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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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»beeilen wir uns lieber.«
    Und er trieb sein Pferd zum Trab an, der René inzwischen so vertraut war.
    Gegen acht Uhr morgens erreichten sie den Gipfel des Bergs von Sant’ Eufemia mit Blick über den ganzen Golf, die beiden Armeen und die Flotte, während am Horizont eine lange bläuliche Linie die sizilianische Küste anzeigte und mehrere dunkle Flecken auf dem Wasser und Rauch und Feuer, die von einer Insel in Zuckerhutform aufstiegen, Stromboli und sein Archipel bezeichneten.
    René hielt einen Moment inne, um das prachtvolle Schauspiel zu genießen, das alle Schönheiten und alle Schrecknisse der Natur zusammenfasste: Berge, Wälder, Meer, Inseln, den Golf mit goldenem Sandstrand und an diesem Golf mit einer Meile Zwischenraum zwei Armeen, im Begriff, einander umzubringen.
    »Wir sind da«, sagte der Führer. »Dort sind die Franzosen, und hier stehen ihnen die Engländer gegenüber, von deren Landung Sie gestern erfuhren.«
    René kramte in der Tasche.
    »Hier«, sagte er, »sechs Louisdors für dich statt der drei, die ich versprochen habe.«
    »Danke«, sagte der Führer und schob Renés Hand weg. »Ich habe noch
die Hälfte des Geldes, das Sie mir gaben, als Sie mich im Vicaria-Gefängnis verließen.«
    René sah ihn verblüfft an. Der Mann lüpfte den Hut, nahm die Binde ab, die sein Gesicht zur Hälfte verdeckt hatte, und obwohl er Bart und Schnurrbart abrasiert hatte, erkannte René den Banditen, den er in den Pontinischen Sümpfen gefangen genommen hatte.
    »Wie! Du bist hier?«, sagte er.
    »Ja«, erwiderte der Bandit und lachte.
    »Konntest du entfliehen?«
    »Ja«, sagte der Bandit, »der Gefängniswärter war ein Freund von mir; durch Zufall bin ich Ihnen begegnet, und ich hatte nicht vergessen, was Sie für mich getan hatten.«
    »Was soll ich denn für dich getan haben?«
    »Sie hätten mich erschlagen können, aber Sie haben mein Leben verschont; ich verschmachtete vor Durst, und Sie ließen mir zu trinken geben, ohne dass ich darum bitten musste; ich hatte kein Geld, und als sie mich am Gefängnis absetzten, steckten Sie mir einen Louisdor zu. Brigant mag ich sein, aber Ehrenmann bin ich trotzdem. Ich habe einige Male aufgepasst, dass Sie nicht im Schlaf ermordet wurden; wir sind quitt.«
    Diesmal trieb der Bandit sein Pferd nicht zum Trab an, sondern zum Galopp, und war verschwunden, bevor René sich von seinem Erstaunen erholt hatte.
    René zuckte die Schultern, sagte sich: »Nicht zu glauben, in welchen Winkeln die Dankbarkeit sich einnistet!«, und richtete den Blick wieder auf den Strand, wo die Schlacht stattfinden würde.
    In den Reihen der Engländer herrschte Unruhe, sie bewegten sich auf das Meer zu, und einen Augenblick lang wollte es René scheinen, als wären sie im Begriff, an Bord zu gehen; doch dann teilten sie sich in zwei Kolonnen auf und marschierten der Flussmündung entgegen, die sie durchquerten, da sie nur knietief war; ein Kriegsschiff, eine Fregatte und mehrere Kanonenboote begleiteten sie auf dem Meer; sie verlagerten ihre rechte Flanke zum Lamato hin, den sie offenbar überqueren wollten, um den Franzosen den Weg nach Monteleone abzuschneiden.
    Nun marschierte die Kolonne, die den Fluss an seiner Mündung überschritten hatte, den Flusslauf hinauf und dem französischen Lager entgegen.
    René konnte von seinem Platz aus beinahe die Soldaten beider Armeen zählen. Die Franzosen waren zahlenmäßig völlig unterlegen. Mit ihren
Alliierten aus dem Räubergewerbe waren die Engländer an die achttausend Mann stark, denen die Franzosen nur fünftausend Mann entgegenstellen konnten.
    Unterdessen war General Reynier offenbar zu der Ansicht gelangt, dass der Augenblick für einen Angriff günstig sei und dass er das Zentrum der gegnerischen Armee mit einer kraftvollen Attacke umso eher vernichten konnte, als die englische Armee durch den Flusslauf des Lamato zweigeteilt war; die englische Abteilung, die sich nahe dem Meer befand, konnte sich dann zwar auf die Schiffe retten, doch die andere Abteilung, die Reyniers linke Flanke überwältigen wollte, müsste in die Sümpfe oder in die Wälder von Sant’ Eufemia flüchten.
    Gelang es Reynier, den Lamato zu überschreiten, konnte er den Engländern mit seiner Infanterie, seiner leichten Artillerie und seiner Kavallerie entgegentreten (wobei die Kavallerie sich leider auf einhundertfünfzig Jäger beschränkte), überließ er aber den Lamato den Engländern, musste er alle Vorteile einbüßen, da er gezwungen wäre, auf einem

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