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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Festlichkeiten und Bälle; doch am Ende der Saison war sie von ihrem zweiten Liebhaber vergessen, durch ihre zweite Liebschaft besudelt und geriet nach und nach in so großes Elend, dass sie sich keinen anderen Rat mehr wusste als den, sich am Haymarket als Straßendirne zu verdingen, dem erbärmlichsten aller Orte, an denen sich unselige Geschöpfe den Passanten feilbieten.
    Emmas Glück wollte, dass die verabscheuenswürdige Kupplerin, an die sie sich gewendet hatte, um in das Gewerbe der öffentlichen Verderbnis aufgenommen zu werden, von dem vornehmen und züchtigen Betragen ihres neuen Zöglings so beeindruckt war, dass sie sie nicht wie die anderen zur Dirne abrichtete, sondern sie zu einem berühmten Arzt brachte, der in ihrem Haus verkehrte.
    Es handelte sich um den bekannten Doktor Graham, einen dem schönen Geschlecht zugeneigten Wunderdoktor und Scharlatan, der den Schönheitskult als Religion zur Erbauung der jungen Leute Londons praktizierte.
    Emma kam ihm vor Augen: Er hatte seine Venus Astarte gefunden, verkörpert in einer keuschen Venus.
    Für diesen Fund zahlte er viel Geld, doch es war ihm das Geld wert; er legte sie auf das Lager des Apollon, bedeckte sie mit einem Schleier, der durchsichtiger war als jener Schleier, mit dem Vulkan Venus vor den Blicken des ganzen Olymp gefangen hatte, und ließ in alle Zeitungen einrücken, dass er endlich das einzigartige und unerreichte Exemplar menschlicher Schönheit besitze, das ihm bislang zum Beweis seiner Theorien gefehlt hatte.
    Auf diesen Appell an die Wollust und die Wissbegier eilten alle Anhänger der Religion der Liebe, deren Kult in aller Welt praktiziert wird, in das Kabinett des Doktor Graham.
    Der Triumph war überwältigend: Weder Malerei noch Skulptur hatten je zuvor ein solches Meisterwerk hervorgebracht; Apelles und Phidias mussten sich geschlagen geben.
    Maler und Bildhauer pilgerten zum Tempel des Wunderdoktors. Romney, der nach London zurückgekehrt war, kam wie die anderen und erkannte das Mädchen wieder, das er in Wales gesehen hatte. Er malte es in jedweder Verkleidung: als Ariadne, als Bacchantin, als Leda und als Armida, und in der Bibliothèque impériale besitzen wir eine Sammlung von Stichen, auf denen das bezaubernde Geschöpf in allen wollüstigen Haltungen dargestellt ist, welche die sinnliche Antike erfunden hat.

    Der junge Sir Charles Grenville aus der vornehmen Familie jenes Warwick, den man den Königsmacher nannte, Neffe Sir William Hamiltons, kam aus Neugier, erblickte Emma Lyon und entflammte angesichts ihrer überwältigenden Schönheit in Liebe. Der junge Lord machte Emma die verlockendsten Versprechungen, doch sie behauptete, dem Wunderdoktor Dank zu schulden, widerstand allen Verführungsversuchen und erklärte, sie sei nur bereit, ihren Liebhaber zu verlassen, um einem Ehemann zu folgen.
    Sir Charles gab Emma sein Wort als Edelmann, sie zu heiraten, sobald er mündig wurde. Und Emma war einverstanden, sich von ihm entführen zu lassen.
    Das Liebespaar lebte wie Mann und Frau, und auf Sir Charles’ Ehrenwort hin wurden drei Kinder geboren, die durch die Eheschließung legitimiert werden sollten.
    Durch Veränderungen in dem Ministerium, zu dessen Mitarbeitern Grenville zählte, verlor er den Posten, dem er den Großteil seiner Einkünfte verdankte. Glücklicherweise geschah dies erst nach drei Jahren Zusammenlebens, als Emma dank der Unterweisung durch die besten Londoner Lehrer gewaltige Fortschritte im Musizieren und Zeichnen gemacht hatte; und nicht nur in der Muttersprache drückte sie sich nun gewandt aus, sondern sie sprach auch Französisch und Italienisch, konnte Verse rezitieren wie eine zweite Mrs. Siddons und beherrschte die Kunst der Pantomime und des Posierens.
    Grenville war nicht bereit, seine Ausgaben zu verringern, obwohl er sein Einkommen eingebüßt hatte, sondern schrieb seinem Onkel und bat ihn um Geld. Den ersten Gesuchen gab der Onkel statt; doch dann erwiderte Sir William auf ein weiteres Ersuchen, er stehe im Begriff, nach London zu reisen, und wolle die Reise nutzen, um sich mit den Finanzen seines Neffen zu befassen.
    Diese Ankündigung erschreckte die zwei jungen Leute nicht wenig; Sir Williams Ankunft wurde von ihnen im gleichen Maße herbeigesehnt wie gefürchtet. Und eines Tages wurde er bei ihnen vorstellig, ohne sich vorher angekündigt zu haben. Er hielt sich seit acht Tagen in London auf.
    Diese acht Tage hatte Sir William darauf verwendet, Auskünfte über seinen Neffen

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