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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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und die wollüstig zitternd im Golf von Baia ersterben.
    Es war noch nicht Frühling, doch es war nicht mehr Winter. Der Kai, so schmutzig und zugleich so lebendig, der dreimal den Namen wechselt und vom Piliero-Becken bis zum Carmine-Tor reicht, diese Mole mit ihrem Improvisator am einen Ende, der seinen Tasso deklamierte, und mit ihrem Kapuziner am anderen Ende, der die Wundertaten Jesus Christus’ pries, mit ihren Schweinen, denen man auf Schritt und Tritt begegnete und die damals ganz offenkundig die einzige Straßenreinigung waren, die man in Neapel kannte, mit ihrem Golf mit seinen schimmernden Wassern
und seinem Kap Campanella zur einen und seinem Kap Misena zur anderen Seite, mit ihrer himmelfarbenen Insel Capri, die wie ein Sarg auf dem Meer ruht, und mit ihren jungen Mädchen mit Armen voller Blumen, die anderswo noch unter dem Schnee begraben waren, Mädchen voller Frische und Fröhlichkeit, die Metastasio die Worte eingegeben hatten:
    O Jugend, Frühlingszeit des Lebens!
O Frühling, Jugendzeit des Jahres!
    Und sie alle lachten, sangen, warfen einander Blumen zu und beschimpften einander ganze zwei Meilen lang, das heißt vom Kai bis nach Resina. In Resina veränderte sich das Schauspiel. Die jungen Mädchen, die Kapuziner, die Sänger und die Schweine waren noch immer da, doch zu ihnen gesellten sich nun Makkaronihersteller, deren Gewerbe von fast allen Bewohnern Porticis ausgeübt wird.
    Sie bildeten das groteske Schauspiel von Männern, die bis zum Gürtel nackt waren und einander gegenseitig Teigrollen am Rücken rollten, bis diese den gastronomisch gewünschten Durchmesser hatten. Zweifellos verdanken die Makkaroni von Portici dem Tisch, auf dem sie gerollt werden, ihren Ruf, schmackhafter zu sein als alle anderen Teigwaren des Landes.
    Als unsere Reisenden sich Torre del Greco näherten, wähnten sie, es mit einem Aufstand oder mit einem Raubüberfall zu tun zu haben. Gewehrfeuer ertönte so nahe, dass sie fast bereuten, ihre Waffen nicht mitgenommen zu haben, doch als sie sich erkundigten, erfuhren sie, dass sie keine Schüsse gehört hatten, sondern den Lärm einer Vielzahl von Böllerschüssen, die zu Ehren des heiligen Antonius abgefeuert wurden.
    Unsere jungen Männer, die mit dem Heiligenkalender nicht allzu vertraut waren, erlaubten sich die Bemerkung, sie hätten gedacht, der Namenstag des berühmten Theologen, den auf der Fahrt nach Afrika ein Windstoß an die Küste Italiens getrieben hatte, werde im Juni begangen, doch man erklärte ihnen, dass es sich in diesem Fall nicht etwa um den heiligen Antonius von Padua handele, den Bezwinger des Vesuvs und des Feuers, sondern um den heiligen Antonius, den wir durch Callots Versuchung des heiligen Antonius kennen.
    Die Ehre, in welcher der Heilige gehalten wurde, erklärte ihnen, warum so zahlreiche Schweine durch die Straßen streunten.
    Zuletzt gelangten sie nach Pompeji.

    Die unterirdische Stadt war damals noch lange nicht so freigelegt, wie sie es unserer Tage ist, doch so weit ausgegraben, dass man sich eine Vorstellung von den Wunderdingen machen konnte, die sie der Neugier ihrer Besucher offenbaren würde, sobald ein umsichtiger Geist die Ausgrabungen leiten würde.
    Graf Leo erklärte seinem Freund an diesem Ort, was ein Atrium ist, ein Impluvium, ein Triclinium, kurzum die Austattung eines ganzen griechisch-römischen Gebäudes.
    In der Via delle Tombe sahen sie die runden Bänke, die kaum aus dem Boden ragten, wie sie die Toten, die es nach guter Gesellschaft gelüstete, um ihre Gräber herum hatten aufstellen lassen, damit auf ihnen ihre Verwandten, ihre Freunde und, in deren Ermangelung, einfache Spaziergänger Platz nahmen.
    Graf Leo erläuterte Manhès die Bestimmung jedes Lagerraums und jedes Ladengeschäfts, als hätte er zu jener Zeit gelebt, als der Freigelassene Diomedes sich das schönste Haus der Vorstadt errichten ließ.
    Die Nacht brach herein, bevor Manhès’ Neugier befriedigt war und er des wissenschaftlichen Geplauders seines Reisegefährten überdrüssig geworden wäre, doch sie mussten zurückkehren, nachdem sie achtzehn Jahrhunderte zurückgewandert waren und drei Stunden mit den Zeitgenossen Plinius des Älteren und dessen Neffen Plinius des Jüngeren verbracht hatten.
    Auf einmal veränderte sich die Szenerie, und statt der unheimlichen und stillen Totenstadt sahen sie die belebte und lebensvolle Straße vor sich, auf der das Leben ihnen abends noch lärmender als tagsüber vorkam. Der Mond hing über dem

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