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Der Greif

Der Greif

Titel: Der Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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für Prinzessin Amalamena im Auge hatte, als sie lediglich als Geisel
    festzuhalten.
    Obwohl sie immer noch von zwei Männern bewacht wurde
    stand die Karosse ein gutes Stück vom Großteil der
    Soldaten entfernt, und ich hatte als Grund dafür
    angenommen, daß mir für Essen, Schlafen und andere
    Funktionen eine gewisse Privatsphäre zugestanden werden sollte. Zwar wurden mir Essen und Wein erneut gebracht -
    und diesmal sogar warmes Essen - wodurch mir erspart
    blieb, mich unter die anderen an den Kochfeuern zu
    mischen. Doch nachdem ich mit dem Essen fertig war, einen dringend erforderlichen Gang ins Gebüsch erledigt, mich den Umständen entsprechend nur flüchtig gewaschen hatte und eben einschlafen wollte, tauchte Strabo
    höchstpersönlich plötzlich neben der Karosse auf. Ohne mir irgendeinen Gruß zu entbieten oder mich um Erlaubnis zu bitten - lediglich mit einem ausgiebigen Rülpser, einem Hinweis darauf, daß auch er gut gespeist hatte - kletterte er in die Karosse und legte sich neben mich.
    »Was hat das zu bedeuten?« erkundigte ich mich frostig.
    »Ach, Mädchen, Ihr habt gestern abend doch sicher ganz schlecht geschlafen.« Er rülpste erneut. »Ich werde
    großmütig dafür sorgen, daß Ihr diese Nacht gut schlaft. Ihr werdet mit mir zusammen sein und danach befriedigt
    schlafen können. Blast nun das Licht aus und schließt die Vorhänge. Oder wollt Ihr, daß die beiden Wächter uns
    zusehen?«
    Auf meinen Protest hin bemerkte er: »Sucht es Euch aus.
    Theoderich Triarius oder das ganze Lager. Entweder ich oder alle werden Euch heute nacht besitzen, und ich werde nicht lange auf Eure Entscheidung warten. Ich könnte mir vorstellen, daß eine mutmaßliche Prinzessin lieber einem Cousin von ihrer eigenen amalischen Linie zu Willen ist als hundertfünfzehn Männern von zweifelhafter Abstammung
    und Geblüt.«
    »Seid Euch da nicht zu sicher«, sagte ich kühn, obwohl ich mich mitnichten so fühlte. »Sie mögen ja Tölpel und Plebejer sein, doch habe ich noch keinen gesehen, der so abstoßend häßlich ist wie Ihr.«
    Er ließ wieder sein schnarrendes Lachen hören. »Ich bin mein ganzes Leben lang häßlich gewesen und habe in
    dieser Zeit schon mehr Sticheleien, Spott und Beleidigungen gehört als Ihr Euch überhaupt einfallen lassen könntet, deshalb spart Euch Eure Puste auf, damit Ihr nachher
    ›Vergewaltigung‹ schreien könnt.«
    »Eine Prinzessin schreit nicht«, sagte ich in dem Versuch, so hochmütig wie eine echte Prinzessin zu klingen. »Es ist unmöglich, Ekel, Verachtung und Geringschätzung in einem Schrei zum Ausdruck zu bringen. Doch werde ich folgende ruhige Worte an Euch richten, Strabo. Ihr erwartet von meinem Bruder gewisse Zugeständnisse, ein Lösegeld, was auch immer. Ihr müßt Euch darüber im klaren sein, daß er für beschädigte Ware nicht bezahlen wird.«
    »Väi, er wird bereits gezahlt haben, bevor er weiß, daß die Ware beschädigt ist. Möglicherweise macht ihm der
    sogenannte Schaden auch gar nichts aus, wenn er davon
    erfährt.«
    »Was?«
    »Erinnert Euch, er ist lediglich ein geringer Anwärter auf den Königstitel. Mancher echte Monarch fand es vorteilhaft, eine Schwester oder Tochter mit einem mächtigeren
    Monarchen zu verkuppeln. Euer schwachsinniger Bruder
    erwägt das möglicherweise schon lange - Euch anzubieten, meine Frau oder Konkubine zu werden - im Austausch für eine Anerkennung seiner Ansprüche.«
    Ich bezweifelte das zwar stark, doch gab es etwas, das ich sehr gerne wissen wollte. Deshalb fragte ich: »Warum in aller Welt, alter Mann, wollt Ihr überhaupt eine Gefährtin, die Euch abstoßend und verabscheuungswürdig findet?«
    »Weil ich Euch anziehend finde«, sagte er ganz ruhig.
    Doch dann war es mit seiner Ruhe plötzlich vorbei. Seine riesige Hand schoß vor, packte mich am Ausschnitt meiner Bluse, zog heftig daran und riß mir Amaiamenas duftiges weißes Gewand mit einem Ruck vom Körper. Darunter trug ich nur die Kette mit den Amuletten, das Leibchen über meinem Busen und das Schamband um die Hüften. Er
    wiegte den Kopf hin und her und betrachtete mich zuerst mit dem einen, dann mit dem anderen Auge anerkennend von
    Kopf bis Fuß. Nach einem Moment fuhr er, nun wieder ruhig, fort:
    »Ne, ich finde Euch keineswegs abstoßend. Für meinen
    Geschmack etwas zu mickrig, doch kann ich Euch zweifellos zu gegebener Zeit etwas auspolstern. Doch nun genug
    dieser Spielchen. Laßt mich Euch ganz sehen. Oder muß ich alles selbst machen?«
    Meine

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