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Der Greif

Der Greif

Titel: Der Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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während wir Menschen uns dankbar und entspannt ebenfalls auf festem Boden niederließen, um unsere
    Abendmahlzeit einzunehmen.
    Die darauffolgenden Tage über konnten wir unsere
    verspannten Glieder ausstrecken und uns von unseren
    Schrammen und Prellungen erholen. Auf beiden Seiten des Flusses waren in der Ferne nun wieder Bergketten zu
    erkennen. Die Donau hatte sich inzwischen fast auf die Breite eines Sees ausgedehnt und ging links und rechts direkt in eine Marsch- und Sumpflandschaft über. Der
    ausufernde Strom floß nun so träge dahin, daß die
    Bootsleute sich mit ihren Stangen kräftig ins Zeug legen mußten, damit unser Kahn sich schneller vorwärts bewegte als der Fluß; trotzdem ging es Daila, den Bogenschützen und mir nicht schnell genug. Unsere Glieder schmerzten zwar inzwischen nicht mehr, dafür juckte uns jetzt der ganze Körper unerträglich. Stechmücken und alle nur erdenklichen Arten von blutsaugenden Insekten kämen uns in dunklen
    Schwärmen aus den Ufersümpfen heraus
    entgegengeflogen, taten sich an uns gütlich und quälten uns bis aufs Blut.
    Die Bootsleute waren anscheinend bereits so an diese
    Plage gewöhnt, daß sie die Insektenschwärme überhaupt
    nicht beachteten. Nur gelegentlich wedelte einer mit der Hand vor seinem Gesicht hin und her, um überhaupt noch etwas sehen zu können. Wir vier anderen dagegen konnten nicht aufhören, uns blutig zu kratzen, und fanden so lange keinen Schlaf, daß wir beinahe verrückt wurden. Jede freie Stelle unseres Körpers trug die Spuren unserer Fingernägel, und die drei bärtigen Krieger hatten sich in ihrer Not sogar ganze Haarbüschel aus dem Bart gerissen. Unsere
    Gesichter und Hände waren so dicht mit Insektenstichen übersät, daß sie völlig aufgedunsen waren; unsere Augen waren beinahe zugeschwollen und unsere Lippen waren
    dick und wund. Die Pferde hatten zwar ein dickeres Fell, doch auch sie juckte es überall. Sie zuckten, tänzelten nervös umher, wälzten sich und traten um sich. Wir
    befürchteten schon, sie würden irgendwann mit ihren Hufen ein Loch in den Kahn schlagen und uns auf diese Weise für immer an diesen schrecklichen Ort verbannen.
    Wir waren ungemein erleichtert, als die Donau sich nach einer halben Ewigkeit wieder verengte und schneller zu fließen begann, so daß der Fahrtwind viele der Insekten vertrieb. Die Plage war endgültig vorüber, als der Fluß und unser Kahn bald darauf erneut in eine enge Felsenschlucht hineinglitten. Dort wurden wir noch länger und ausgiebiger durchgeschüttelt und hin und her geworfen als während
    unserer letzten Durchfahrt durch eine solche Flußenge; dennoch nahmen Dalai, die Bogenschützen und ich, ja
    vermutlich sogar die Pferde, diese heftigen Stöße und
    Erschütterungen immer noch lieber in Kauf als die
    Insektenschwärme.
    Ich sah bald, warum diese Flußenge das Eiserne Tor
    genannt wurde. Die links und rechts des Flußes
    emporragenden Felswände waren nicht aus grauem,
    sondern aus rostrotem Gestein, und die Schlucht zwischen ihnen war so schmal, daß eine oben am Abgrund
    aufgestellte Gruppe von Kriegern den Fluß mit Pfeilen, Feuer, Steinen oder Baumstämmen bombardieren könnte,
    um so dieses »Tor« für jedes Schiff zu blockieren; selbst die gesamte Flotte römischer Schutzschiffe hätte man hier an der Weiterfahrt hindern können. Unser Kahn blieb jedoch von feindlichen Angriffen unbehelligt . Er holperte und schlingerte ungestört und mit rasender Geschwindigkeit die weiß schäumenden Stromschnellen hinunter.
    Wir gelangten einigermaßen sicher durch diese zweite
    Flußenge, fühlten uns nach dieser Tortur jedoch noch müder und zerschundener als beim vorigen Mal. Als die Bootsleute sahen, daß uns richtiggehend übel war, bekamen sie Mitleid mit ihren Fahrgästen steuerten den Kahn ans linke Flußufer und machten ihn dort fest damit wir uns zwei Tage lang an Land von unseren Strapazen erholen konnten.
    Im weiteren Verlauf unserer Reise waren keine
    Wildwasserfahrten mehr zu bestehen. Auf diesem letzten Flußabschnitt war auch das Risiko, von Flußpiraten
    überfallen zu werden, nicht mehr sehr groß. Von Turris Severi ab trieben wir die stärker befahrene untere Donau hinunter, die zudem noch von den bewaffneten
    Schutzschiffen der mösischen Flotte überwacht wurde. Der Strom war inzwischen wieder braun und breit und floß ruhig dahin. Wir durchführen eine äußerst karge und eintönige Landschaft und erreichten schließlich das am südlichen Ufer des Flußes

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