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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Murat geheiratet hatte, und war fast noch ein Kind mit seinen knapp zwanzig Jahren. Er liebte Hortense nicht, er verabscheute sie nicht, sondern tat, was man ihn hieß.
    Hortense wiederum verabscheute nicht Louis, sondern liebte Duroc.
    Was sie Claire de Sourdis anvertraute, machte dieser Mut, sich ihr ebenfalls zu öffnen. Leider hatte sie nicht viel zu erzählen.
    Sie liebte, wenn man es so nennen will – besser gesagt, sie schwärmte für einen schönen jungen Mann von drei- oder vierundzwanzig Jahren. Er war blond, hatte schöne schwarze Augen, für einen Mann etwas zu ebenmäßige Züge, kleine Hände und Füße wie eine Frau und war alles in allem so vollendet beschaffen, von solcher Harmonie und Ausgewogenheit, dass man wohl ahnen konnte, dass diese dem Anschein nach so zerbrechliche Hülle geradezu herkulische Kräfte barg: Zu einer Zeit, als Chateaubriand und Byron noch nicht den Typus eines René oder Manfred in Mode gebracht hatten, war die bleiche Stirn des jungen Hector von einem seltsam
schwermütig stimmenden Schicksal gezeichnet, denn in seiner Familie wurde von schrecklichen Überlieferungen gemurmelt, über die niemand Genaueres wusste und die sich hinter dem jungen Mann abzeichneten wie Blutspuren, obwohl er noch nie übertriebene Trauer um jene Verwandten bezeigt hatte, die der Republik zum Opfer gefallen waren, und auf jenen Bällen und geselligen Veranstaltungen, die den Grimm der Verstorbenen besänftigen sollten, noch nie seinen Schmerz und Kummer zur Schau gestellt hatte. Zudem hatte er es nicht nötig, durch exzentrisches Gebaren Blicke auf sich zu ziehen, wenn er sich in Gesellschaft begab, denn wie von allein hefteten sich aller Blicke auf ihn. Nie war es seinen Gefährten – nicht unbedingt im Vergnügen, sondern eher Jagd- und Reisegefährten – gelungen, ihn zu einer der Unternehmungen junger Leute zu verlocken, auf die sich selbst die Sprödesten wenigstens einmal im Leben einlassen, und niemand konnte sich entsinnen, ihn jemals auch nur lächeln gesehen zu haben, geschweige denn offen und fröhlich lachen.
    Früher einmal waren die Sainte-Hermines den Sourdis verwandtschaftlich verbunden gewesen, und wie es in großen Häusern üblich ist, war die Erinnerung an diese Verbindung beiden Familien teuer geblieben. Und so hatte der junge Sainte-Hermine, wenn er sich zufällig in Paris aufhielt, es nie versäumt, Madame de Sourdis nach ihrer Rückkehr aus den Kolonien einen förmlichen Höflichkeitsbesuch abzustatten.
    Seit einigen Monaten begegneten die jungen Leute einander in der Gesellschaft, doch außer Grüßen, wie die Etikette sie verlangte, hatten sie keine weiteren Worte gewechselt, und die knappen Begrüßungen wurden insbesondere seitens des jungen Mannes mit auffallender Nüchternheit geäußert. Blieben die Münder auch stumm, hatten die Augen doch umso beredter gesprochen. Hector hatte seine Blicke nicht annähernd so im Zaum wie seine Worte, und jedes Mal wenn er Claire begegnete, sagten seine Blicke ihr, wie schön und wie begehrenswert sie ihm erschien.
    Bei den ersten Begegnungen hatten diese seelenvollen Blicke Claire im Innersten berührt, und da Sainte-Hermine ihr als vollendeter Kavalier erschien, hatte sie unwillkürlich begonnen, ihn ebenfalls selbstvergessen zu betrachten; dann hatte sie gehofft, er werde beim ersten Ball mit ihr tanzen und ein Wort oder Händedruck werde seinen so sprechenden Blicken zu Hilfe kommen. Doch merkwürdigerweise und für diese Zeit ungewöhnlicherweise war Sainte-Hermine, dieser elegante Kavalier, der sich mit Saint-Georges im Kampf übte, der mit Pistolen schoss wie Junot oder Fournier, kein Tänzer.

    Dies war eine weitere Besonderheit neben all den anderen; auf den Bällen, die er besuchte, stand Sainte-Hermine kühl und unbewegt in einer Fensternische oder in einer Ecke des Salons, Gegenstand der Verwunderung aller tanzwütigen jungen Leute, die sich fragten, welches Gelübde ihnen einen so eleganten Tänzer vorenthalten mochte, der immer mit so vollendetem Geschmack nach der neuesten Mode gekleidet war.
    Noch unverständlicher war Claire die halsstarrige Zurückhaltung des Grafen von Sainte-Hermine ihr gegenüber, zumal ihre Mutter den jungen Mann ganz besonders ins Herz geschlossen zu haben schien und nur Gutes über seine von der Revolution dezimierte Familie und über ihn selbst zu sagen hatte. Geld konnte kein Hindernis für eine Ehe zwischen ihnen sein. Beide waren Einzelkinder, und ihrer beider Vermögen waren ungefähr

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