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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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zurück und wartete.

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    Die Postkutsche von Rom
    Am 2. Dezember 1805 hatte Napoleon die Schlacht von Austerlitz gewonnen.
    Am 27. hatte er dekretiert, dass das Herrscherhaus von Neapel nicht mehr regierte.
    Am 15. Februar war Joseph Bonaparte in die Stadt eingezogen, nachdem die Bourbonen zum zweiten Mal desertiert waren, und am 30. März war er zum König beider Sizilien proklamiert worden.
    Im Gefolge des neuen oder besser künftigen Königs von Neapel hatte die französische Armee den Römischen Staat besetzt, was den Heiligen Vater so über alle Maßen verärgert hatte, dass er Kardinal Fesch herbeizitiert hatte, um sich über das zu beklagen, was er als Verletzung von Landesgrenzen bezeichnete.
    Kardinal Fesch hatte sich an Napoleon gewendet.
    Napoleon hatte geantwortet:
    Verehrter Heiliger Vater, Sie sind unbestritten der Herrscher von Rom, doch Rom ist Teil des französischen Kaiserreichs; Sie sind Papst, aber ich bin Kaiser, wie es die Kaiser des Römischen Reiches Deutscher Nation waren, wie es vor mir Karl der Große war, und für Sie bin ich Karl der Große in mehr als einer Hinsicht, denn ich bin es sowohl meiner Macht als auch meiner Wohltätigkeit wegen: Und deshalb werden Sie sich den Bündnisgesetzen des Kaiserreichs unterwerfen und Ihr Gebiet meinen Freunden öffnen und ihren Feinden verschließen.
    Auf diese ganz und gar napoleonische Antwort hatten die für gewöhnlich so milden Augen Seiner Heiligkeit Funken gesprüht, und er hatte Kardinal Fesch erwidert, dass er keinen Herrscher über sich anerkenne und den Widerstand Gregors VII. zu wiederholen bereit sei, wenn Napoleon die Unterdrückung eines Heinrich IV. wiederholen wolle.
    Daraufhin erwiderte Napoleon mit unverhüllter Herablassung, im 19. Jahrhundert sei ihm vor geistlichen Waffen wenig angst, und im Übrigen werde er keinen Vorwand für ihre Verwendung liefern, da er davon Abstand nehme, sich in religiöse Belange einzumischen; er begnüge sich
damit, den gegenwärtigen Herrscher auf weltlichem Gebiet zu schlagen, und überlasse dem Papst als dem verehrten Bischof Roms und Oberhaupt aller Bischöfe der Christenheit den Vatikan.
    Diese Verhandlungen hatten den ganzen Dezember des Jahres 1805 beansprucht, ohne einen Fortschritt oder Rückschritt zu erzielen, und Napoleon hatte diesen Monat dazu benutzt, unmissverständlich klarzumachen, dass es ihm mit seinen Ankündigungen ernst war, indem er General Lemarois die Regierungsbezirke Urbino, Ancona und Macerata besetzen ließ, die sich an der Adria entlangziehen.
    Daraufhin nahm Pius VII. Abstand von seinem Vorhaben, Napoleon zu exkommunizieren, und ließ sich dazu herbei, ein Abkommen unter folgenden Bedingungen in Betracht zu ziehen:
    Der Papst, unabhängiger Souverän über den Kirchenstaat, von Frankreich als solcher anerkannt und bestätigt, erklärte sich bereit, zusätzlich eine Allianz mit Frankreich zu schließen und im Kriegsfall den Feinden Frankreichs keinen Zutritt zu seinem Kirchenstaat zu gewähren; französische Truppen würden Ancona, Ostia und Civitavecchia besetzt halten, aber von der französischen Regierung unterhalten werden; der Papst verpflichtete sich, den verlandeten Hafen von Ancona ausheben und instand setzen zu lassen; er erklärte sich bereit, König Joseph anzuerkennen, den Konsul König Ferdinands, alle Franzosenmörder und die eidverweigernden neapolitanischen Kardinäle des Kirchenstaats zu verweisen sowie auf sein angestammtes Recht der Investitur der Krone Neapels zu verzichten; er erklärte sich bereit, das für Italien geltende Konkordat auch für alle vormals italienischen Regierungsbezirke anzuerkennen, die in französische Regierungsbezirke umgewandelt worden waren; er würde unverzüglich die französischen und italienischen Bischöfe ernennen und sie der Reise nach Rom entbinden; er würde Bevollmächtigte ernennen, die ermächtigt waren, ein Konkordat für die deutschen Gebiete abzuschließen, und zuletzt würde er sich bereit erklären, die Anzahl der französischen Kardinäle im Kardinalskollegium auf ein Drittel aller Kardinäle zu erhöhen, um Frankreichs Einfluss im Verhältnis zu seiner territorialen Ausdehnung Anerkennung zu zollen und um die Bereitschaft Seiner Heiligkeit zu bezeugen, Napoleon gegenüber Entgegenkommen zu beweisen.
    Zwei dieser Forderungen waren dem Heiligen Stuhl ganz besonders zuwider: Die erste war die, sein Territorium den Gegnern Frankreichs zu
verschließen, die zweite war die einer Vermehrung der französischen

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