Der Greif
ganz bereitwillig zustimmten, obwohl ich ihnen offen sagte, daß du eine
Fremde bist, die erst vor kurzem bei uns eintraf, und daß du kein bißchen fett, sondern zart, mager und blaß bist, also gar nicht wie eine richtige Frau aussiehst.«
Vielleicht hätte ich sagen sollen, daß diese Wilden
offensichtlich auch einen recht guten Geschmack hatten, aber ich schwieg, weil sich plötzlich vor uns ein lautes Geschrei erhob, das mich aufhorchen ließ. Die ersten von uns waren bereits mit unserer Jagdbeute auf der Lichtung eingetroffen und wurden von den zurückgebliebenen Frauen freudig begrüßt. Unter die Freudenschreie mischten sich jedoch auch laute, aufgeregte Rufe: Komm schnell, Madar Chobi!... Chakar Veleda, komm und schau dir an, wen wir hier haben!«
Sie waren so aufgeregt, weil Genoveva inzwischen
eingetroffen war.
»Ist das der Mann?« fragte Mutter Liebe grimmig. Ich
nickte.
»Er ritt direkt unter dem Baum vorbei, auf dem ich Wache hielt«, sagte die Frau, die uns nun stolz ihren Gefangenen zeigte. »Ich brauchte nur die Fangschlinge meines Wurfseils auf ihn hinunterfallen zu lassen. Und er war tatsächlich verkleidet. Über seinen Frauenkleidern trug er sogar noch das da.«
»Das gehört mir«, murmelte ich, denn sie schwang meinen bronzenen Brustschutz. Sie ließ ihn sich bereitwillig aus der Hand nehmen und fuhr mit ihrem Bericht fort: »Und er
behauptete natürlich, eine Frau zu sein. Pedar sukhte! Wie der auf mich eingeredet hat! Aber ich ließ mich von seinen Worten ebensowenig täuschen wie von seiner Verkleidung.«
Ich starrte auf Genoveva hinunter, die bewußtlos mitten auf der Lichtung lag. Sie war von oben bis unten in Seile verschnürt, und ihre Tunika hatte man vorne aufgerissen, um ihre Brust freizulegen. Genovevas Oberkörper war nur noch eine schauerliche, dunkelrote Masse aus zerfetztem, rohem Fleisch, die jedoch nicht blutete, sondern qualmte.
Genoveva würde nie wieder Genoveva sein.
»Und wie inständig er mich anflehte als ich ihn der Prüfung unterzog; aber ich ließ mich nicht überreden. Seine falschen Brüste ließen sich zwar nicht so leicht wegbrennen, wie ich dachte, aber ich ließ mich nicht beirren, und wie ihr seht, brannten sie schließlich doch. Wir haben jetzt auch noch ein weiteres gutes Pferd, Modar Chobi, das...«
Die Stammesmutter unterbrach sie ärgerlich: »Hast du das alles etwa ganz alleine gemacht?«
Die Frau, die eben noch so glücklich gestrahlt hatte,
schwieg betroffen, und all ihre Schwestern begannen sofort beleidigt zu krähen: »Ja, das hat sie, Modar Lubo!«
»Roshan, diese selbstsüchtige Sau, hat keine von uns
mitmachen lassen!«
»Sie hat uns erst gerufen, als der Mann schon schlapp
und bewußtlos war!«
»Sie ließ uns den Mann lediglich hierherschleppen!«
»Sie hat das ganze Vergnügen alleine ausgekostet!«
Mutter Liebe funkelte die Missetäterin wütend an und knurrte böse: »Solche seltenen Vergnügungen dürfen nur mit
meiner Erlaubnis und nur in meiner Gegenwart stattfinden, und alle müssen daran beteiligt werden.«
Voller Angst stammelte die Frau: »Ihr wart weg... und er war da. Ihr habt doch gesagt... es soll geprüft werden, ob...«
»Du bist gierig gewesen! Und treulos! Du hast nicht nur deine Schwestern betrogen, sondern sogar deine liebende Mutter.«
»Aber... aber... das Vergnügen ist doch noch nicht zu
Ende. Er ist ja noch nicht tot«, wimmerte Roshan. Sie schlug mit ihrer zitternden Hand gegen den gefesselten Körper.
»Seht doch! Er atmet noch. Er wird wieder aufwachen und von neuem zu jammern anfangen.«
Mutter Liebe blickte voller Haß auf den Gefangenen
hinunter und murmelte in meine Richtung: »Er sieht nicht gerade nach einem ganzen Mann aus.«
Ich deutete auf Genovevas Unterleib und sagte: »Ihr könnt Euch leicht davon überzeugen.«
Es war nicht nur unter Mutter Liebes Würde, sich zu
bücken, sie war auch viel zu fett dazu, daher gab sie der neben uns stehenden Shirin ein Handzeichen. Shirin kniete nieder und machte sich an Genovevas Reitrock zu schaffen.
Die Seile schnürten ihn jedoch fest an den leblosen Körper, daher zog sie ihr kurzes, noch blutiges Jagdmesser heraus, zerschnitt den Stoff und klappte die Fetzen auseinander. Sie zuckte kurz zurück, als das Geschlechtsorgan zum
Vorschein kam, das in diesem Augenblick zwar nicht vor aggressiver Potenz strotzte, aber trotzdem unverkennbar männlich war. Ich war froh, daß die Seile Genovevas Beine so eng zusammenschnürten, daß man
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