Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
immer in Sichtweite. Das schlechte Wetter hatte eine Landung bisher verhindert. Bei Tagesanbruch suchte Savary mit Troche das Ufer auf. Der Kutter war nach wie vor zu sehen.
Bei günstigen Windverhältnissen konnte er von seiner derzeitigen Position aus ohne zu kreuzen den Fuß der Klippe erreichen.
Savary wollte nicht in Dieppe bleiben. Er verkleidete sich als Bürgersmann, ließ zwölf seiner Gendarmen ebenfalls bürgerliche Kleidung anlegen und begab sich mit ihnen nach Biville. Die zwölf Gendarmen gehörten zu den tapfersten des ganzen Regiments.
Savary ließ seine Pferde vorausschicken; von Troche geführt, betrat er ein Haus, das für gewöhnlich von den Kundschaftern besucht wurde, welche die englischen Postschiffe an der Küste absetzten. Dieses abgelegene Haus befand sich außerhalb des Überwachungsbereichs der Polizeibehörde am äußersten Rand des Dorfs und bot denen, die seinen Schutz suchten, den Vorteil, unbemerkt kommen und gehen zu können.
Savary ließ seine Männer vor dem Garten, sprang über die Hecke und näherte sich dem kleinen Haus. Durch einen geöffneten Fensterladen sah er einen Tisch, gedeckt mit Wein, frisch geschnittenen Brotscheiben und Butterbroten.
Savary wandte sich zur Hecke um, rief Troche herbei und zeigte ihm die Mahlzeit. »Das«, sagte Troche, »ist die Verpflegung, die für all jene bereitsteht, die von der Küste kommen, und sie zeigt, dass für heute Nacht oder spätestens für morgen mit der Landung gerechnet wird. Bei Ebbe werden die Ankömmlinge entweder innerhalb der nächsten Viertelstunde eintreffen oder erst morgen.«
Savary wartete vergebens; weder an diesem Tag noch an den folgenden Tagen kam es zu einer Landung.
Diese Landung, die nicht erfolgte, wurde mit größter Ungeduld erwartet. Den Gerüchten zufolge befand sich der sagenumwobene Prinz, ohne den nicht gehandelt werden konnte oder ohne den zumindest Georges nicht handeln wollte, an Bord des Kutters.
Bei Tagesanbruch war Savary auf dem Gipfel der Klippe. Der Boden war schneebedeckt; unterwegs hatte Savary einen Augenblick lang geglaubt, gefunden zu haben, was er suchte.
Der Wind blies heftig vom Meer herein, Schneeflocken wirbelten in der Luft, und man sah keine zehn Schritte weit, doch man hörte sehr gut. Stimmen ertönten aus einem Hohlweg, der zur Klippe führte, Troche legte Savary die Hand auf den Arm und sagte: »Das sind unsere Leute; ich höre Pageot de Pauly.« Pageot de Pauly war ein junger Mann in Troches Alter, der in seiner Abwesenheit die Funktion des Führers innehatte. Savary ließ seine Gendarmen den Hohlweg am anderen Ende abriegeln und ging
mit Troche und zwei Mann auf die Stimmen zu. Das plötzliche Erscheinen von vier Männern oben auf der Klippe und der laut geäußerte Ruf: »Halt!« erschreckten die nächtlichen Wanderer. Pageot aber erkannte Troche und rief: »Ihr habt nichts zu fürchten, es ist Troche!« Die zwei Gruppen näherten sich einander; Pageots Begleiter waren nur Dörfler, die in Erwartung einer Landung zur Klippe gegangen waren.
Die Landung war versucht worden, doch die Schaluppe hatte nicht landen können, weil der Seegang zu heftig war. Eine laute Stimme hatte aber gerufen: »Bis morgen!«, und diese Worte hatte der Wind bis zu den Dörflern hinaufgetragen. Es war das dritte Mal, dass der Kutter seine Schaluppe zu Wasser gelassen hatte, ohne dass ihr die Landung geglückt war.
Bei Tagesanbruch fuhr der Kutter auf das offene Meer hinaus, und dort kreuzte er den ganzen Tag. Am Abend näherte er sich wieder der Küste und versuchte eine Landung seiner Schaluppe. Savary blieb die ganze Nacht auf der Lauer, doch nichts geschah, und am nächsten Morgen entfernte sich der Kutter von der Küste und fuhr nach England zurück.
Savary blieb einen Tag länger, um zu sehen, ob der Kutter wiederkehren würde. Während dieses Tages untersuchte er aufmerksam das Kabel, mit dessen Hilfe die Gelandeten die Klippe überwanden, und obwohl er kein Hasenfuß war, bekannte er, dass er lieber zehn Schlachten auf sich nähme, als an diesem dünnen Seil die Klippe zu erklimmen, vom Sturm umtost, vor sich die Finsternis, unter sich das Meer.
Jeden Tag korrespondierte er über einen Boten mit Bonaparte. Am achtundzwanzigsten Tag wurde er telegraphisch nach Paris zurückbeordert.
Savary war zurückbeordert worden, weil gewisse Dinge sich erhellt und andere sich verdunkelt hatten.
Bonaparte war inzwischen überzeugt, dass auf dem Kutter, dessen Anwesenheit ihm Savary zehn oder
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