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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Arme-Sünder-Mienen auf, und die vorgebliche Bürgerwehr wanderte munter den Soldaten entgegen, die sie anhielten und ausfragten. Als Neapolitaner ist man der geborene Improvisator, und einer der Briganten ergriff das Wort und erzählte, wie sie die Gefangenen gemacht hatten. Die Reiter spendeten ihm Beifall, und auf diese Weise gelangte das Trüppchen allmählich an das Ende des Regiments, bis man sich voneinander verabschiedete und einander eine gute Reise wünschte.
    Dreihundert Schritt hinter der Nachhut des Regiments stießen die Banditen auf einen Pfad, der die Straße kreuzte und in eine Lichtung mündete. Fra Diavolo und sein Leutnant ließen sich losbinden, und Fra Diavolo befahl, auf das Reiterregiment zu schießen.
    Die Soldaten wussten nicht, wer ihnen da entwischt war; sie merkten nur, dass man sich über sie lustig machte; doch da sie zu Pferde waren und die Gegend nicht kannten, dachten sie nicht daran, in beinahe undurchdringlichem Gebüsch Männer zu verfolgen, die zu Fuß waren und das Land wie ihre Westentasche kannten; wie sehr man sie zum Besten gehalten hatte, wurde ihnen erst klar, als sie auf der Straße den Soldaten Major Hugos begegneten, die ihnen sagten, mit wem sie es zu tun gehabt hatten.
    Die Jagd ging weiter. Am Abend erreichte Major Hugo mit seiner Kolonne Lettere in der Nähe von Castellamare. Dort erfuhr er, dass in einiger Entfernung Lagerfeuer gesichtet worden waren, und es kam zu einem weiteren Scharmützel, in dessen Verlauf die meisten der Männer getötet wurden, die dem Räuberhauptmann geblieben waren; er selbst wurde verwundet und rettete sich nach La Cava. Da er fast niemanden mehr hatte, musste man ihn nicht mehr fürchten, doch zu befürchten blieb, dass er ein Boot fand, mit dem er nach Capri oder nach Sizilien übersetzen konnte, um dort eine neue Bande ins Leben zu rufen.
    Das Meer war seine letzte Hoffnung. Da er annahm, allein eher fliehen zu können, verabschiedete er seine letzten Gefährten.
    Auf seinen Kopf war eine Belohnung von sechstausend Dukaten ausgesetzt (achtundzwanzigtausend Francs). Die Nationalgarden der Umgebung
und die französischen Truppen waren sämtlich alarmiert; so kam es, dass Fra Diavolo im Königreich beider Sizilien beinahe ebenso viele Feinde hatte, wie es dort Männer gab, die es nach sechstausend Dukaten Belohnung gelüstete.
    Gegen Ende November konnte er am Fuß der Berge nicht mehr im Freien lagern, da es nachts sehr kalt war und Schnee den Boden bedeckte; zudem hatte er bei einer erneuten Auseinandersetzung mit der Bürgerwehr eine zweite Verwundung davongetragen und war sehr geschwächt; seit neunundzwanzig Tagen war er auf der Flucht vor den Franzosen; er stand im wahrsten Sinn des Wortes kurz vor dem Verhungern, denn seit Aletta hatte er nichts mehr gegessen. Die zehntausend Dukaten, die am Berghang vergraben waren und die einer seiner Männer Major Hugo angeboten hatte, hätte er sicherlich mit Freuden gegen ein Stück Brot und eine Nacht Schlaf eingetauscht.
    Eine Stunde oder zwei wanderte er aufs Geratewohl dahin; die neue Gegend war ihm völlig unbekannt. Gegen neun Uhr abends fand er sich vor der Hütte eines Schäfers wieder; durch ein Astloch nahm er das Innere in Augenschein und sah, dass ein einzelner Mann sie bewohnte; er trat ein und bat um Gastfreundschaft, entschlossen, sie sich mit Gewalt zu verschaffen, sollte sie ihm verweigert werden.
    Der Hirte gewährte sie ihm mit der Großzügigkeit, mit der die Armen das Wenige teilen, das Gott ihnen gegeben hat.
    Fra Diavolo befragte seinen Gastgeber, und nachdem er sich vergewissert hatte, dass in der Umgebung noch nie eine Bürgerwehr gesehen worden war, legte er seine Waffen in eine Ecke, setzte sich nahe an das Feuer und aß die Reste, die vom Abendessen des Hirten geblieben waren, anders gesagt ein paar Kartoffeln, die dieser in der Asche vergessen hatte.
    Dann warf sich Fra Diavolo auf einen Sack mit Maisstroh und schlief ein.
    An die Bürgerwehr hatte er gedacht, doch nicht an die Räuber. Gegen Mitternacht betraten vier einheimische Banditen zufällig die Hütte, in der Fra Diavolo schlief. Der Hirte und sein Gast erwachten, als ihnen ein Pistolenlauf an die Kehle gedrückt wurde, und da Fra Diavolo nicht wissen konnte, ob er es mit seinesgleichen oder mit der Bürgerwehr zu tun hatte, verriet er nicht, wer er war, und ließ sich ohne Widerstand Waffen und Geld entwenden.
    Nach diesem Besuch hoffte Fra Diavolo, dass ihm nichts mehr zu fürchten geblieben war als der

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