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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Tod. Seit Major Hugo ihn verfolgte, hatte ihn
das Glück ganz und gar im Stich gelassen; jedes Mal war er geschlagen worden; verwundet, ohne Mittel, ohne Waffen, was sollte seiner noch harren?
    Doch der Unglückliche hatte den Kelch noch nicht bis zur Neige geleert; kaum hatten die Räuber hundert Schritte getan, kam ihnen der Gedanke, dass sie in der Hütte einen Mann zurückgelassen hatten, der sie anzeigen konnte, und sie machten kehrt und zwangen ihn, ihnen zu folgen.
    Ihm blieb nichts übrig, als zu gehorchen.
    Doch da er seit neunundzwanzig Tagen durch Dornen, Stacheln und über Felsbrocken geflohen war, die letzten drei Tage ohne Schuhe, waren die Füße des Bedauernswerten eine einzige offene Wunde. Die Banditen, die sahen, dass er seine Schmerzen zu verbergen trachtete, ihnen aber trotz aller Mühen nicht folgen konnte, trieben ihn vor sich her, indem sie ihn mit ihren Gewehrkolben schlugen und mit ihren Bajonetten stachen.
    »Tötet mich, wenn ihr wollt«, sagte Fra Diavolo, »aber ich kann keinen Schritt mehr gehen.«
    Und er stürzte hin.

108
    La Forca
    Sei es aus Erbarmen, sei es, weil er ihnen ungefährlich erschien: Die Banditen ließen den Sterbenden auf der Straße liegen.
    Und warum hatte Fra Diavolo seinen Namen nicht genannt?, wird man sich fragen. Weil er wusste, dass auf seinen Kopf sechstausend Dukaten ausgesetzt waren, und weil er keine Sekunde lang bezweifelte, dass die Banditen, erfuhren sie den Namen, ihn sofort ausliefern würden, damit jeder von ihnen fünfzehnhundert Dukaten einstecken konnte.
    Er wusste, mit was für Leuten er es zu tun hatte. Als sie fort waren, versuchte er aufzustehen; auf einen abgebrochenen Ast gestützt, wanderte er ziellos weiter; zuletzt erreichte er ein Dorf namens Baronisi. Er ging die erstbeste Straße entlang und gelangte auf den Dorfplatz.
    Ein Apotheker hatte seinen Laden geöffnet, und da es geschneit hatte,
wunderte er sich, einen Mann mit nackten Füßen auf dem Dofplatz stehen zu sehen, der sich ängstlich und unentschlossen umsah.
    Er ging zu ihm hinaus und fragte ihn, was er suche.
    »Ich warte auf einen Kameraden«, erwiderte der andere, »ich komme aus Kalabrien und werde weitergehen, sobald mein Freund gekommen sein wird.«
    Fra Diavolos Pech wollte es, dass der Apotheker aus Kalabrien stammte; er wunderte sich, dass der vermeintliche Kalabrese den Dialekt nicht beherrschte, argwöhnte, dass er es mit einem Flüchtling zu tun hatte, und lud den Unbekannten ein, sich in seiner Küche zu wärmen, wo er ihm etwas Branntwein anbot; während er ihm diese heuchlerischen Wohltaten erwies, bedeutete er einer jungen Bediensteten, sich im Flüsterton mit ihm zu unterhalten, und wies sie an, zum Bürgermeister zu laufen und die Nationalgarde zu benachrichtigen.
    Kurze Zeit später betraten vier Soldaten und ein Korporal den Laden. Der Korporal näherte sich Fra Diavolo und verlangte seine Papiere.
    »Was für Papiere?«, fragte Fra Diavolo. »Kann man heute nicht mehr ohne Pass reisen?«
    »Oh«, erwiderte der Korporal, »es sind so viele Räuber unterwegs, dass man gar nicht vorsichtig genug sein kann. Und da Sie uns nicht sagen wollen, wer Sie sind, werden wir Sie nach Salerno mitnehmen.«
    Dorthin brachte man ihn und übergab ihn dem Schwadronschef Farinas, der ihn verhörte.
    Als das Verhör begann, trat zufällig ein Pionier namens Pavese aus den Truppen Major Hugos in den Raum, und als er den Gefangenen erblickte, rief er: »Fra Diavolo!«
    Man kann sich denken, welches Erstaunen dieser Ruf auslöste, nicht zuletzt bei dem Gefangenen.
    Er wollte leugnen, doch zur Zeit der Bourbonen, als er Oberst und Herzog war und in seiner prunkvollen Uniform und unter seinem Titel in den Straßen Neapels paradierte, hatte der bescheidene Pionier ihm zu oft die militärischen Ehrenbezeigungen erwiesen, um ihn nicht wiederzuerkennen, auch wenn er halbnackt, halbtot und blutbesudelt war. Der Pionier erhärtete seine Aussage so unzweifelhaft, dass man sicher war, den gefürchteten und berüchtigten Fra Diavolo tatsächlich hinter Schloss und Riegel zu haben.
    Major Hugo verkündete König Joseph, dass der gefürchtete Partisan verhaftet war, und in Anerkennung und Bewunderung seines Muts und
seiner Geistesgegenwart empfahl er ihn der Milde des französischen Herrschers.
    Joseph erwiderte, neben seinen politischen Untaten habe Fra Diavolo Verbrechen begangen, die eine Begnadigung durch den König unmöglich machten; den Partisanen und Bourbonenanhänger Fra Diavolo

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