.
     

     
    Zwei Frauen, die in einem Bett schliefen, wurden bei dem Geräusch wach. Ihre Blicke richteten sich nach dem Punkte,von wo der Lärm kam, und sie sahen durch die Öffnung des Kamins einen Menschen erscheinen.
    Eine von den beiden Frauen, eine Blonde, war es gewesen, die den furchtbaren Schrei ausstieß, von dem das ganze Haus widerhallte, während die andere nach der Klingelschnur stürzte und mit aller Gewalt daran zog.
    Andrea hatte, wie man sieht, Unglück.
    Barmherzigkeit! rief er, bleich, verwirrt, ohne die Personen anzuschauen, an die er sich wandte, rufen Sie nicht, retten Sie mich! Ich will Ihnen nichts Böses tun.
    Andrea, der Mörder! rief eine von den jungen Frauen.
    Eugenie, Fräulein Danglars! murmelte Cavalcanti, vom Schrecken zum höchsten Erstaunen übergehend.
    Zu Hilfe! zu Hilfe! schrie Fräulein d'Armilly, die Glocke aus Eugenies Händen nehmend und noch kräftiger läutend, als ihre Gefährtin.
    Retten Sie mich, man verfolgt mich! sagte Andrea, die Hände faltend; Barmherzigkeit, Gnade, liefern Sie mich nicht aus!
    Es ist zu spät, man kommt herauf, erwiderte Eugenie.
    So verbergen Sie mich irgendwo! Sie sagen, Sie haben ohne Grund Furcht gehabt; Sie wenden den Verdacht ab und retten mir das Leben.
    Gut! es sei, sagte Eugenie; kehren Sie in den Kamin zurück, durch den Sie gekommen sind, Unglücklicher; gehen Sie und wir werden nichts sagen.
    Da ist er! Da ist er! rief eine Stimme auf dem Vorplatz, ich sehe ihn!
    Der Brigadier hatte wirklich sein Auge an das Schlüsselloch gedrückt und gesehen, wie Andrea flehend vor den Frauen stand.
    Ein heftiger Kolbenschlag sprengte das Schloß, zwei weitere Schläge sprengten die Riegel; die Tür fiel zerschmettert nach innen.
    Andrea lief an die andere Tür, die nach der Galerie des Hofes ging, und öffnete sie, um hinauszustürzen.
    Die beiden Gendarmen standen mit ihren Karabinern da und schlugen auf ihn an.
    Andrea blieb stehen; bleich, mit etwas zurückgeneigtem Körper hielt er sein unnützes Messer in der krampfhaft zusammengepreßten Hand.
    Fliehen Sie doch! rief Fräulein d'Armilly, in deren Herzen das Mitleid in demselben Maße zunahm, in dem der Schreck daraus verschwand, fliehen Sie doch!
    Oder töten Sie sich! sagte Eugenie mit dem Tone und der Gebärde einer jener Vestalinnen, die im Zirkus dem siegreichen Gladiator mit dem Daumen befahlen, seinem niedergeworfenen Gegner das Lebenslicht vollends auszublasen.
    Andrea bebte und schaute das Mädchen mit einem verächtlichen Lächeln an, welches bewies, daß sein verdorbenes Wesen diesen Appell an die Ehre nicht verstand.
    Der Brigadier trat mit dem Säbel in der Faust auf ihn zu.
    Vorwärts, sagte Cavalcanti, stecken Sie wieder ein, mein braver Mann! Es ist nicht der Mühe wert, so viel Lärm zu machen, da ich mich selbst ergebe.
    Dabei streckte er seine Hände aus, um Schellen daran legen zu lassen.
    Die jungen Mädchen schauten voll Schrecken die häßliche Metamorphose an, die vor ihren Augen vorging: der Mann aus der vornehmen Welt legte seine Hülle ab und wurde wieder der Bagnoflüchtling.
    Andrea wandte sich gegen sie um und fragte mit unverschämtem Lächeln: Haben Sie keinen Auftrag an Ihren Herrn Vater, Fräulein Eugenie, denn aller Wahrscheinlichkeit kehre ich nach Paris zurück.
    Eugenie verbarg ihren Kopf in ihren beiden

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