Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Ferdinand und Caroline, die nach Palermo geflüchtet waren, hatten sich mittlerweile mit den Engländern verständigen können, ihren althergebrachten Verbündeten gegen die Franzosen.
Die Engländer schickten Schiffe vor die kalabrische Küste und versorgten die Aufständischen mit Geld, Schießpulver und Waffen, während sie in Messina eine Flotte ausrüsteten, die noch wirksamere Hilfe bringen sollte.
Reynier musste also jeden Tag damit rechnen, dass die Engländer Truppen an Land absetzten, während die Anführer der Räuberbanden wie Panedigrano, Benincasa, Parafante oder Il Bizzarro seinen Männern aus dem Hinterhalt auflauerten und sie bisweilen sogar im offenen Kampf töteten.
Schon vor über einem Monat hatte er König Joseph mitgeteilt, dass zahlreiche englische Agenten in Kalabrien eingetroffen waren, denen jedes Mittel recht war, das Volk zum Aufstand aufzuwiegeln, und er hatte mehrere Kolonnen gebildet, die sie verfolgten.
Dann verließ die englische Flotte die Meerenge von Messina.
Reynier schrieb unverzüglich an General Compère, den er mit zwei Bataillonen zwischen Scilla und Reggio postiert gelassen hatte, er solle nur so viele Männer in den Städten belassen, wie für den Schutz der Paläste und des Krankenhauses erforderlich waren, und mit den übrigen Soldaten am Fluss Angitola zu ihm stoßen, und er sandte Boten an alle verstreuten Regimenter, um sie aufzufordern, sich ebenfalls an besagtem Fluss zu konzentrieren.
Als Reynier in Monteleone ankam, erfuhr er, dass die Engländer im Schutz der Dunkelheit am Golf von Sant’ Eufemia an Land gegangen waren. Drei polnische Kompanien, die sich ihnen in den Weg gestellt hatten, waren unter großen Verlusten zurückgeschlagen worden und hatten sich hinter den Angitola zurückziehen müssen. General Digonet war nachts mit einer Kompanie polnischer Grenadiere und dem neunten Jägerregiment hinzugestoßen und kampierte am Lamato.
Reynier kampierte mit seinen etwa fünfzehnhundert Mann oberhalb des Angitola. Von dem Hochplateau aus hatte er ungehinderte Sicht über den ganzen Golf von Sant’ Eufemia. Der Gegner, sechs- bis siebentausend Mann stark, hatte seit der Landung seine Stellung nicht verändert und mit seinem rechten Flügel samt Feldbatterie am Fuß des Turms der Bastion Posten bezogen, mit dem linken im Dorf von Sant’ Eufemia. Die Engländer schickten Patrouillen nach Sambiase und Nicastro, bei deren Erscheinen in beiden Orten Aufruhr ausbrach; man hisste die rote Kokarde und verbündete sich mit den Engländern. Den ganzen Tag kamen Briganten in Trüppchen von zwanzig bis vierzig Mann den Berg hinunter und verstärkten die englischen Einheiten.
Von seinem Aussichtspunkt aus konnte Reynier all das sehen; er dachte sich, dass die Engländer immer mehr Verstärkung erhalten würden, je länger er wartete, und obwohl diese Verstärkung auf flachem Land nicht allzu sehr zu fürchten war, beschloss er, trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit seiner Truppen am nächsten oder übernächsten Tag die Engländer anzugreifen.
So kam es, dass Reynier an ebenjenem Tag, an dem René in Amantea übernachtete, von dem Hochplateau hinter dem Angitola herunterkam und am Fluss Lamato Stellung bezog, in der Nähe von Maida, damit er innerhalb von zwei Stunden den Gegner in dessen Zentrum angreifen konnte, zwischen Bergen und Meer, so dass die französischen Truppen sich einerseits außerhalb Reichweite der Gewehre der Briganten befanden,
die am Fuß der Berge versammelt waren, und andererseits außerhalb der Reichweite der Geschütze auf den Schiffen, die vor der Küste warteten und den linken Flügel des Gegners bis in das Meer verlängerten.
Am Vorabend hatte René durch seinen Führer erfahren, dass die französische Armee nur mehr wenige Meilen von ihm entfernt war und dass er sie am nächsten Tag erreichen werde; am nächsten Morgen war er bei Tagesanbruch auf den Beinen und bewaffnet; er öffnete die Tür seines Zimmers und sah seinen Führer an der Wand lehnen, ebenfalls bereit.
Der Führer legte den Finger auf den Mund und bedeutete René, ihm zu folgen; dann führte er ihn nicht etwa zu einer Tür, sondern zu einem Fenster, vor dem eine Leiter stand.
Der Führer kletterte als Erster hinaus, René folgte ihm; ihre Pferde warteten gesattelt vor einem Hintertürchen.
Als René sah, dass der Führer sich anschickte wegzureiten, sagte er: »Halt, mir scheint, wir haben vergessen abzurechnen.«
»Das ist schon erledigt«, erwiderte der Führer,
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