Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Feuer einzustellen.
Diese Antwort, würdig eines Alarik oder eines Attila, die bei allen zivilisierten Völkern bestraft worden wäre, umkränzte seinen Namen in London mit Ruhm und im übrigen Europa mit Schrecken.
Er kehrte im Triumph nach England zurück und wurde vom König zum Ritter geschlagen.
Er war das einzige Gegengewicht, das Großbritannien gegen Napoleon aufbieten konnte. Dieser setzte jedoch seinen Zweikampf gegen England fort.
Seit achtzehn Monaten hatte Napoleon in allen französischen und holländischen
Häfen alles angesammelt, was eine Landung in England befürchten ließ. Fünf- bis sechshundert Kanonenboote lagen zwischen Dünkirchen und Abbeville einsatzbereit im Hafen; sie konnten jederzeit die in Boulogne am Ufer kampierenden Truppen übersetzen und die Küste Großbritanniens mit einer Armee überschwemmen, die so unüberwindlich gewesen wäre wie das Heer Wilhelms des Eroberers.
England belächelte zwar die Nussschalen Monsieur Bonapartes, wie es seine Flotte zu nennen beliebte, doch die bedrohliche Truppenansammlung in seiner Sichtweite nahm es ernst. Seine Geschwader überwachten den Ärmelkanal und schnitten unseren Kanonenbooten den Weg nach London ab.
Napoleon wollte den Angriff auf dem Seeweg erst wagen, sobald er eine Flotte von sechzig bis achtzig Kriegsschiffen vereinigt hatte, die im Ärmelkanal die Schlacht gegen England aufnehmen konnte. Wenig kümmerte ihn der Ausgang des Gefechts, Sieg oder Niederlage, solange er die englische Flotte einen Tag lang ablenken und ungehindert hundertfünfzigtausend oder zweihunderttausend Soldaten an Land absetzen konnte. Doch die französischen Schiffe waren durch die britische Seeblockade in den Häfen von Escaut und Brest, in Toulon und in Cadiz festgesetzt; um sich zu einer Flotte zusammenzufinden, die es mit der englischen Flotte aufnehmen konnte oder ihr gar überlegen war, hätten sie einer schier unvorstellbaren Mischung aus Zauberkraft, Schläue und Kühnheit bedurft. Doch keiner unserer Admiräle in Frankreich, Holland oder Spanien war der herausragende Geist, der befähigt gewesen wäre, mit dem Mut der Verzweiflung jene heroischen Manöver zu vollbringen, die aller Wahrscheinlichkeit spotten 7 .
Furchtsamen Geistes, wenn auch tapferen Herzens, verloren sie angesichts der Verantwortung, der sich zu stellen von ihnen verlangt wurde, jeden Mut. Sie begriffen nicht, was der Befehl bedeutete, der lautete: »Lassen Sie sich schlagen, wenn Sie den Gegner nicht schlagen können, aber kämpfen Sie!« Sie begriffen nicht, dass es um jeden Preis zu verhindern galt, dass die englische Flotte London Entsatz brachte, und dass es Napoleons gegen England gerichteten Invasionsplänen diente, wenn die englischen Schiffe fünfhundert Meilen vom Ärmelkanal entfernt aufgehalten wurden.
Der Krieg zu Lande erfordert nichts als Tapferkeit; der Seekrieg erfordert Heldenmut und Umsicht.
Ein besiegtes, dezimiertes, in die Flucht geschlagenes Heer sammelt sich, ordnet sich, bildet sich neu, aber ein gestrandetes oder verbranntes Geschwader reißt seine Besatzung mit in das Verderben und hinterlässt nur brennendes Treibgut an der Meeresoberfläche.
Das wussten die Engländer so gut wie Napoleon. Ohne die geringste Aussicht darauf, seine verstreuten Geschwader zusammenzuziehen, träumte er davon, aus den Häfen von Toulon und Brest zwei Geschwader mit vierzig- bis fünfzigtausend Kombattanten an Bord auslaufen zu lassen und sie auf zwei Wegen in den Indischen Ozean zu führen. Diese beiden Flotten würden unweigerlich die Engländer als Verfolger auf den Plan rufen, und während die englischen Geschwader damit beschäftigt wären, ihre indischen Seewege zu schützen, gäbe ihm dies möglicherweise genug Zeit, seine Landungstruppen über den Ärmelkanal zu bringen und zu tun, was Cäsar und Wilhelm der Eroberer vor ihm getan hatten.
Doch das schiere Ausmaß dieses Vorhabens hatte seine Geduld bald ermüdet; er war auf ein anderes Vorhaben zurückgekommen, das sich einfacher und erfolgversprechender ausnahm. Es bestand darin, den Hauptteil der englischen Geschwader aus dem Ärmelkanal wegzulocken; auf Napoleons Befehl war Admiral Villeneuve, dem er das Oberkommando über die vereinten französischen und spanischen Seestreitkräfte übertragen wollte, mit dreizehn Kriegsschiffen und einigen Fregatten aus dem Hafen von Toulon ausgelaufen.
In Cadiz hatte er sich mit den spanischen Geschwadern unter Admiral Gravina vereinigt, und von dort hatte er den
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