Der Greif
mit farbigen Glasperlen, umgeschnallt. Damit meine kleinen Brüste möglichst groß erschienen, entspannte ich meine Brustmuskeln und drückte mein Kreuz weit nach vorne
durch.
Jetzt, da ich und die Zwillinge nackt waren wie es sich gehörte, starrte uns niemand mehr an. Alle Blicke waren nach vorne gerichtet, wo das erste - und einzige - rituelle Blutopfer, das ich je miterlebt hatte, vollzogen wurde. Dengla und viele ihrer Mittänzerinnen hatten aufgehört zu tanzen und stürzten sich jetzt wie die Furien auf die festgebundenen Zicklein, deren Leiber sie mit bloßen Händen in Stücke rissen und dann verschlangen.
Um die Fleischfetzen entbrannte ein wilder Kampf. Alles, ganz gleich ob es ein zur Unkenntlichkeit zertrampeltes Stück Fleisch oder der deutlicher erkennbare Fiesel eines der Zicklein war, wurde roh hinuntergeschlungen und dann mit Wein nachgespült. Die Zwillinge gaben seltsame,
erstickte Geräusche von sich. Als ich mich ihnen zuwandte, sah ich, daß sie von Würgekrämpfen geschüttelt wurden und sich in die Weinlache erbrachen.
Auf alle anderen wirkte das bestialische Gemetzel
offensichtlich sexuell stimulierend. Maecius griff sich einen der Eunuchen-Priester und zog ihn zu einer Couch. Dort, ohne großes Vorspiel, sprang er ihn von hinten an und
zwängte sein Glied in den Anus des Priesters. Die anderen Männer taten es den beiden gleich. Die Frauen, wie ich vermutet hatte ausnahmslos Lesbierinnen, bereiteten sich nicht auf die warme, weiche und zärtliche Weise Vergnügen, wie ich es mit Deidamia getan hatte, sondern verwendeten lange Olisboi zum Umschnallen - künstliche, aus Holz
gefertigte Penisse, zum Teil enorm riesig oder grotesk geformt - mit denen sie sich gegenseitig fast vergewaltigten.
Jetzt verstand ich, was Dengla mit »Aufreißen« gemeint hatte.
Während dieser Orgie hatten die fünf Musikantinnen auf ihren Instrumenten eine langsame, süße - beinah schon
widerwärtig süßliche - phrygische Weise gespielt, wohl um die erotischen Gefühle der Bacchantinnen zu beleben. Als sie abbrachen, ergriff der älteste Priester das Wort. In der bombastischen Manier eines Praeco, der die Spiele in einem Amphitheater ankündigt, verkündete er: »Ich erflehe heilige Stille! Wir werden nun Zeugen und Teilnehmer eines
wahrlich bedeutenden Ereignisses werden in dieser
heiligsten und feierlichsten der bacchantischen Nächte!«
Fast alle schwiegen, aber einige Paare kopulierten weiter, und ihr Stöhnen, Ächzen und Grunzen war über der Stimme des Priesters deutlich hörbar, der lauter fortfuhr: »Ich bin stolz, euch verkünden zu können, daß zwei junge männliche Novizen in dieser Nacht dem Gott geweiht und in seine
Gefolgschaft initiiert werden. Es ist die Bacchantin Dengla, die uns ehrt, indem sie Bacchus ihre eigenen Söhne weiht.«
Die neben mir sitzenden Zwillinge wimmerten erbärmlich und klammerten sich an mir fest. Die Musikantinnen legten die leichteren Instrumente zur Seite und griffen zu Trommeln und Becken.
»Ihre Mutter selbst wird die Zeremonie der Initiation
vollziehen«, fuhr der alte Mann fort, »und zwar in der traditionellen Weise, die von der kampanischen Bacchantin eingeführt wurde. Jener Bacchantin, die wir immer noch dafür anerkennen und verehren, ihre eigenen Söhne dem
Bacchus geweiht zu haben! Schenkt diesem großartigen
Ereignis eure Aufmerksamkeit!«
Alle Bacchanten, die nicht irgendwie anders beschäftigt waren, applaudierten, trampelten mit den Füßen und
brüllten: »Euoi Bacche! lo Bacche!« Ich fragte mich, ob ich nicht besser die Zwillinge bei den Händen nehmen und
fliehen sollte. Aber wahrscheinlich würde es Fillipus und Robein in diesem Tempel besser ergehen als bei ihrer
Mutter. Vielleicht würden sie, angesichts ihrer
Beschränktheit, ihr Leben als käufliches Fleisch für die Fratres Strupri (denn das war unzweifelhaft das Schicksal, das sie hier erwartete) mit der Zeit sogar genießen. Um ehrlich zu sein, ich empfand mehr Mitgefühl für die
bestialisch hingeschlachteten kleinen Ziegen, die groß und kräftig hätten werden und jemandem von Nutzen hätten sein können.
Ich hatte genug von dem Bacchanal gesehen und
verspürte keine Lust, der Initiation der Zwillinge durch ihre Mutter, die jetzt einen Olisbö in ihre Hand nahm,
beizuwohnen. Ich wollte dieses Schlangennest so schnell wie möglich verlassen und war wild entschlossen, mich von niemandem zurückhalten zu lassen. Aber niemand
versuchte mich zurückzuhalten, alle
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