Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
nicht.«
»Was darf ich für Eure Hoheit tun?«
»Sie dürfen mir noch länger zuhören, Monsieur. Noch nie habe ich jemandem von meiner Liebe erzählt, aber ich ersticke schier daran. Ihnen habe ich mein Herz geöffnet, doch das war nicht genug, ich muss Ihnen noch lang und breit davon erzählen; Sie kennen jetzt die glückliche, freudige Seite meines Lebens; Ich muss Ihnen erzählen, wie schön, wie intelligent, wie ergeben sie ist. Speisen Sie mit mir zu Abend, Monsieur; nach dem Diner werden Sie mich verlassen, doch vorher werde ich zwei Stunden lang Gelegenheit gehabt haben, Ihnen von ihr zu berichten. Ich liebe sie seit drei Jahren, bedenken Sie das, und noch nie konnte ich einem Menschen von ihr erzählen.«
Grisolles blieb zum Abendessen.
Zwei Stunden lang sprach der Herzog von nichts anderem als von ihr. Er schilderte seine Liebe bis in die kleinsten Einzelheiten, lachte, weinte, drückte die Hände seines neuen Freundes und umarmte ihn zum Abschied.
Sonderbare Wirkung der Sympathie!
Von einem Tag auf den anderen hatte ein Fremder das Herz des jungen Prinzen gründlicher erobert als mancher seiner Freunde, der nie von seiner Seite gewichen war.
Am Abend desselben Tages reiste Cadoudals Bote nach England ab, und der Polizeispitzel, der Fouché über alles Bericht zu erstatten hatte, schrieb diesem:
Abgereist eine Stunde nach dem Bürger S. de G.
Ihm ununterbrochen gefolgt; hinter ihm über die Brücke bei Kehl gefahren; mit ihm in Offenburg gespeist, ohne dass er Verdacht schöpfte.
In Offenburg übernachtet. Um acht Uhr morgens mit der Post weitergereist auf eine halbe Stunde Entfernung. Im Hotel La Croix abgestiegen, Citoyen S. de G. im Hotel Rhin et Moselle.
Da man sich über mich Gedanken machen konnte, sagte ich, mich habe ein Schreiben des letzten Fürstbischofs von Straßburg hergelockt, Monsieur de Rohan-Guéménée, berühmt für seine Rolle in der Halsbandaffäre. Ich empfahl mich ihm als Emigrant, der es nicht versäumen wollte, ihm anlässlich einer Reise, die ihn über Ettenheim führte, seine Aufwartung zu machen. Da er vor Eitelkeit schier platzt, schmeichelte ich ihm gewaltig und schmeichelte mich so gut in sein Vertrauen ein, dass er mich zum Diner einlud. Diese unerwartete Intimität nutzte ich, um ihn über den Herzog von Enghien auszufragen. Die beiden sehen sich selten, doch in einer Kleinstadt wie Ettenheim mit dreieinhalbtausend Einwohnern weiß jeder über jeden Bescheid.
Der Prinz ist ein schöner junger Mann von zwei- oder dreiunddreißig Jahren, mit schütterem blondem Haar, groß gewachsen, wohlgestalt, mutig und höflich. Sein Leben ist geheimnisvoll; von Zeit zu Zeit verschwindet er, und niemand weiß, wohin. Unser kirchlicher Würdenträger vermutet allerdings, dass er sich nach Frankreich begibt, zumindest in diese Richtung, denn zweimal ist er ihm auf der Straße nach Straßburg begegnet, einmal auf dem Rückweg von Offenburg, einmal auf dem von Benfeld.
Citoyen S. de G. wurde von dem Herzog von Enghien formvollendet begrüßt und zum Diner eingeladen; zweifellos hat dieser all seinen Vorschlägen zugestimmt, denn er hat ihn zum Wagen begleitet und ihm zum Abschied herzlich die Hand gedrückt.
Citoyen S. de G. reist nach London. Er ist um elf Uhr abends aufgebrochen, ich werde ihm um Mitternacht folgen.
Eröffnen Sie mir bitte, falls ich genötigt sein sollte, in England zu bleiben, ein Bankkonto mit einem Kredit von einigen hundert Louisdor auf den Namen des Kanzlers der französischen Botschaft, damit dieser Kredit niemandem bekannt wird.
DER LIMOUSINER
P.S. Vergessen Sie bitte nicht, dass die Compagnons de Jéhu übermorgen den Kampf wiederaufnehmen und als erstes Ziel die Schnellpost nach Rouen im Wald von Vernon überfallen wollen.
Mit den vorangegangenen Erläuterungen haben unsere Leser sich das plötzliche Verschwinden Hector de Sainte-Hermines sicherlich erklären können. Durch Cadoudals Schreiben von seinem Wort befreit und durch seine Wünsche in diesem Glauben bestärkt, hatte er sich dazu entschlossen,
Mademoiselle de Sourdis um ihre Hand zu bitten. Sie war ihm gewährt worden.
Wir sahen, mit welchem Prunk der Heiratsvertrag unterzeichnet werden sollte und dass Hector die Feder bereits fast in der Hand hielt, als der Chevalier de Mahalin sich seinen Weg bis zu dem Grafen gebahnt hatte, ihn unter einen Kronleuchter gezerrt und ihm dort Cadoudals Befehl an Laurent vorgelesen hatte, die Waffen zu ergreifen, und Laurents Befehl an alle Compagnons
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