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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Dorf.
    Der Major hatte sich nicht getäuscht: Schon bald verkündeten Schüsse, dass der Gegner gefunden war, doch der Schusswechsel war zwar heftig, aber von kurzer Dauer. Mutmaßend, dass die erschöpften Franzosen nicht mit ihm Schritt halten konnten, war Fra Diavolo den Berg hinaufgestürmt und hatte die Gegner hinter sich gelassen. Die hereinbrechende Nacht, die Gefahr, sich auf unbekanntem Terrain in den Wäldern zu verirren, und die Notwendigkeit, sich zu verproviantieren, nötigten Major Hugo, gegen zehn Uhr abends die Verfolgung abzubrechen und nach Cervaro zurückzukehren.
    Doch gegen drei Uhr morgens waren der Major und seine Soldaten wieder auf den Beinen und schwärmten diesmal in drei Kolonnen aus. Fra Diavolo hatte in den Schluchten von Acquafondata eine Nachhut hinterlassen, die diesen Durchgang gegen die Franzosen verteidigen sollte. Major Hugo stellte sich an die Spitze der neapolitanischen Grenadiere der zweiten Legion, die bei diesem Gefecht ihre Feuertaufe erlebten, und schlug mit ihnen die Nachhut in die Flucht; doch wieder brach die Nacht herein, von Wolkenbrüchen begleitet; die Franzosen mussten wohl oder übel Unterschlupf suchen und in einer kleinen verlassenen Meierei übernachten; bei Tagesanbruch machten sie sich wieder auf den Weg.
    Fra Diavolo, der alle Wege kannte, folgte keinem; er benutzte Trampelpfade und wechselte alle naselang die Richtung. Um ihm auf der Fährte zu bleiben, waren die Franzosen auf die Hilfe der Schäfer angewiesen, denn gegen gute Bezahlung zeigten diese den Soldaten die kürzesten Wege, die oft nichts anderes waren als Flussbette, deren Windungen man folgen oder deren Wasserfälle man erklimmen musste; diese Flussbette waren so
steinig, dass die Soldaten immer wieder innehalten mussten, um ihre Stiefel auszuziehen und barfuß weiterzugehen.
    Diese hartnäckige Verfolgungsjagd währte inzwischen acht Tage; man war noch nicht in Berührung mit dem Feind gekommen, doch man war ihm dicht auf den Fersen; die Soldaten ruhten sich kaum noch aus, aßen im Gehen und schliefen im Stehen. Major Hugo sandte scharenweise Spione aus, mit denen die Polizei ihn unterstützte, und überzog das Land mit Eilboten, die er zu den Gouverneuren, Präfekten und Bürgermeistern entsandte; er wusste Tag für Tag, wo Fra Diavolo war und was er tat, doch er hatte ihn noch nicht eng genug im Schraubstock, um sich mit dessen Bande einen Kampf zu liefern.
    Doch ein französisches Bataillon, das sich den Abruzzen näherte, ohne dass Fra Diavolo davon wusste, erfuhr, dass er sich mit seiner Bande im Wald nahe einem Dorf aufhielt, das es durchquerte; das Bataillon machte halt, nahm sich einen Führer, überfiel die Banditen und tötete an die hundert Mann.
    Major Hugo hörte die Gewehrschüsse und eilte mit seiner Kolonne herbei. Fra Diavolo, der sich umzingelt sah und sich von einem Gefecht nichts erhoffen konnte, musste sich mit einer List retten.
    Er versammelte seine Leute. »Teilt euch auf«, sagte er zu ihnen, »bildet kleine Einheiten von etwa zwanzig Mann; jede dieser Einheiten soll so tun, als wäre ich bei ihr, und auf die ihr am sichersten erscheinende Weise den Seeweg suchen. In Sizilien wollen wir uns wieder zusammenfinden.«
    Gesagt, getan; die Bande teilte sich in Grüppchen auf, die sich wie Rauch oder Nebel in alle Richtungen zerstreuten; Major Hugo wurde von allen Seiten gemeldet, man habe Fra Diavolo gesehen, was ihn in größte Ratlosigkeit stürzte, denn die Berichterstatter wollten den Gesuchten ebenso in die Abruzzen fliehen gesehen haben wie zum linken oder rechten Ufer des Biferno, nach Apulien ausweichen oder die Flucht nach Neapel antreten.
    Nach kurzem Überlegen erriet Major Hugo die Kriegslist des Banditen: Es war die gleiche List, deren sich Marschall von Rantzau bedient hatte.
    Aber in welchem der Grüppchen war Fra Diavolo zu finden?
    Um dies zu ergründen, musste man sie zwingen, allesamt die gleiche Richtung einzuschlagen. Und deshalb ließ Major Hugo am rechten Ufer des Biferon neapolitanische Truppenkontingente vorrücken, ließ die korsische Legion aus Isernia kommen und machte sich mit der königlichen
Garde und dem afrikanischen Korps nach Cantalupo und zum Bojanotal auf. 10

107
    Der letzte Kampf
    Als die Verfolger die Grafschaft Molise erreichten, sah die Landschaft aus, als hätte eine unvorstellbare Katastrophe sie heimgesucht, denn einige Zeit zuvor hatte ein Erdbeben die Provinz erschüttert; die geflohenen Bewohner kehrten nach und nach in ihre

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