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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Vorsehung gesandt wäre, dann würde die Vorsehung die Kugel von ihm ablenken; im Übrigen,
Sire«, fuhr René fort, »habe ich mich nie gebrüstet, Nelson getötet zu haben.«
    »Aber wenn es dennoch...«
    »Sire«, unterbrach ihn René, »solcher Taten brüstet man sich nicht, man räumt sie höchstens ein. Hätte ich Gustav Adolf oder Friedrich den Großen getötet, dann hätte ich es getan, weil ich davon überzeugt gewesen wäre, dass das Wohl und Wehe meines Vaterlands davon abhing, aber ich hätte es niemals verwunden.«
    »Und wenn Sie in den Reihen meiner Feinde wären, würden Sie auf mich anlegen?«
    »In den Reihen Ihrer Feinde wäre ich niemals anzutreffen, Sire!«
    »Sehr gut.«
    Er bedeutete René, sich zurückzuziehen, ohne das Zimmer zu verlassen, und winkte Lucas zu sich.
    »Kommandant«, sagte er zu ihm, »heutigen Tages erkläre ich England und Preußen den Krieg. In einem Krieg gegen Preußen, das nur einen engen Zugang zum Meer hat, gibt es für Sie nicht viel Arbeit, doch in einem Krieg gegen England werden Sie alle Hände voll zu tun haben. Sie zählen zu jenen, die seinerzeit sagten, sie verstünden zu sterben und scheuten den Tod nicht .«
    »Sire«, sagte Lucas, »Admiral Villeneuve habe ich bei Trafalgar keine Sekunde aus den Augen verloren. Keiner von uns würde zu behaupten wagen, er hätte seine Pflicht anders als aufs Trefflichste und Gewissenhafteste erfüllt.«
    »Gewiss, in der Schlacht von Trafalgar. Das weiß ich, aber bis dahin hat er meine Geduld arg auf die Probe gestellt. Ihm verdanke ich es, dass ich in Wien war, statt in London zu sein.«
    »Sire, der Wechsel der Marschrichtung hat Ihnen nicht zum Nachteil gereicht.«
    »Er hat mir Ruhm eingebracht, aber Sie sehen selbst, dass ich wieder von vorne anfangen muss, obwohl ich bis Wien vorgestoßen war, und deshalb bleibt mir nichts anderes übrig, als England und Preußen den Krieg zu erklären. Doch wenn es keinen anderen Weg gibt, dann werde ich England eben auf dem Festland schlagen, indem ich die Könige schlage, die es unterstützt. Kommandant Lucas, ich werde Sie vor Beginn dieses Feldzugs wiedersehen; ich bitte Sie, dieses Kreuz der Ehrenlegion anzunehmen, und vergessen Sie nicht, dass das Kreuz, das ich Ihnen gebe, mein eigenes war.«

    Dann wendete er sich an René: »Was Sie betrifft, Monsieur René, teilen Sie bitte meinem Adjutanten Duroc Ihren Namen und Vornamen mit, und wir werden uns bemühen, Sie nach Möglichkeit nicht von Ihrem Freund zu trennen.«
    »Sire«, sagte René, der näher trat und sich verneigte, »da Ihre Majestät mich nicht wiedererkannt haben, könnte ich den Namen beibehalten, unter dem man mich Ihnen gegenüber erwähnt hat und unter dem ich Ihnen vorgestellt wurde, doch das hieße den Kaiser täuschen. Napoelons Zorn darf man sich zuziehen, aber man täuscht ihn nicht. Sire, für alle Welt bin ich René, doch für Ihre Majestät bin ich der Graf von Sainte-Hermine.«
    Und ohne zurückzuweichen, verbeugte er sich wieder vor dem Kaiser und wartete.
    Der Kaiser verharrte einen Augenblick lang reglos; er runzelte die Stirn, und seine Miene zeigte zuerst Erstaunen und dann Unmut.
    »Das war recht getan, Monsieur, aber es war nicht genug, dass ich Ihnen vergeben könnte. Gehen Sie nach Hause, hinterlassen Sie Ihre Adresse bei Duroc, und warten Sie auf meine Ordres, die Fouché Ihnen übermitteln wird. Denn wenn ich mich nicht täusche, ist Monsieur Fouché einer Ihrer Gönner.«
    »Ohne dass ich es verdient hätte, Sire«, sagte Sainte-Hermine und verbeugte sich.
    Dann ging er hinaus und wartete im Wagen auf Kapitän Lucas.
    »Sire«, sagte Lucas unterdessen, »ich weiß nicht das Geringste, was die Gründe betrifft, dass Ihre Majestät meinem armen Freund René übelgesinnt sein könnten; aber ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass er einer der treuesten und tapfersten Männer ist, die ich kenne.«
    »Zum Teufel!«, sagte Napoleon. »Das habe ich selbst gesehen! Wenn er sich nicht ohne Not offenbart hätte, wäre er jetzt Fregattenleutnant!«
    Als er allein war, blieb Napoleon einen Augenblick lang nachdenklich stehen; dann warf er seine zerknitterten Handschuhe voller Heftigkeit auf den Schreibtisch und murmelte: »Das Glück ist mir abhold! Solche Männer wie diesen brauchte ich in meiner Marine.«
    René oder der Graf von Sainte-Hermine wiederum konnte nichts anderes tun, als den Befehl zu befolgen, den er erhalten hatte.
    Und das tat er.
    Er kehrte in das Hotel Mirabeau in der Rue Richelieu

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