Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
ist.
Die Bourbonen waren nicht darauf angewiesen, dass ein bretonischer Edelmann über das Meer zurückkam und ihnen seine bedeutungslose Ergebenheit anbot, so wenig wie sie später, als er aus seinem Schattendasein herausgetreten war, seiner Dienste bedurften. Wenn ich mir mit der Zeitung, die mein Leben änderte, die Pfeife angesteckt und danach meine Reise fortgesetzt hätte, würde niemand meine Abwesenheit bemerkt haben. Mein Leben war damals genauso unbekannt und bedeutungslos wie
der Rauch meines Pfeifenkopfes. Ein schlichter Gewissenskonflikt schleuderte mich wieder auf das Welttheater. Es stand ganz in meinem Belieben zu tun, was ich wollte; denn ich war der einzige Zeuge dieses Konflikts; aber unter allen Zeugen gab es keinen, in dessen Augen zu erröten mir peinlicher gewesen wäre.« Chateaubriand brachte Atala und Natchez aus Amerika mit.
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Chateaubriand
Frankreich hat sich gewaltig verändert, seit der Reisende es verlassen hatte; es gibt viele neue Dinge und vor allem viele neue Männer.
Diese neuen Männer heißen Barnave, Danton, Robespierre. Und es gibt Marat, gewiss, doch er ist kein Mann, kein Mensch, sondern ein wildes Tier. Mirabeau wiederum ist tot.
Unser Reisender lässt es sich nicht verdrießen und unterhält sich mit allen; er sucht all diese Männer auf, die unerschiedlichen Parteien verschrieben, aber ein und demselben Schafott geweiht sind.
Er besucht die Jakobiner, den Club der Aristokraten, der Literaten, der Künstler: Die ehrbaren Leute bilden die Mehrheit, und es gibt sogar vornehme Herren: La Fayette und die beiden Lameth sind Mitglieder des Clubs, Laharpe, Chamfort, Andrieux, Desaine und Chénier vertreten darin die Dichtung, wenn auch die Dichtung ihrer Zeit. Doch letzten Endes kann man von einer Zeit nicht mehr verlangen, als sie geben kann. David, der in der Malerei eine Revolution bewirkt hat, Talma, der auf der Bühne eine Revolution bewirkt hat, lassen fast keine Sitzung aus. An der Tür kontrollieren zwei Wächter die Karten: Der eine ist der Sänger Laïs, der andere ist der natürliche Sohn des Herzogs von Orléans.
Der Mann am Schreibtisch, der Mann in Schwarz, mit seinen eleganten Manieren und seinem düsteren Lächeln, ist der Verfasser der Gefährlichen Liebschaften , der Chevalier de Laclos.
Warum ist Crébillon der Jüngere nicht mehr am Leben? Er wäre dort Vorsitzender oder wenigstens zweiter Vorsitzender.
Ein Mann spricht an der Tribüne, mit schwacher, ein wenig kreischender
Stimme, mit magerem, tristem Gesicht, einem etwas langweiligen, ein wenig abgenutzten olivfarbenen Rock, aber mit gepudertem Haar, mit weißer Weste und tadelloser Leibwäsche.
Es ist Robespierre, der Ausdruck der Gesellschaft, der sich mit ihr im Gleichklang bewegt und der an dem Tag, an dem er so unklug sein wird, ihr voranzugehen, in Dantons Blut ausrutschen wird.
Chateaubriand besucht die Cordeliers.
Sonderbares Schicksal dieser Kirche, die ein Club geworden ist!
Der heilige Ludwig, selbst ein Franziskaner, gründete sie nach einem revolutionären Staatsstreich. Ein hoher Baron, der Herr von Courcy, beging ein Verbrechen; der Gerichtsherr von Vincennes erlegte ihm eine Geldbuße auf, und mit diesem Geld wurden Schule und Kirche der Franziskaner errichtet.
An diesem Ort erklang im Jahr 1300 der Streit um das ewige Evangelium. Es wurde die Frage gestellt, die vierhundert Jahre später der Atheismus lösen sollte: »Weilt Jesus Christus nicht mehr unter uns?«
König Johann wird in Poitiers gefangen genommen. Der Adel, dezimiert und geschlagen, wird mit ihm gefangen genommen. Ein Mann bemächtigt sich im Namen des Volkes der königlichen Macht und errichtet im Kloster der Cordeliers oder Franziskaner sein Hauptquartier. Dieser Mann ist Étienne Marcel, der Vorsteher von Paris. »Wenn die Herren sich befehden, werden die braven Leute auf sie losgehen.«
Im Übrigen sind die Franziskanermönche selbst die würdigen Vorläufer jener, die später ihre Kirche einnehmen werden; als Sansculotten des Mittelalters sagten sie lange vor Babeuf: »Besitz ist ein Vergehen« und lange vor Proudhon: »Besitz ist Diebstahl.« Sie waren ihren Worten treu, denn sie ließen sich lieber verbrennen, als ihre Bettlerkleidung abzulegen.
Wenn die Jakobiner die Aristokratie sind, dann sind die Cordeliers das Volk – das umtriebige, tatkräftige, heftige Volk von Paris, das Volk, das aus seinen liebsten Schriftstellern sprach, aus Marat mit seiner Druckerei im Keller der Kapelle, aus
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