Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
er sich, beugte seinen Kopf in die Hände und schluchzte.
Bei diesem Geräusch wurde die Tür geöffnet; der Gefängnisdirektor trat ein und fragte den Gefangenen, ob er einen Wunsch habe.
Der Gefangene richtete sich auf, schüttelte mit einer verächtlichen Kopfbewegung die Tränen fort, die an seinen Wimpern zitterten, und sagte: »Monsieur, können Sie mir eine Pistole geben, mit der ich mir ein Loch in den Kopf schießen kann?«
»Citoyen«, erwiderte der Direktor, »du bittest mich um das Einzige, was ich dir neben der Freiheit nicht gewähren kann.«
Und nichts konnte den Gefangenen dazu bewegen, ein weiteres Wort zu äußern.
Am nächsten Tag erhielt er um neun Uhr morgens abermals Besuch in seiner Zelle.
Er saß auf dem Holzschemel, auf den er sich am Vorabend hatte fallen lassen, doch das Blut aus seiner Wunde war geronnen, so dass sein Kopf an der Wand festklebte, was verriet, dass er sich die ganze Zeit nicht von der Stelle gerührt hatte.
Der Staatsanwalt war mit dem Untersuchungsrichter gekommen, um ihn zu vernehmen.
Der Gefangene weigerte sich zu antworten und sagte: »Nur Monsieur Fouché persönlich werde ich antworten.«
»Haben Sie ihm etwas zu enthüllen?«
»Ja.«
»Geben Sie uns Ihr Ehrenwort?«
»Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.«
Überall wurde inzwischen von dem Überfall auf die Eilpost und von der Wichtigkeit des Gefangenen, der gemacht worden war, gemunkelt.
Der Staatswanwalt zögerte keine Sekunde lang. Er ließ einen viersitzigen Wagen vorfahren und hieß den gefesselten Gefangenen einsteigen. Er setzte sich neben ihn, ließ zwei Gendarmen gegenüber Platz nehmen und postierte einen dritten auf dem Kutschbock neben dem Kutscher.
Der Wagen fuhr los; sechs Stunden später hielt er vor dem Stadtpalais des Citoyen Fouché.
Der Gefangene wurde in das Vorzimmer im ersten Stock gebracht. Citoyen Fouché weilte in seinem Kabinett. Der Staatsanwalt ließ den Gefangenen mit den vier Gendarmen in dem Vorzimmer und begab sich zu Citoyen Fouché.
Fünf Minuten später wurde der Gefangene geholt und in das Kabinett des Citoyen Senator Fouché aus Nantes gebracht.
Niemand ahnte, dass er noch immer der wahre Polizeiminister war; er hatte sich die Marotte zugelegt, die Herkunftsbezeichnung an seinen Namen zu heften, und sie hat sich dort so gut eingefügt, dass sie ihm wie ein Adelstitel erhalten geblieben ist.
Der Gefangene hatte unter den eng geschnürten Fesseln unterwegs sehr gelitten und litt noch immer; Fouché bemerkte es.
»Citoyen«, sagte er, »wenn du mir dein Wort gibst, während der Zeit, die du bei mir bist, keinen Fluchtversuch zu unternehmen, lasse ich dich von den Fesseln befreien, die dir großes Ungemach zu bereiten scheinen.«
»Schreckliches Ungemach«, sagte der Gefangene.
Fouché klingelte nach seinem Büroboten.
»Toutain«, sagte er zu diesem, »lösen oder schneiden Sie dem Gefangenen die Fesseln ab.«
»Was tun Sie da?«, fragte der Staatsanwalt.
»Das sehen Sie doch«, erwiderte Fouché, »ich lasse dem Gefangenen die Fesseln abnehmen.«
»Und wenn er seine Freiheit missbraucht?«
»Er hat mir sein Wort gegeben.«
»Und wenn er es nicht hält?«
»Er wird es halten.«
Der Gefangene stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und schüttelte seine blutigen Hände. Das Seil hatte sich in das Fleisch eingeschnitten.
»Gut«, sagte Fouché, »wirst du jetzt auf meine Fragen antworten?«
»Ich sagte, dass ich nur Ihnen antworten werde. Wenn wir allein sind, stehe ich Ihnen Rede und Antwort.«
»Setze dich erst einmal, Citoyen. Herr Staatsanwalt, Sie haben richtig gehört; es handelt sich nur um eine kurze Verzögerung, und da Sie den Prozess weiterhin begleiten werden, wird es Ihnen nicht an Gelegenheit mangeln, Ihre Neugier zu befriedigen.«
Er deutete mit dem Kopf eine Verneigung an, und dem Staatsanwalt blieb nichts anderes übrig, als auf der Stelle den Raum zu verlassen, wäre er auch noch so gern geblieben.
»Und jetzt, Monsieur Fouché...«
Doch dieser unterbrach den Gefangenen. »Sparen Sie sich die Mühe, Monsieur«, sagte Fouché. »Ich weiß ohnehin alles.«
»Sie?«
»Sie heißen Hector de Sainte-Hermine und entstammen einer vornehmen Familie des Jura; Ihr Vater starb auf dem Schafott, Ihr ältester Bruder wurde in der Festung Auenheim füsiliert. Ihr zweitältester Bruder wurde in Bourg-en-Bresse guillotiniert. Nach seinem Tod sind auch Sie den Compagnons de Jéhu beigetreten. Cadoudal hat Ihnen nach seiner Unterredung mit dem Ersten
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