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Der Greif

Der Greif

Titel: Der Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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ägyptische Sklavenhändler stieß den
    griechischen Willkommensgruß aus, als ich ihm erklärte, warum ich gekommen war. »Sagte ich nicht, junger Herr, daß selbst Ihr eines Tages eine Venefica brauchen würdet?
    Allerdings muß ich zugeben, daß ich nicht erwartet habe, Euch so bald wieder hier zu sehen und -«
    »Erspart mir die Vorrede«, schnitt ich ihn ab, »reden wir über den Preis.«
    »Ihr kennt den Preis.«
    Es gelang mir, ihn ein wenig herunterzuhandeln.
    Ursprünglich hatte der Ägypter für Äffchen einen Preis verlangt, der in etwa dem Inhalt meiner Geldtasche
    entsprach. Nach langem Hin und Her erstand ich die
    Äthiopierin für eine etwas niedrigere Summe, so daß Wyrd und mir genügend blieb, um den Betrag, den wir bei unserer Abreise der Herberge schulden würden, zu bezahlen und
    das Nötigste für den kommenden Winter einzukaufen -
    neben einigen Siliquae, die ich für einen besonderen Zweck vorgesehen hatte.
    »Sehr gut«, sagte ich, als das Geschäft abgeschlossen
    war und der Händler die Urkunde über Äffchens Servitium unterzeichnet, versiegelt und mir übergeben hatte. »Das Mädchen soll sich bereit halten, ich werde vielleicht sehr plötzlich ihre Dienste in Anspruch nehmen.«
    »Sie wird auf Euren Befehl warten.« Der Ägypter lächelte böse. »Wenn die Zeit kommt, wünsche ich Euch, sagen wir, vollständige und äußerste Befriedigung. Khaire, junger Herr.«
    Während der nächsten Tage spielte ich Spion und trieb
    mich vor dem Domizil des Dux Latobrigex herum. Und zwar nur tagsüber, denn dann würde jene Kombination von
    Ereignissen, auf die ich wartete, am ehesten eintreten. Die Nächte verbrachte ich mit Wyrd. Wir aßen in Tavernen,
    badeten in Thermen und unterhielten uns über
    Nebensächlichkeiten. Wyrd platzte beinahe vor Neugier, aber er übte sich in Geduld, stellte keine Fragen und
    beklagte sich noch nicht, daß wir den Anfang der Jagdsaison verpaßten.
    Unzählige Male verließ die liburnische Sänfte die Residenz des Dux, unzählige Male riefen die Träger »Platz dem
    Legaten«. Manchmal saß Latobrigex alleine darin,
    manchmal mit seiner Frau oder mit seinem Sohn. Aber erst als Jaerius und Robeya einmal allein in der Sänfte saßen, folgte ich ihr in angemessenem Abstand. Wie ich gehofft hatte, hielt man vor einer Männern vorbehaltenen Therme, und Jaerius stieg aus. Die Sänfte wurde wieder
    hochgehoben, und ich folgte ihr weiter, inbrünstig betend.
    Mein Flehen wurde erhört: die Sklaven hielten vor einer Frauentherme, wo Robeya der Sänfte entstieg.
    So schnell ich konnte rannte ich zu dem Ägypter,
    schnappte Äffchen und zog sie hinter mir her zu der Therme, in der Jaerius badete. Es war nicht ungewöhnlich für einen Mann, einen männlichen oder weiblichen Bediensteten bei sich zu haben, aber natürlich konnte ich keine Frau mit in das Bad nehmen. Wie alle besseren Bäder verfügte jedoch auch dieses Bad über kleine, luxuriös ausgestattete
    Ruheräume. In einen solchen Raum brachte ich Äffchen.
    Es war mir unmöglich, dem schwarzhäutigen Mädchen mit
    Worten etwas zu erklären, aber mit Gesten gelang es mir, ihr meine Wünsche verständlich zu machen. Nickend zeigte sie mir, daß sie verstanden hatte. Sie sollte sich vollständig entkleiden, auf die Liege legen und eine Zeitlang warten; dann sollte sie das tun, wofür sie erzogen und vorbereitet worden war. Gleich danach sollte sie das Exedrium
    verlassen und mich vor der Therme auf der Straße erwarten.
    Ich hoffte, daß Äffchen wirklich alles verstanden hatte. Ich verließ sie und entkleidete mich im Apodyterium. Ein
    Handtuch um meine Hüften geschlungen, eilte ich dann
    durch verschiedene Räume, auf der Suche nach Jaerius. Ich war sehr dankbar, mein Opfer in dem dampfgefüllten
    Sudatorium zu entdecken; nach all der Rennerei konnte ich ein Bad gut vertragen. Noch ein paar andere Männer hielten sich dort auf, aber sie hatten sich in einiger Entfernung von Jaerius niedergelassen. Es war genauso, wie ich es erwartet hatte. In den letzten Tagen hatte ich bemerkt, daß
    jedermann in Constantia -
    selbst die ungehobelten
    Burschen, die ich sonst ab und an in Jaerius' Gesellschaft gesehen hatte - jeglichen Kontakt mit ihm mied. Seit dem Tag des Gottesurteils hatte wahrscheinlich niemand außer seinem Vater und seiner Mutter mit ihm gesprochen oder ihm einen freundlichen Blick zugeworfen, abgesehen
    vielleicht noch von dem selbstsüchtigen Priester.
    Also saß Jaerius in dem Sudatorium ganz alleine in einer

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