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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Leutnant namens Napoleon Bonaparte fast ertrunken wäre, als er in der Saône badete.
    Der Reisende begab sich zu den Seen in Kanada. Als Erstes erreichte er den Eriesee. Vom Ufer aus sah er den schauerlichen Anblick der Indianer, die sich in ihren Kanus aus Baumrinde auf das trügerische Meer wagten, dessen Stürme so unberechenbar sind.
    »Zuallererst hängen sie ihre Manitus wie einst die Phönizier ihre Götzenbilder am Hinterteil ihres Kanus auf und geben sich dann inmitten des wirbelnden Schneegestöbers den aufrührerischen Wogen preis. Diese Wogen, ebenso hoch oder noch höher als der Rand des Schiffchens, scheinen sie verschlingen zu wollen. Die Hunde der Jäger, die Vorderpfoten am Rand des Bootes, stoßen ein klägliches Geheul aus, während ihre Herren in tiefem Schweigen die Wellen mit gemessenen Ruderschlägen bekämpfen. Die Kanus bewegen sich eines nach dem anderen vorwärts; im Vorderteil des Ersten steht ein Häuptling, der immer wieder ›Oah‹ ruft. In dem letzten Kanu steht wieder ein Häuptling, welcher ein großes Ruder in Form eines Steuerruders lenkt. Durch den Nebel, den Schnee und die Wogen gewahrt man nichts als die Federn, womit das Haupt dieser Indianer geschmückt ist, die gestreckten Hälse der heulenden Hunde und den Oberkörper der beiden Sachems, des Steuermanns und des Augurs, man könnte sagen: der Götter dieser Gewässer.«
    Wenden wir nun den Blick vom See zu seinen Gestaden, vom Wasser zum Ufer. »An der Westseite ist der See auf eine Strecke von mehr als zwanzig Meilen mit breitblättrigen Seerosen bedeckt, und im Sommer sonnt sich eine Menge Schlangen, die eine in die andere verwickelt, auf den Blättern dieser Pflanzen. Wenn sich diese Tiere im Sonnenschein bewegen, sieht man sie im herrlichsten Blau, Rot, Gold und Schwarz schillern, und man unterscheidet an diesen doppelt und dreifach verschlungenen schrecklichen Knoten nichts als funkelnde Augen, dreizackige Pfeile von Zungen, feurige Rachen und mit Stacheln oder Klappern bewehrte Schweife, die sich wie Geißeln in der Luft bewegen. Ein immerwährendes Zischen und ein Geräusch, ähnlich dem Rauschen des dürren Laubes im Wald, lässt sich aus diesem unreinen Kokytos vernehmen.«
    Ein Jahr lang irrte unser Reisender umher, stieg Wasserfälle hinunter, überquerte Seen, durchquerte Urwälder und machte in den Ruinen des Staates Ohio nur halt, um sich in den düsteren Abgrund der Vergangenheit zu versenken, folgte dem Lauf von Flüssen, stimmte morgens und abends in den allumfassenden Lobpreis der Natur und ihres Schöpfers
ein, träumte sein Versepos der Natchez , vergaß Europa und lebte von Freiheit, Einsamkeit und Poesie.
    Und indem er von Wald zu Wald wanderte, von See zu See, von Prärie zu Prärie, hatte er sich, ohne dessen gewahr zu sein, den Grenzen des urbaren Amerikas genähert. Eines Abends erblickt er an einem Bachufer eine Blockhütte; er bittet um Gastfreundschaft, sie wird ihm gewährt.
    Die Nacht bricht herein; als einziges Licht im Hause scheint der Feuerschein des Herdes. Der Gast setzt sich an diesen Herd, und während die Frau des Hauses das Abendessen zubereitet, vertreibt er sich die Zeit, indem er eine englische Zeitung liest, die auf dem Boden liegt.
    Kaum war sein Blick auf die Zeitung gefallen, als die vier Worte Flight of the King ihn festhielten. Es handelte sich um den Bericht der Flucht Ludwigs XVI. und seiner Festnahme in Varennes. In dieser Zeitung wurde von der Emigration des Adels berichtet und von der Vereinigung der Vornehmen unter den Fahnen der französischen Prinzen. Die Stimme, die bis in die fernste Einsamkeit »Zu den Waffen!« rief, war ihm ein Befehl des Schicksals.
    Er kehrte nach Philadelphia zurück, überquerte das Meer, von einem Sturm in achtzehn Tagen an die Küste Frankreichs getrieben, und im Monat Juli des Jahres 1792 betrat er in Le Havre festes Land und rief: »Der König ruft mich, hier bin ich!«
    Und im selben Augenblick, als Chateaubriand den Fuß auf ein Schiff setzte, um für seinen König zu kämpfen, lehnte ein junger Artilleriehauptmann müßig an einem Baum auf der Terrasse der Tuilerien neben dem Springbrunnen, betrachtete Ludwig XVI., der sich mit phrygischer Mütze am Fenster zeigte, und murmelte mit verächtlicher Stimme: »Dieser Mann ist des Todes.«
     
    »So brachte das, was mir als Pflicht erschien«, sagt der Dichter, »meine ersten Pläne zum Scheitern und führte die erste jener Schicksalswenden herbei, von denen meine Laufbahn gekennzeichnet

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