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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Händen.
    Oh! oh! sagte Andrea, Sic brauchen sich nicht zu schämen; ich bin Ihnen nicht böse, daß Sie mir mit der Post nachgeeilt sind; war ich nicht so gut wie Ihr Gatte?
    Hierauf ging Andrea hinaus und ließ die Flüchtlinge der Scham und dem Spott der Menge preisgegeben zurück.
    Eine Stunde nachher stiegen beide in ihren Frauenkleidern in die Reisekalesche. Man hatte das Tor des Gasthofes geschlossen, um sie den Blicken der Leute möglichst zu entziehen; doch sie mußten nichtsdestoweniger durch eine doppelte Hecke von Neugierigen mit flammenden Augen und murmelnden Lippen fahren. Eugenie ließ die Vorhänge herab, aber wenn sie nichts sah, so hörte sie doch, und das laute Hohngelächter drang bis zu ihr.
    Oh! warum ist die Welt nicht eine Wüste? rief sie, sich an die Brust des Fräuleins d'Armilly werfend, während ihre Augen von Wut funkelten.
    Am andern Tage stiegen sie im Hotel de Flandres in Brüssel ab. – Andrea war am Abend vorher in die Liste der Gefangenen der Conciergerie eingetragen worden.

Das Gesetz.
     
    Während Danglars mit schweißbedeckter Stirn beim Anschauen der vor ihm liegenden ungeheuren Kolonnen seiner Passiva dem Gespenste des Bankerotts entgegenstarrte, wollte die Baronin, nachdem sie sich von der ersten heftigsten Erschütterung des niederschmetternden Schlages, der sie getroffen, erholt hatte, bei Lucien Debray Rat holen, fand ihn aber nicht daheim.
    Wieder in ihrem Zimmer angelangt, pochte sie an Eugenies Tür. Als sie keine Antwort erhielt, versuchte sie hineinzugehen; aber die Riegel waren vorgeschoben. Frau Danglars glaubte, von der furchtbaren Aufregung des Abends ermüdet, habe sich Eugenie zu Bette gelegt und sei eingeschlafen.
    Fräulein Eugenie, antwortete die Kammerfrau auf ihre Frage, ist mit Fräulein d'Armilly in ihr Zimmer zurückgekehrt; dann tranken sie miteinander Tee, und hierauf verabschiedeten sie mich mit der Bemerkung, sie bedürften meiner nicht mehr.
    Frau Danglars legte sich hierauf ohne einen Schatten von Verdacht nieder, konnte aber in Erinnerung an die Vorgänge des Tages nicht einschlafen. Der Vorfall erschien ihr in immer trüberem Lichte, je mehr sie darüber nachdachte. Eugenie, sagte sie sich, ist verloren, und wir sind es ebenfalls. Die Geschichte, so wie sie dargestellt werden wird, bedeckt uns mit Schmach, denn in einer Gesellschaft, wie die unsere, sind gewisse Lächerlichkeiten einfach unerträglich und nicht wieder gutzumachen. Welch ein Glück, murmelte sie, daß Gott Eugenie den seltsamen Charakter gegeben hat, der mir oft solche Sorge bereitete.
    Dann dachte sie wieder an Cavalcanti. Dieser Andrea war ein Elender, ein Dieb, ein Mörder, und dennoch besaß er Manieren, die auf eine gute Erziehung hindeuteten. Er besaß anscheinend ein großes Vermögen; ehrenhafte Leute liehen ihm ihre Unterstützung.
    Wie soll man klar in diesem Irrsale sehen? An wen sich wenden, um aus dieser grausamen Lage zu kommen? Da fiel ihr Herr von Villefort ein. An diesen beschloß sie sich zu wenden. Er würde ihr, in Erinnerung an die Vergangenheit, sicher beistehen, und er würde dann die Sache allmählich sich im Sande verlaufen oder wenigstens Cavalcanti fliehen lassen. Erst bei diesem Gedanken schlief sie ruhig ein.
    Am andern Morgen um 9 Uhr stand sie auf und kleidete sich an, verließ heimlich das Hotel, stieg in einen Fiaker und ließ sich nach dem Hause des Herrn von Villefort fahren.
    Seit einem Monat bot dieses Haus den finstern Anblick eines Lazaretts, in dem die Pest ausgebrochen ist. Ein Teil der Zimmer war von außen und von innen geschlossen, die Läden öffneten sich nur von Zeit zu Zeit einen Augenblick, um etwas Luft einzulassen; dann sah man am Fenster den verstörten Kopf eines Bedienten erscheinen; das Fenster schloß sich wieder, und die Nachbarn fragten sich ganz leise: Werden wir heute abermals einen Sarg aus dem Hause des Staatsanwalts kommen sehen?
    Frau Danglars wurde bei dem Anblicke dieses verödeten Hauses von einem Schauer befallen; sie stieg aus, näherte sich mit zitternden Knien der geschlossenen Tür und läutete. Erst als zum dritten Male die Glocke ertönte, kam ein Portier und öffnete die Tür nur einen Zoll weit.
    Öffnen Sie doch! sprach die Baronin.
    Sagen Sie mir zuerst, gnädige Frau, wer sind Sie? fragte der Portier.
    Wer ich bin? Sie kennen mich ja.
    Wir kennen niemand mehr, gnädige Frau.
    Sie sind ein Narr, rief die Baronin.
    Gnädige Frau, es ist Befehl. Entschuldigen Sie mich! Sagen Sie Ihren Namen und was Sie

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