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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Hilfe«, erklärte er. »Und ich werde einen gefährlichen Verbrecher nicht freilassen.« Er blickte sich in dem feuchten Wald um, der sie umgab. »Nicht mal hier, obwohl es – wie ich zugebe – unwahrscheinlich ist, dass du hier irgendeinen Schaden anrichten kannst. Du bist aus Melentser, vermute ich? Wohin wolltest du gehen? Farabiand? Das ist ein langer Weg. Allerdings ...« Er wölbte fragend die Brauen.
    Es gab keinen Grund, das abzustreiten. Gerent zuckte die Achseln. »Ja, Farabiand. Die Wüste war jedoch schlimmer, als ich erwartet hatte. Aber warum wart Ihr ...?« Er brach die Frage ab und senkte den Kopf.
    Der Mann schien jedoch die Respektlosigkeit nicht zu registrieren. »Ich habe einige Dinge aus einem Privathaus geholt. Ich sehe, dass auch du ein paar Bücher mitgebracht hast.« Er deutete auf Gerents kleinen Reisesack, der neben seinem eigenen lag. Dann schüttelte er den Kopf, scheinbar erstaunt über Gerents Torheit. Oder vielleicht der eigenen. Mit erkennbarem Schmerz und Kummer sagte er: »Ein paar Stunden hätte es nur dauern sollen. Nur ein paar Stunden. Wie schwierig konnte das schon werden?«
    Gerent hätte ihm inbrünstig zustimmen können, nur stand ihm das nicht an.
    Der Mann seufzte und blickte sich im Wald um; alles war grün und tropfte, obgleich sich der Nebel verzogen hatte. Dann blickte der Mann Gerent scharf an. »Wie heißt du? Wie fühlst du dich? Du müsstest dich gut erholt haben. Hast du?«
    »Gerent ist mein Name. Und ja ... Herr. Ich denke schon, dass ich mich erholt habe.«
    Ein zweiter scharfer Blick, der entschieden unbehaglich wirkte. »Ich bin Aben Annachudran. Rede mich bitte mit dem Namen an.« Annachudran blickte sich erneut um. »Der Tag dauert noch lange. Zieh die Stiefel an. Nimm noch eine Tasse Suppe zu dir. Du findest auch Kekse in einem Sack am Feuer. Nimm davon etwas, wenn du möchtest.« Er entfernte sich und machte sich daran, allerlei Sachen in einem Reisesack zu verstauen, der offenkundig von hoher Qualität war.
    Gerent zog die Stiefel an und band die Stahlringe mit Stoffstreifen fest an die Knöchel, damit sie nicht scheuerten. Anschließend nahm er noch eine Tasse Suppe zu sich und etwas von den Keksen. Er fühlte sich ... gut. Erstaunlich gut. Zu gut. Er hätte gern den Mann gefragt ... seinen neuen Herrn ... Er hätte ihn gern gefragt, ob er etwas getan hatte – und, wenn ja, was. Solche Fragen konnten sich jedoch als gefährlich erweisen, und die Antworten lagen ziemlich klar auf der Hand. Sein neuer Herr war also irgendeine Art Magier und verfügte zumindest über ein paar Heilungskräfte. Wahrscheinlich schätzte er es nicht, wenn Gerent nach solchen Dingen fragte. Besser, wenn Gerent die Laune des neuen Meisters mit einfacheren Fragen auf die Probe stellte.
    Neben dem üblichen Sack führte Annachudran noch Satteltaschen mit. Vier davon. Sie schienen schwer zu sein, als wären sie mit Backsteinen vollgestopft. Gerent versuchte sich vorzustellen, wie der mollige Annachudran mit seinen weichen Händen auch nur zwei Satteltaschen eine nennenswerte Strecke weit trug; doch es gelang ihm nicht. Kein Wunder, dass der Mann eine Eselin dabeigehabt hatte. Und einen Begleiter. Einen Freund, nach der Trauer in seinem Ton zu urteilen, als er von dem Mann sprach. Von der Wüste umgebracht. Das war ganz gewiss glaubhaft. Man konnte die Wüste vom Wald aus sehen: eine gerade Linie, die quer durch die Berge führte. Jenseits dieser Linie fiel blendende Ofenhitze auf roten Sand und Fels. Diesseits tropften die Bäume von Feuchtigkeit, und ein vom Regen angeschwollener Fluss stürmte über graue Felsen talwärts. Der Strom verlief direkt in die Wüste und verschwand dort; selbst das alte Flussbett war auf der anderen Seite der Wüstengrenze kaum noch zu erkennen: eine langgestreckte Grube im Sand, dann nichts mehr.
    »Ich denke, ich schaffe die Reisesäcke und eine der Satteltaschen«, sagte Annachudran, der forschen Schrittes zu Gerent herüberkam. »Denkst du, dass du die übrigen drei tragen kannst?«
    Gerent warf ihm einen Seitenblick zu. »Was, wenn ich nein sagen würde?«
    »Ich würde dich anweisen, es zu versuchen.«
    »Wahrscheinlich könnte ich alle vier tragen.«
    »Versuche es vorläufig mit dreien.« Der mollige Mann hob ächzend eine der Satteltaschen und die zwei leichten Säcke hoch. Er blickte zum Himmel hinauf, seufzte resigniert und stapfte los, und zwar in südöstlicher Richtung. Auf den Fluss Teschanken zu, vermutete Gerent. Und dann? Würde

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