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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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»de Sospiri del Abisso«, der sich trefflich als »Seufzer aus dem Abgrund« wiedergeben lässt.
    Dieses Gässchen heißt so, weil der Verurteilte, der es überquert, zum ersten Mal den Galgen oder das Schafott erblickt, die Werkzeuge seiner Hinrichtung.
    Und nur in den seltensten Fällen stößt der Verurteilte bei diesem Anblick keinen Seufzer aus.
    Beim Anblick des Fra Diavolo, des Banditen, den man für unfassbar gehalten hatte und der wider alle Erwartungen dingfest gemacht worden war, ertönten von allen Seiten des Platzes laute Unmutsbekundungen, und sogar die gefesselten Briganten erhoben sich in dem Kabriolett.
    Im selben Augenblick kamen Manhès und Graf Leo herbei, doch mit der blutrünstigen Munterkeit, die jedem Volk eigentümlich ist, ganz besonders aber dem neapolitanischen Volk, sagte der Postillion: »Lassen Sie die armen Teufel ruhig zusehen; was sie zu sehen bekommen, wird ihnen eine nützliche Lehre sein.«
    Und er machte es sich auf seinem Pferd so bequem wie möglich, um das Schauspiel in aller Behaglichkeit zu genießen.
    Wir wollen sehen, ob derjenige, der ganz Neapel so aus dem Häuschen brachte, seinen Ruf auch verdient hatte.

105
    Die Jagd
    Fra Diavolo ist in Frankreich bekannter durch die Operette der Herren Scribe und Auber als durch den langen Briefwechsel, den er zwischen Kaiser Napoleon und seinem Bruder König Joseph veranlasst hatte.
    Er hieß Michele Pezza; er war in dem Dorf Itri geboren als Sohn einer armen Tagelöhnerfamilie, die mit zwei Maultieren einen bescheidenen Ölhandel
mit den Nachbardörfern betrieb; seine Landsleute hatten ihm den Spitznamen Fra Diavolo gegeben, weil er die Gerissenheit des Mönchs mit der Bosheit des Teufels vereinigte.
    Er hatte Geistlicher werden sollen, doch nachdem er den Priesterrock weggeworfen hatte, wurde er Lehrling bei einem der Wagner, die Packsattel für Maultiere und Pferde herstellen.
    Nach einer lautstarken und heftigen Auseinandersetzung mit seinem Meister suchte er das Weite, und am Tag darauf tötete er ihn mit einem Gewehrschuss, als der Meister mit Gästen in seinem Garten speiste.
    Diesen Mord beging der junge Mann im Jahr 1797, als er neunzehn Jahre alt war.
    Wie stets in solchen Fällen flüchtete er in die Berge.
    Als 1799 die Revolution nach Italien kam und Championnet das neapolitanische Territorium besetzte, übte er seit zwei Jahren das Gewerbe des Straßenräubers aus.
    Daraufhin kam ihm die Erleuchtung, dass er Anhänger der Bourbonen sei und Royalist und infolgedessen zum Sanfedista werden müsse, um seine Untaten zu sühnen und sich der Verteidigung des gottgegebenen Rechts zu widmen. Er war somit einer der Ersten, die dem Ruf König Ferdinands folgten, sich gegen die Franzosen zu erheben.
    Zuerst sammelte er seine drei Brüder um sich, ernannte sie zu seinen Leutnants, verdreifachte, vervierfachte, verfünffachte seine Bande mit Freiwilligen und bewies von Anfang an seinen Patriotismus mit den Taten, die er auf der Landstraße zwischen Rom und Neapel vollbrachte.
    Seine Hinrichtung durch Erhängen war für die gefangenen Banditen umso interessanter, als er seine Laufbahn dort begonnen hatte, wo sie gefasst worden waren, denn kaum eine Meile von Itri entfernt hatten sie den Reisenden aufgelauert, von denen sie überwältigt worden waren.
    Auf seinem ersten Feldzug tat Fra Diavolo sich durch mehrere Morde hervor: Der Adjutant General Championnets namens Claye, zu General Lemonie entsandt, war so unvorsichtig, einen Führer zu nehmen, den er nicht kannte, und dieser Führer brachte ihn mitten in die Bande Fra Diavolos, der ihn in Stücke hauen ließ.
    Nach dem Angriff auf die Brücke über den Fluss Garigliano wurden Adjutant Gourdel, ein Bataillonschef der leichten Infanterie und ein weiteres Dutzend Offiziere und Soldaten von Fra Diavolo und seiner Bande auf dem Schlachtfeld überwältigt, an Bäumen mit grünem Laub festgebunden
und langsam geröstet, während die Bauern der benachbarten Dörfer, Männer, Frauen und Kinder, diese Scheiterhaufen umtanzten und riefen: »Es lebe Fra Diavolo!«
    Championnet, der mit Fra Diavolo zu tun gehabt hatte und dem es fast gelungen wäre, dessen Räuberbande zu vernichten, bevor sie ihm abermals entkam, räumte ohne zu zögern ein, dass dieser Räuberhauptmann ihm mehr zu schaffen gemacht hatte als manch ein General, der reguläre Streitkräfte befehligte.
    Dies führte dazu, dass Fra Diavolo König Ferdinand und Königin Caroline nach Sizilien folgte, wo sie die Reaktion

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