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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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genauso die Sprache verschlagen zu haben.
    Es blieb keine Zeit, sich zu fürchten, und anscheinend bestand auch kein Grund dafür. Der Greif schien sie überhaupt nicht zu sehen, obwohl er so nah an ihnen vorüberflog. Der Blick der feurigen Kupferaugen galt allein der eigenen Route. Ehe die beiden Männer auch nur zweimal Luft holen konnten, war er vorbei und verschwunden. Wenngleich der Sonnenuntergang das Firmament noch immer in Karmesinrot und Violett malte, wirkten nach dem Vorbeiflug des Greifen alle Farben des Himmels und der Erde blasser. Die ganze Welt schien einen Augenblick lang in gedrückter Stille zu verharren. Kein einziger Vogel raschelte in den Wäldern ringsherum, und selbst der Fluss schien stiller seiner raschen Bahn zu folgen.
    Endlich räusperte sich Annachudran. »Ich glaube, das gehört zu den erschreckendsten Dingen, die ich je gesehen habe. Schön, aber erschreckend. Was aber hat diese Kreatur auf der für sie falschen Seite der Grenze zwischen Feuer und Erde gesucht?«
    »Sie flog nach Norden«, erwiderte Gerent zögernd. »Vielleicht hat sie versucht, vor Einbruch der Dunkelheit wieder die Wüste zu erreichen. Hat Beremnan Anweyer nicht geschrieben, die Greifen hassten die Dunkelheit und klammerten sich an den Tag, wenn sie sich, was selten geschieht, mal in das Land der Erde vorwagen?«
    »Er erklärt jedoch nicht, warum sie das überhaupt je tun«, gab Annachudran zu bedenken. »Außerdem hätte sich dieses Wesen nach Nordwesten halten müssen, um in die Wüste zurückzukehren. Obwohl es das vielleicht noch zu tun gedenkt.« Dann zögerte er, wandte sich um und betrachtete Gerent forschend. » Du hast Anweyer gelesen?«
    Die Frage riss Gerent aus seinen Erinnerungen an das Feuer. Er zuckte die Achseln und erwiderte schroff: »Mein früherer Herr hatte eine gut ausgestattete Bibliothek.« Und er setzte die Satteltaschen in einer Reihe ab und machte sich auf die Suche nach Feuerholz. Das Holz hier war zumindest trockener. Der rasch fließende kleine Fluss bot vielleicht etwas Schmackhafteres als Trockenfleisch. Gerent suchte in Annachudrans Reisesack nach Haken und Angelschnur und warf dabei einen vorsichtigen Blick auf seinen neuen Meister, um zu sehen, ob dieser Einwände gegen das Durchstöbern seines Gepäcks hatte.
    Annachudran schien sich jedoch nichts daraus zu machen und sah ihm einen Augenblick lang zu. Als Gerent sagte, wonach er suchte, teilte ihm sein Herr mit: »Du wirst keine Haken finden. Wir hatten nicht erwartet, viel Gelegenheit zum Angeln zu finden.«
    Gerent nickte. Dann nahm er Annachudrans Messer zur Hand, suchte sich ein Stück Holz aus und machte sich daran, einen Haken zu schnitzen. Er wendete die Frage in Gedanken, ehe er sie aussprach, aber er vermutete, dass Annachudran über einfache Dinge reden wollte, die nichts mit Greifen oder Feuer zu tun hatten. Also fragte Gerent: »Wir?«
    Die Trauer verdüsterte Annachudrans Gesichtszüge, aber er antwortete bereitwillig. »Ein Freund. Der Mann, dem das Haus gehörte, das jetzt von der Wüste verschlungen wurde. Er war älter als ich, aber keiner von uns erwartete ... Es war sein Herz, denke ich. Die Wüste war schlimmer, als wir ... Wir hatten Brerichs Haus erreicht, aber ich hielt mich nicht im selben Zimmer auf, als er den Anfall erlitt. Wäre ich zur Stelle gewesen, vielleicht ...«
    Es war also letztlich doch keine einfache Frage gewesen. Und sie weckte viel zu lebhafte Erinnerungen an die Wüste. Annachudran schien allerdings über seinen Freund reden zu wollen, somit war es vielleicht doch eine gute Sache gewesen, dass Gerent die Frage gestellt hatte. Gerent legte den Haken zur Seite, suchte ein Stück Schnur und trennte sie vorsichtig auf, um einen dünneren Faden zu erhalten. Während dieser Arbeit drehte er den Faden zwischen den Fingern, um ihm Kraft und Leichtigkeit zu verleihen, und spürte schließlich, wie er in seinem Griff geschmeidig wurde. »Es tut mir leid, was Eurem Freund widerfahren ist«, sagte er aufrichtig. »Aber wie habt Ihr ... Wenn es Euch nichts ausmacht: Wie habt Ihr mich gefunden?«
    »Ah. Das war reines Glück. Und die arme, kleine Fearn. Du hattest einen deiner Wasserschläuche geöffnet, weißt du noch? Ich denke, sie hat das Wasser gewittert.« Annachudran hatte scheinbar kein großes Zutrauen in Gerents Unterfangen, denn er schöpfte nun Wasser aus dem Fluss, hing den Topf über das Feuer und machte sich daran, Trockenfleisch zu schneiden. Er befahl Gerent jedoch nicht, seine

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