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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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du, daß er genug Glauben an Gott hat, um Wunder von dem zu verlangen, der gesagt hat, mit dem Glauben könne der Mensch Berge versetzen? Nun, dieses Wunder, auf das ich hoffe, erwarte es, oder ...
    Oder? ... erwiderte Morel.
    Oder nimm dich in acht, Morel, ich werde dich einen Undankbaren nennen.
    Haben Sie Mitleid mit mir, Graf!
    Ich habe so sehr Mitleid mit dir, Maximilian, höre mich wohl, daß ich dich, wenn ich dich nicht in einem Monat, auf den Tag, auf die Stunde, heile, selbst vor die geladene Pistole und vor einen Becher des sichersten italienischen Giftes stelle, das rascher wirkt, als das, welches Valentine getrunken hat.
    Sie versprechen mir bei Ihrer Ehre, wenn ich in einem Monat nicht getröstet bin, lassen Sie mich frei über mein Leben schalten, und was ich auch tun mag, Sie werden mich keinen Undankbaren nennen?
    In einem Monat findest du auf dem Tische, an dem wir beide sitzen werden, gute Waffen und, wenn du dann noch willst, einen sanften Tod. Doch dagegen versprichst du mir, bis dahin zu warten und zu leben?
    Oh! ich schwöre Ihnen! rief Morel.
    Monte Christo zog den jungen Mann an sein Herz und hielt ihn lange umfangen.
    Und nun, sagte er, wohnst du von heute an bei mir; du nimmst Haydees Zimmer, und meine Tochter wird durch meinen Sohn ersetzt.
    Haydee! Was ist aus Haydee geworden?
    Sie ist gestern nacht abgereist. – Um Sie zu verlassen?
    Um mich zu erwarten ... Halte dich bereit, in der Rue des Champs-Elysees zu mir zu kommen, und laß mich von hier weggehen, ohne daß man mich sieht.
    Maximilian neigte das Haupt und gehorchte wie ein Kind.

Die Teilung.
     
    In dem Hause der Rue Saint-Germain-des-Prés, das Albert von Morcerf für seine Mutter und sich gewählt hatte, war der erste Stock, bestehend ans einer kleinen Wohnung, an eine sehr geheimnisvolle Person vermietet.
    Diese Person war ein Mann, dessen Gesicht der Portier selbst nie hatte sehen können; denn stets steckte sein Kinn, wenn er kam oder ging, in einer hohen Halsbinde. Gegen alles Herkommen wurde dieser Hausbewohner von niemand bespäht, und das Gerücht, sein Inkognito verberge eine sehr hochgestellte Person, welche »gar lange Arme« habe, verschaffte seiner geheimnisvollen Erscheinung großen Respekt. Er traf fast immer gegen vier Uhr in seiner Wohnung ein, in der er nie eine Nacht zubrachte.
    Zwanzig Minuten später hielt ein Wagen vor dem Hotel; eine schwarz gekleidete, stets aber in einen großen Schleier gehüllte Frau stieg aus, schwebte wie ein Schatten vor der Loge vorüber und ging rasch die Treppe hinauf. Im ersten Stocke kratzte sie auf eine besondere Weise an einer Tür; diese öffnete sich und verschloß sich dann wieder hermetisch.
    Beim Verlassen des Hauses wurde ebenso verfahren. Die Unbekannte ging, stets verschleiert, zuerst hinaus und stieg wieder in ihren Wagen, der bald an dem einen Ende der Straße, bald an dem andern verschwand; zwanzig Minuten nachher entfernte sich auch der Unbekannte.
    An dem Tage nach dem, wo der Graf von Monte Christo Danglars einen Besuch gemacht hatte, und Valentine beerdigt worden war, erschien der geheimnisvolle Bewohner bereits gegen zehn Uhr vormittags.
    Kurz darauf fuhr ein Fiaker vor, und die verschleierte Dame stieg rasch die Treppe hinauf. Die Tür öffnete sich und schloß sich. Doch ehe sie ganz geschlossen war, rief die Dame: Oh, Lucien! oh, mein Freund!
    Und so erfuhr der Portier, der diesen Ausruf gehört hatte, zum ersten Male, daß sein Mietsmann Lucien hieß.
    Nun! Was gibt es denn, teure Freundin? fragte Lucien, sprechen Sie geschwind.
    Mein Freund, kann ich auf Sie zählen?
    Gewiß, das ist Ihnen bekannt, doch was gibt es? Ich war ganz bestürzt über Ihr Billett von heute morgen. Diese Hast, diese unordentliche Schrift ... beruhigen Sie mich, oder erschrecken Sie mich ganz und gar!
    Lucien, ein großes Ereignis! sagte die Dame, einen fragenden Blick auf Lucien heftend; Herr Danglars ist heute nacht abgereist.
    Herr Danglars abgereist! Und wohin?
    Ich weiß es nicht.
    Wie! Sie wissen es nicht? Er ist also abgereist, um nicht mehr zurückzukommen?
    Allerdings! Um zehn Uhr abends brachten ihn seine Pferde an die Barrière von Charenton; hier sagte er zu seinem Kutscher, er fahre nach Fontainebleau.
    Nun! Was sagten Sie dazu?
    Warten Sie, mein Freund. Er ließ mir einen Brief zurück. Da lesen Sie.
    Die Baronin zog aus ihrer Tasche einen Brief und bot ihn Debray, der einen Augenblick zögerte, ehe er ihn las.
    Das Schreiben lautete:
     
    Madame und sehr teure

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