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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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»das werden wir schon selbst entscheiden.«
    »Als Kind«, fuhr Salicetis Sekretär fort, »trat er in den Dienst eines reichen Pächters, dessen Tochter er verführte; das junge Paar war so unvorsichtig, die gegenseitige Neigung nicht zu verbergen, der Argwohn der Brüder wurde geweckt, sie lauerten dem Liebespaar auf, überraschten es in
einem Augenblick, in dem an der schuldhaften Liebe kein Zweifel bleiben konnte -«
    »Monsieur, Monsieur!«, sagte die Herzogin von Lavello. »Nehmen Sie sich in Acht!«
    »Aber Frau Herzogin«, erwiderte der Sekretär lachend, »ich muss mich doch verständlich ausdrücken.«
    »Das genügt, Robert«, sagte Saliceti.
    »- an der schuldhaften Liebe kein Zweifel bleiben konnte«, wiederholte der Sekretär hartnäckig, »durchbohrten den Liebhaber mit Messerstichen und ließen ihn als tot auf einem Misthaufen liegen. Gute Menschen, die vorbeikamen, sahen den Leichnam, trugen ihn in die Dorfkirche, wo er bis zum nächsten Morgen bleiben sollte, bis man die Totengebete über ihn gesprochen haben würde.
    Die Mörder dachten, sie hätten einen Toten liegen lassen, und in der Tat hatte er im Sarg die Totengebete reglos über sich ergehen lassen und darauf gewartet, dass die Nacht hereinbrach und die des Gebetesprechens müden Priester aus der Kirche vertrieb.
    Die Priester verschwanden ausnahmslos in der Überzeugung, dass sie nur noch den Deckel auf den Sarg nageln mussten, bevor sie den armen Liebhaber in eine der offenen Gruben in der Kirche senkten.
    Doch kaum war der letzte Priester verschwunden, öffnete der Tote zuerst ein Auge und dann das zweite, reckte den Kopf aus dem Sarg und sah im Licht der Kerzen, die noch brannten, dass die Kirche menschenleer war.
    Zuerst wusste er nicht, was ihm widerfahren war und wo er sich befand; doch das Blut, das an seinem Körper klebte, die Schwäche, die der Blutverlust bewirkt hatte, und die schmerzenden Wunden riefen ihm ins Gedächtnis, was geschehen war; er biss die Zähne zusammen, stieg aus dem Sarg, verließ die Kirche und schleppte sich in die Berge, das ewige Asyl all jener, die auf der Flucht sind.
    Dieser Prolog zu dem Drama, dessen ersten Akt ich schildern werde, ereignete sich um das Jahr 1800; der Bizzarro, wie der Held meiner Erzählung heißt, war damals keine neunzehn Jahre alt.
    Vier, fünf Jahre lang hörte niemand mehr von ihm; als man den leeren Sarg vorgefunden hatte, war man der zutreffenden Ansicht gewesen, dass er geflohen war. Man nahm an, er habe sich einer Bande von Räubern und Mördern angeschlossen, die seit einigen Jahren die Gegend von Soriano unsicher machte und die anlässlich der zweiten französischen Invasion und der Ernennung Prinz Josephs zum König von Neapel in aller
Bauernschläue beschlossen hatte, sich zu politischen Partisanen zu erklären und sich unter das Banner der Bourbonen zu begeben.
    Mut und Kaltblütigkeit des Bizzarro setzten ihn bald bei seinen Gefährten in großes Ansehen. Er wurde zum Chef der Bande ausersehen, und sobald er die unumschränkte Macht in Händen hielt, schien ihm der Augenblick der Rache gekommen zu sein.
    Eines Sonntags vor ungefähr einem halben Jahr war die ganze Bewohnerschaft von Varano – so heißt das Dorf, in dem man ihn als tot hatte liegen lassen -, die ganze Bewohnerschaft von Varano und darunter die Familie seines früheren Herrn in ebenjener Kirche versammelt, in der er eine so wenig heimelige Nacht zugebracht hatte, als der Bizzarro mit seiner Bande die Kirche betrat, zum Altar schritt, sich umdrehte und allen befahl, die Kirche zu verlassen.
    Die Menge hatte einen Augenblick lang verwirrt und erschrocken gezaudert, doch sie gehorchte, als der Bizzarro seinen Namen sagte und zu schießen drohte; er war bereits so berüchtigt, dass niemand Widerstand leistete; alle stürzten zur Tür, und an den Briganten zog eine stumme, verschreckte und zu Tode verängstigte Menge vorbei.
    Zwei Opfer erspähte der Bizzarro mitten unter den Flüchtenden, zwei Söhne seines einstigen Herrn, Brüder seiner Geliebten, zwei Rächer, die ihn mit Messerstichen traktiert hatten.
    Weniger glücklich als einst der Bizzarro, stürzten die zwei armen Teufel tödlich getroffen zu Boden, um sich nie wieder zu erheben; doch die Rechnung des Bizzarro war noch nicht beglichen, denn sein ehemaliger Herr hatte fünf Söhne, seine Tochter hatte fünf Brüder, und fünf, nicht zwei Rächer waren über ihn hergefallen, so dass ihm noch drei Opfer fehlten.
    Der Bizzarro durchsuchte mit seinen

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