Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
mit Nelson, dem neuen Stützpfeiler des Despotismus, zusammenführte, zu ihr sagte: »Dieser Mann muss uns gehören, und damit er uns gehört, musst du du ihm gehören.«
Sollte es Lady Hamilton denn schwerfallen, ihrer Freundin Caroline Marie mit Horatius Nelson einen Dienst zu erweisen, wie ihn Emma Lyon ihrer Freundin Fanny Strong mit Admiral Payne erwiesen hatte?
Im Übrigen musste es den Sohn des armen Dorfpfarrers von Burnham-Thorpe, den Mann, der seine Größe dem eigenen Mut und seinen Ruf seinem Genius verdankte, einen glanzvollen Lohn für seine Verstümmelungen und für seine Verwundungen dünken, dass dieser König, diese Königin, dieser Hofstaat sich vor ihm verneigten und ihm zum Lohn für
seine Siege das herrliche Geschöpf übereigneten, das er so leidenschaftlich liebte.
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In welchem Kapitel Napoleon erkennen muss, dass die Menschen manchmal schwerer zu lenken sind, als es das Glück ist
Wir wissen, welches Ergebnis die Feierlichkeiten hatten, die zu Ehren Nelsons veranstaltet wurden.
Außer sich vor Zorn angesichts solcher Dreistigkeit, verlangte der französische Botschafter seine Papiere und reiste ab. Ferdinand IV. wollte Frankreich nicht die Genugtuung verschaffen, als Erster zum Angriff zu schreiten; er machte sich mit einer stattlichen Armee von fünfundsechzigtausend Mann auf den Weg, traf auf Championnet mit zwölftausend Soldaten und wurde bei diesem ersten Gefecht so vernichtend geschlagen, dass er die Flucht ergriff und erst in Neapel haltmachte.
Championnet verfolgte ihn mit der Inbrunst, wie sie die republikanischen Generäle damals bewiesen. Fünf- bis sechstausend Lazzaroni versuchten das zu tun, was die fünfundsechzigtausend Soldaten des Königs von Neapel nicht vermocht hatten, boten den Franzosen die Stirn, verteidigten die Stadt drei Tage lang und ermöglichten zuletzt die Flucht der königlichen Familie und des englischen Botschafterehepaars aus Neapel.
Die Flucht führte nach Sizilien.
Eines Tages machte sich Kardinal Ruffo in königlichem Auftrag und als Alter Ego des Königs aus Messina auf, um Neapel zurückzuerobern. Währenddessen befand sich Napoleon in Ägypten, wo er durch die Vernichtung seiner Flotte bei Abukir festsaß; die Franzosen waren in Italien geschlagen worden und verloren ihren Ruf der Unbesiegbarkeit.
Ruffo eroberte Kalabrien zurück, danach Neapel und machte erst an der Grenze zu Rom halt.
Ferdinand kehrte nach Neapel zurück, doch ihm voraus ging eine Liste von hundert Personen, die er zum Tode verurteilt hatte, noch bevor sie vor Gericht erscheinen sollten.
Caracciolo hatte als Admiral seine Demission eingereicht und sich als
neapolitanischer Bürger genötigt gesehen, seinen Dienst zu verrichten; das war der einzige Vorwurf, den man ihm machen konnte. Kein Gericht hätte gewagt, ihn zu verurteilen; Nelson aber nahm für einen Kuss seiner Emma und für ein Lächeln der Königin das Amt des Henkers auf sich.
Er ließ Caracciolo in seinem Versteck aufspüren, ließ ihn an Bord der Foudroyant bringen, und dort wurde gegen jedes Gesetz der Menschlichkeit ein neapolitanischer Admiral von einem englischen Admiral abgeurteilt und an der Fockrahe seines eigenen Schiffs aufgeknüpft.
Man könnte erwarten, dass Nelson nach seiner Rückkehr in London für die schändlichen Gefälligkeiten, die er dem Hof von Neapel erwiesen hatte, zumindest öffentlich getadelt worden wäre, aber nichts dergleichen geschah.
Als er mit Lady Hamilton nach England zurückkehrte, wurde dort im Gegenteil dem Sieger von Abukir und Neapel ein triumphaler Empfang bereitet: Alle Schiffe auf der Themse hissten seine Flagge, und die Regierung und die Londoner Gilden hießen ihn mit Grußadressen willkommen, als hätte er das Vaterland gerettet; das Volk heftete sich voller Begeisterung an seine Fersen und feierte ihn in der ganzen Stadt mit Ovationen und spontanen Triumphzügen.
In der Umgebung von London erwarb er ein Lusthaus mit Namen Merton House; dort versteckte er seine Liebe, seinen Ruhm und seine Gewissensbisse; Emma Lyon gebar ihm eine Tochter, die auf den Namen Horatia getauft wurde.
Der Krieg in der Ostsee rief ihn in den Dienst zurück; er befehligte die Flotte, die den Hafen von Kopenhagen unterwarf und die dänische Flotte in Brand steckte. Bei dieser Seeschlacht geschah es, dass er, als er die Ordres des Admirals signalisiert bekam, das Fernrohr vor das erblindete Auge hielt und sagte: »Ich sehe nichts«, obwohl man ihm beteuerte, der Admiral befehle, das
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