Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
seinem unermesslichen historischen Wert wurde dieses Schwert, das nach den Worten Karls III. nur in die Hände von Verteidigern oder Rettern des Königreichs beider Sizilien gelangen durfte, der Diamanten wegen, die es verzierten, auf einen materiellen Wert von fünftausend Pfund Sterling geschätzt, anders gesagt hundertfünfundzwanzigtausend Francs.
Die Königin hatte sich vorbehalten, Nelson ein Geschenk zu machen, dem in seinen Augen kein Titel und keine Gunst aller Könige der Welt gleichkommen konnten: Sie hatte sich vorbehalten, ihm Emma Lyon zu schenken, den Gegenstand seiner glühendsten Träume seit fünf Jahren.
Am Morgen des Tages, an dem Nelson in Neapel erwartet wurde, hatte die Königin Emma Hamilton die dunkelbraunen Haare aus der Stirn gestrichen, einen Kuss auf die engelsgleiche Stirn gedrückt, hinter der sich so viele Lügen verbargen, und hatte zu ihrer Freundin gesagt: »Liebste Emma, damit ich König bleiben kann und du Königin bleiben kannst, müssen wir diesen Mann für uns gewinnen, und damit wir ihn gewinnen, musst du dich ihm hingeben.«
Emma hatte den Blick gesenkt, ohne zu antworten, hatte die Hände der Königin ergriffen und mit leidenschaftlichen Küssen bedeckt.
Wir müssen erklären, wie es möglich war, dass Caroline Marie es wagen konnte, sich Lady Hamilton, der Gattin des englischen Botschafters, mit einem solchen Wunsch oder besser Befehl zu nähern.
Emma war die Tochter einer armen Bäuerin aus Wales. Zeitlebens wusste sie weder ihr Alter noch den Ort ihrer Geburt. Soweit sie sich überhaupt erinnern konnte, entsann sie sich ihrer selbst als eines dreioder vierjährigen Kleinkinds, das mit nackten Füßen mitten in Nacht und Nebel einen Pfad in den Bergen eines nördlichen Landes geht, sich mit seiner kleinen eisig kalten Hand an den Kleidern seiner Mutter festhält, einer armen Bäuerin, die das Kind trug, wenn es vor Müdigkeit nicht mehr gehen konnte oder wenn es Bäche zu überqueren galt, die den Weg kreuzten.
Sie entsann sich, dass sie unterwegs unter Hunger und Kälte gelitten hatte.
Und sie entsann sich, dass ihre Mutter, als sie durch ein Dorf kamen, vor der Tür eines Hauses wohlhabender Leute oder vor einer Bäckerei stehen geblieben war und mit flehender Stimme um etwas Geld gebettelt hatte, das ihr fast nie gegeben wurde, oder um etwas Brot, das man ihr fast immer gab.
Zuletzt erreichten die zwei Reisenden das Ziel ihrer Wanderung, die kleine Stadt Flint. Dort waren Emmas Mutter und ihr Vater John Lyon geboren. John Lyon hatte auf der Suche nach Arbeit die Grafschaft Flint verlassen und war nach Cheshire gegangen. Seine Arbeit war ihm nicht gut bekommen. John Lyon war jung und arm gestorben, und seine Witwe kehrte in ihren Heimatort zurück in der Ungewissheit, ob die Heimat sich ihr wohltätig oder herzlos erweisen würde.
Und wie in einem Traum sah Emma sich wieder an einem Berghang, an dem sie eine kleine Herde von vier, fünf Schafen hütete, die an einer Quelle tranken, in der Emma sich spiegelte, um zu sehen, wie ihr die Blumenkränze standen, mit denen sie sich schmückte.
Dann kam ein kleiner Geldbetrag in den bescheidenen Haushalt, den ein Graf Halifax gespendet hatte und der sowohl für den Unterhalt der Mutter als auch für die Erziehung der Tochter bestimmt war.
Nun wurde Emma in ein Mädchenpensionat gesteckt, dessen Uniform aus einem Strohhut, einem himmelblauen Kleid und einer schwarzen Schürze bestand.
Dort blieb sie zwei Jahre lang; nach diesen zwei Jahren holte ihre Mutter sie zurück; sie konnte die Kosten für die Pension nicht mehr aufbringen, denn der Graf von Halifax war mittlerweile gestorben und hatte sie in seinem Testament nicht bedacht.
Emma musste sich damit abfinden, sich als Kindermädchen im Haus eines gewissen Thomas Hawarden zu verdingen, dessen Tochter als junge Mutter gestorben war und drei Kinder hinterlassen hatte.
Als sie eines Tages mit den Kindern spazieren ging, machte sie eine Bekanntschaft, die ihr ganzes Leben verändern sollte. Eine berühmte Londoner Kurtisane namens Miss Arabell und deren damaliger Liebhaber, ein begabter Maler namens Romney, waren stehen geblieben, weil der Maler eine walisische Bäuerin zeichnen wollte und Miss Arabell ihm dabei zusehen wollte.
Die Kinder, mit denen Emma des Weges kam, näherten sich den beiden
auf Zehenspitzen, um zu sehen, was der Maler tat. Emma folgte ihnen. Der Maler drehte sich um, erblickte sie und stieß einen Ruf der Bewunderung aus. Emma war dreizehn
Weitere Kostenlose Bücher