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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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wurde erwischt, wie ich ein Attentat auf den König selbst plante, womit er hätte rechnen müssen, nachdem er verboten hatte, dass Gaststätten noch nach Mitternacht Bier ausschenkten. Was erwartet er eigentlich von jungen Lümmeln, wenn man sie auf die Straße hinauswirft, solange sie noch nüchtern genug sind, um herumzutorkeln?«
    Annachudran erinnerte sich zweifellos an den Aufruhr, den das kurzlebige Gesetz verursacht hatte, und lachte erneut.
    »Nein«, gestand Gerent. »Das stimmt auch nicht. Ich sagte Euch ja: Ich habe gar nichts getan. Ich hatte die falschen Feinde und nicht genug Freunde.« Nicht genug Freunde und zu viele Vettern. Und zu viele von denen waren, wie sich herausgestellt hatte, im Lager seiner Feinde gewesen ... Er hatte nicht vorgehabt, diesem Mann die Wahrheit zu sagen, und schwieg einen Augenblick lang, wobei er die bittere Wahrheit unerwartet in diesen letzten Worten nachklingen hörte.
    Er versuchte, eine unvermittelte Aufwallung von Bitterkeit abzuschütteln – keine hilfreiche Emotion für einen Sklaven –, und sagte, ein klein wenig zu rau: »Ich trage diese Taschen für Euch überallhin. Bitte ... lasst mich anschließend gehen. Ihr braucht mir nicht zu vertrauen. Denkt Ihr, ich würde irgendwo in Casmantium bleiben?« Er fuhr mit einem Daumen über das Brandzeichen im Gesicht. »Glaubt mir, verehrter Herr, mein ganzes Trachten ist es, niemandem mehr zu begegnen, bis ich sicher auf dem Boden Farabiands bin.«
    Annachudran hob einen Finger. »Du hast jemanden ermordet.« Einen weiteren Finger. »Oder ein Mädchen vergewaltigt.« Er öffnete die Hand wieder und zuckte die Achseln. »Das sind die beiden Arten von Verbrechen, für die jemand unter ein Fluchgelübde gestellt wird. Für keine andere gilt das. Ich wüsste nicht, wie ich dich gehen lassen könnte. Ich denke nicht, dass Mädchen in Farabiand vergewaltigt werden sollten, so wenig wie die Mädchen hier.«
    Gerent entgegnete gepresst: »Ich habe kein Mädchen vergewaltigt.«
    »Ich bin froh, das zu hören. Wen hast du ermordet?«
    »Ich sagte Euch schon ...«
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Das hat auch sonst niemand getan«, sagte Gerent gepresst. »Warum solltet Ihr also?« Er wandte sich ab und trat das Feuer aus. Dann hob er alle vier Satteltaschen auf und ließ nur die beiden Säcke für Annachudran.
    »Ich kann ...«
    »Vier sind besser zu balancieren als drei!«, blaffte Gerent. Er ging los und wandte sich dabei in südöstliche Richtung.
    Jetzt, wo Gerent alle Satteltaschen trug, kamen sie schneller voran. Gerent war zu stolz, um im Tempo nachzulassen: eine merkwürdige Form von Eitelkeit für jemanden, dem Prügel schon vor Jahren den letzten Rest Stolz hätten rauben müssen. Aber so war das nun mal. Er überließ es Annachudran, die Pausen zu bestimmen, was dieser alle paar Stunden tat. Und jedes Mal war Gerent froh darüber. Vor zehn Jahren, sogar noch vor fünf, hätte er diese Pausen nicht gebraucht. Nur für kurze Zeit hatte er die Hoffnung hegen können, vielleicht als freier Mann in Farabiand alt zu werden. Jetzt erschien ihm das unwahrscheinlich.
    Kurz vor der Abenddämmerung erreichten sie den Teschanken. So weit im Norden war der Fluss noch schmal und schnell und strömte mit fröhlichem Ungestüm dahin. Weiter im Süden bot er ein völlig anderes Bild, wie Gerent wusste: Nachdem der Teschanken sich von den hohen Bergen gestürzt hatte und durch die Gebirgsausläufer gestürmt war, begegnete er ein gutes Stück flussabwärts dem Nerintsan und verwandelte sich in einen imposanten breiten Strom, der den Süden bewässerte.
    »Wir folgen dem Fluss morgen nach Süden«, erklärte Annachudran. Er wanderte auf das steinige Ufer hinaus und starrte flussabwärts. »Wenn wir dort sind, wo ich vermute, werden wir ihn um die Mittagszeit überqueren und noch vor dem Abendessen zu Hause sein ...« Er brach unvermittelt ab.
    Ein Greif flog keinen Speerwurf entfernt an ihnen vorbei, schnell und geradlinig, und folgte dem Fluss nach Norden. Das späte Sonnenlicht spiegelte sich flammend auf der Kreatur und erzeugte auf Fell und Gefieder rötlich goldene und bronzefarbene Glanzlichter. Dieses Licht wirkte irgendwie viel strahlender als das, was der übrigen Welt zuteilwurde. Das Gefieder des Greifen schien die Luft wie Messer zu durchtrennen; sein Schnabel funkelte wie eine Schwertklinge, und flackernde Flämmchen blieben im Flugwind hinter den Schwingen zurück. Gerent brachte kein Wort hervor; Aben Annachudran schien es

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