Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
de Jéhu, sich ab sofort bereitzuhalten.
Hector hatte einen Schmerzensschrei ausgestoßen. Das ganze Gerüst seines Glücks brach zusammen, seine teuersten Träume, die er seit zwei Monaten gehegt hatte, waren zerstoben. Er konnte es nicht verantworten, den Vertrag zu unterzeichnen und Mademoiselle de Sourdis dem Schicksal auszuliefern, sich eines früheren oder späteren Tages als Witwe eines Mannes wiederzufinden, der als Straßenräuber auf dem Schafott geköpft wurde. Alles Ritterliche an diesem Unternehmen schwand in seinen Augen. Er sah seine Lage nicht mehr unter pittoreskem Gesichtspunkt, sondern ganz im Gegenteil durch das Vergrößerungsglas der Wirklichkeit. Nichts blieb ihm als die Flucht; er zögerte keine Sekunde, zerbrach seine ganze Zukunft wie Glas und sagte: »Fliehen wir.«
Und er eilte mit dem Chevalier de Mahalin aus dem Haus.
26
Der Wald von Vernon
Am nächsten Samstag ritten zwei Männer gegen elf Uhr vormittags aus dem Dorf Port-Mort und folgten dem Weg von Andelys nach Vernon, vorbei an L’Isle und Pressagny, worauf sie Vernonnet erreichten, die alte Holzbrücke überquerten, auf der fünf Mühlen standen, und dem Weg von Paris nach Rouen folgten.
Links nach dem Ende der Brücke verschwanden die zwei Reiter in der düsteren Allee, die der Wald von Bizy dort bildet, und hielten rechtzeitig an, um weiterhin beobachten zu können, was sich auf der Landstraße abspielte.
Während sie durch Pressagny ritten, machten sich zwei andere Reiter von Rolleboise am linken Seineufer auf und ritten an Port-Villez und
Vernon vorbei; als sie die Stelle des Waldes erreichten, an der schon zwei Reiter verschwunden waren, schienen sie sich zu beraten, und nach einem Moment des Zauderns begaben sie sich entschlossen in den Wald.
Kaum hatten sie zehn Schritte zurückgelegt, hörten sie den Ruf: »Wer da?«
»Vernon!«, erwiderten die Neuankömmlinge.
»Versailles!«, riefen die anderen.
In diesem Augenblick kamen auf dem Weg durch den Wald, der von Thilliers-en-Vexin nach Bizy führt, zwei weitere Reiter, die sich nach Austausch der gleichen Parole zu den anderen gesellten.
Die sechs Männer wechselten wenige Worte, mit denen sie sich zu erkennen gaben, und warteten dann schweigend.
Es schlug Mitternacht.
Jeder der Wartenden zählte die zwölf Schläge mit. Fernes Räderrollen war als Nächstes zu hören. Jeder Reiter legte dem Nebenmann die Hand auf den Arm und sagte: »Horch!«
»Ja«, erwiderten alle wie aus einem Mund. Alle hatten verstanden, und in aller Herzen fand das Räderrollen seinen Widerhall.
Man hörte, wie Pistolen geladen wurden.
Plötzlich sah man an einer Wegbiegung die zwei Laternen aufleuchten, von denen die Schnellpost begleitet war.
Kein Hauch war zu vernehmen, aber Herzklopfen, das klang wie Wassertropfen, die auf einen Felsen fallen.
Die Schnellpost kam näher.
Als sie nur mehr zehn Schritte entfernt war, warfen sich zwei Reiter vor die Pferde, und vier bezogen vor den Wagentüren Stellung mit dem Ruf: »Compagnons de Jéhu, keine Gegenwehr!«
Die Schnellpost blieb stehen, dann erfolgte aus den Wagentüren eine ohrenbetäubende Musketensalve, eine Stimme rief: »Galopp!«, und die Schnellpost raste davon, so schnell die vier kräftigen Percheronpferde laufen konnten.
Zwei Compagnons de Jéhu waren auf der Strecke geblieben: Dem einen war eine Kugel von Schläfe zu Schläfe durch den Kopf gedrungen; ihm war nicht mehr zu helfen; den anderen hatte sein Pferd beim Sturz unter sich begraben, und er tastete vergebens nach seiner Pistole, die ihm beim Sturz entglitten war.
Die anderen hatten sich in den Wald und in den Fluss gerettet mit dem Ruf: »Verrat! Rette sich, wer kann!«
Vier Gendarmen kamen angaloppiert. Sie sprangen vom Pferd und ergriffen den Royalisten, der seine Pistole gefunden hatte und sich gerade erschießen wollte. Er war aus den Steigbügeln geglitten, und sein Pferd hatte sich nach dem Sturz aufgerichtet und war davongestürmt.
Als der Gefangene begriff, dass er sich nicht erschießen konnte, schien ihn alle Kraft zu verlassen. Er stieß einen Seufzer aus und wurde ohnmächtig. Sein Kopf fiel auf das Pflaster, und das Blut lief aus einer großen Wunde an der Kopfhaut.
Man brachte ihn in das Gefängnis von Vernon.
Dort kam er zu sich, und ihm war, als erwache er aus einem Traum. Im Licht einer Lampe, die dafür da war, dass von einer Öffnung in der Tür in seine Zelle gesehen werden konnte, erkannte er das Innere einer Kerkerzelle.
Da erinnerte
Weitere Kostenlose Bücher